Sommerekzem & Fellwechsel

Hand in Hand durch den Spätsommer

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, diese Aufgabe stellt sich für viele Pferdehalter in den kommenden Wochen. Während Haut und Fell unserer Pferde von außen noch durch Hitze, Staub und Insekten strapaziert werden, stellt der Stoffwechsel sich bereits auf die kommende kalte Jahreszeit um und gibt mit den ersten längeren Nächten den Impuls für den nächsten Fellwechsel. Deshalb widmen wir uns den beiden Phänomenen in einen Artikel.

Jahr für Jahr macht das Sommerekzem die Weidesaison für viele Pferde und deren Halter zur Herausforderung.

Das große Jucken – was hilft?

Der Teufelskreis aus Juckreiz und Scheuern geht nicht nur mit einem hohen Leidensdruck für das Tier einher, in manchen Fällen kann er sogar in schweren Hautinfektionen enden. Wenn sich allen vorbeugenden Maßnahmen zum Trotz eine Ekzembildung nicht verhindern lässt, ist für eine möglichst schnelle Besserung unverzügliches Handeln gefordert! 

Dem Sommerekzem liegt eine allergische Reaktion auf den Speichel bestimmter stechender Insekten zugrunde, die bis in den Herbst aktiv sind. Bei einer Überempfindlichkeit gegen deren Speichel bilden sich nach dem Stich unscheinbare kleine Pusteln unter der Haut, die einen starken Juckreiz auslösen. Um diesen zu lindern, beginnt sich das Pferd an harten Oberflächen zu scheuern. Die starke mechanische Belastung bleibt nicht ohne Folgen: Es kommt zu Hautirritationen und lokalem Fellverlust, in schweren Fällen auch zu offenen, nässenden, teils sogar blutigen Wunden, die sich leicht infizieren können. 

Juckreiz lindern, Hautregeneration fördern

Kommt es trotz vorbeugender Maßnahmen zu Insektenstichen und einer entsprechenden Hautreaktion, was übrigens auch bei Nicht-Ekzemern der Fall sein kann, so gilt als primäres Ziel der Behandlung die Linderung des Juckreizes – nur dadurch lässt sich starkes Scheuern vermeiden und damit der Teufelskreis unterbrechen. Tierärztin Tina Wassing empfiehlt ihren Kunden dazu helles sulfoniertes Schieferöl: „Der Naturstoff ist wohltuend bei Juckreiz und pflegt strapazierte, irritierte Tierhaut. Zudem unterstützt er die Regeneration der Haut und fördert damit ein schnelles Abheilen der Hautschäden. Aufgrund seines Eigengeruchs weist er außerdem einen gewissen repellenten Effekt auf“, so die Tierärztin. 

Hautpflege für das Pferd       

Helles sulfoniertes Schieferöl ist eingebunden in Shampoo, Gel und Creme zur Pflege strapazierter Tierhaut erhältlich. Zur Anwendung beim Sommerekzem ist Gel ideal geeignet: „Aufgrund seiner Textur verbindet es sich besonders gut mit den feuchten Hautirritationen und bleibt somit lange genug haften, um seine Wirkung entfalten zu können“, sagt Tina Wassing. Um das Gel direkt auf die Haut auftragen zu können, sollte das Fell zuvor an den jeweiligen Stellen gescheitelt werden. Vor der eigentlichen Behandlung empfiehlt es sich, die entsprechenden Areale mit dem passenden Shampoo zu reinigen. Das Shampoo reinigt nicht nur Haut und Fell von Schuppen und Krusten, sondern hat zugleich einen pflegenden Effekt.

Text: Heel GmbH

Nicht vergessen: Der Fellwechsel steht in den Startlöchern!

Während die meisten Pferdehalter – und ihre Vierbeiner – sich noch mit den Folgen von Insektenstichen, Staub und Hitze plagen, schleicht sich bereits jetzt wieder die nächste Herausforderung für den Organismus unserer Pferde an: der Fellwechsel!

Zwar ist es gefühlt noch gar nicht so lange her, dass wir über Tage, manchmal Wochen Unmengen von Fell von unseren Pferden bürsteten, aber mit der Sommersonnenwende im Juni und den langsam wieder kürzer werdenden Tagen wurde bereits der Startschuss für ein neues Fellkleid gegeben, das in den kommenden Monaten vor Wetterunbill und Kälte schützen soll. Während die Tageslichtlänge bestimmt, wann der Fellwechsel beginnt, hängt es maßgeblich von der Temperatur ab, wie dicht der Pelz wird. Auch Haltungs- und Nutzungsbedingungen haben natürlich Einfluss darauf, wie viel Fell unser Vierbeiner schlussendlich bis in den Spätherbst hinein bilden wird.

Wer in Erinnerung hat, wie viel lose Haare das Pferd im Frühjahr mit unserer tatkräftigen Hilfe abstößt, kann sich vorstellen, welch ein Kraftakt der Organismus nun leisten muss, um wieder die gleiche Menge Fell zu produzieren! Der Stoffwechsel läuft in der Folge auf Hochtouren, weshalb ihm auch die volle Aufmerksamkeit zukommen sollte, denn er ist zudem maßgeblich für ein intaktes, funktionstüchtiges Immunsystem verantwortlich.

Stoffwechsel stärken 

Um den Stoffwechsel allgemein und den Fellwechsel im Besonderen zu stärken, bietet es sich an, ausleitende Kräuter zuzufüttern, die die Leber- und Nierenfunktion und damit den Abtransport belastender Stoffe unterstützen und die Funktion der Organe anregen. Eine Kur mit entsprechenden Kräutermischungen tut dem Vierbeiner bereits jetzt gut.

Bewährte Mischungen bestehen zum Beispiel aus: 

• Brennnessel: wirkt harntreibend, entwässernd und dient der „Durchspülung“ der Nieren, zudem hat sie entzündungshemmende Eigenschaften:

• Mariendistel: regeneriert mit ihrem Inhaltsstoff Silymarin die Leber und fördert die Bildung neuer Leberzellen. Zudem kurbelt sie die Leberfunktion und den Gallenfluss an:

• Birkenblätter: wirken harntreibend, zudem schweißtreibend und fiebersenkend;

• Löwenzahnblätter und Löwenzahnwurzel: enthalten Bitterstoffe, die die Magen- Darmsekretion sowie die Produktion von Gallenflüssigkeit anregen und somit verdauungsfördernd wirken und die Lebertätigkeit anregen;

• Artischocke: enthält Leberanregende Bitterstoffe, ihr Inhaltsstoff Cynarin bindet Gifte, schützt das Organ.

Grundlage: Gesunde Haut

Vor allem Pferde mit chronischen Krankheiten oder Sommerekzem sind im Fellwechsel besonders anfällig. Die Haut des Pferdes ist während des Fellwechsels empfindlich, es kann zu Schuppenbildung, Pilzbefall oder anderen Hautproblemen kommen.

Hochwertige Nährstoffe unterstützen die Haut. Genannt sei hier vor allem Zink, das nicht nur sprödes, brüchiges Fell verhindert, sondern auch die Wundheilung fördert und generell das Immunsystem stützt. Vor allem Pferde, die unter Sommerekzem oder anderen Hauterkrankungen leiden, sollten deshalb mit ausreichend Zink versorgt sein. 

An Vitaminen spielen vor allem die Antioxidantien A und C eine entscheidende Rolle: Sie sorgen für eine reibungslose Zellteilung, was wiederum für die Haarbildung wichtig ist. Biotin, also Vitamin H sorgt dafür, dass das neue Fell glänzend und geschmeidig wird. Zwar bilden Pferde Biotin selbst, bei erhöhtem Bedarf wie zum Beispiel im Fellwechsel profitieren sie jedoch von einer zusätzlichen Gabe über ein entsprechendes Zusatzfutter. 

Nicht selbst herstellen dagegen kann das Pferd essentielle Aminosäuren, darunter auch das wichtige Methionin. Damit der Organismus des Pferdes ausreichend Keratin für das neue Winterfell bilden kann, ist hier eine Substitution empfehlenswert. Omega-3-Fettsäuren fördern eine elastische und strapazierfähige Haut, Sie wirken zudem entzündungshemmend und verbessern die Durchblutung der Haut. Früher verabreichte man den Vierbeinern Malzbier und Bierhefe im Fellwechsel, wesentlich zielgerichteter sind spezielle Ergänzungsfuttermittel.

Ein Plus an Pflege

Schweißtreibende Temperaturen, Staub und dazu noch der beginnende Fellwechsel erfordern auch bei noch seidig glattem Sommerfell entsprechende Pflege. Getrockneter Schweiß in Verbindung mit Hautschuppen, Resten des Fliegensprays und Staub sorgen auch ohne Sommerekzem für Juckreiz. Das Pferd scheuert sich und es kann sich ein ähnlicher Teufelskreis entwickeln wie bei einem echten Ekzemer. Auch wenn im Laufe des Herbstes die weichen Sommerhaare leichter ausfallen als die dicke Winterwolle im Frühjahr, schadet regelmäßiges Putzen mit weichen Bürsten, die den Staub gut aufnehmen, nicht. 

Gründliches Bürsten entfernt nicht nur lose Haare und „festgebackenen“ Staub, sondern sorgt für vermehrte Durchblutung, was wiederum der Haut und damit dem neu zu bildenden Winterfell gut tut. Hierzu eignen sich klassische Kardätschen, die viel Staub aufnehmen, am besten. Besonders wirksam gegen tief sitzenden Schmutz sind Bürsten mit schräger Borstenstellung, die den Staub gründlich aus der Tiefe holen. Bürstet man abschließend in die andere Richtung, entsteht der gewünschte Glanz. Wichtig ist, die Haut beim Putzen nicht zu verletzen. Mikroläsionen oder gar ein durch Waschsubstanzen geschädigter Säureschutzmantel der Haut bieten Pilzen und Krankheitserregern die Möglichkeit, sich auf der Haut anzusiedeln. Deshalb gilt: wenig Chemie ans Pferd und auf Bürsten mit harten, scharfen Borsten verzichten. 

Text: Friederike Fritz, Foto: A. Bozai