Reitplatzbau & Reitböden

Allen Ansprüchen gerecht werden

Einen Reitplatz mit gut funktionierender Tretschicht wünscht sich jeder Westernreiter. Doch gerade beim Westernreiten mit seinen zahlreichen Disziplinen ist es anspruchsvoll, einen Reitboden zu schaffen, der den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht wird.

Prinzipiell gibt es beim Reitplatzbau drei Arten von Schichtbauweisen: die Ein-Schicht-, Zwei-Schicht- und Drei-Schicht-Bauweise. Diese Begriffe stammen aus dem Technischen Regelwerk der „Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. (FLL)“, die 2014 zusammen mit der Reiterlichen Vereinigung (FN) die „Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von Reitplätzen im Freien“ herausgegeben hat. Der Grund war, das bisherige Durcheinander beim Bau von Reitplätzen zu beenden und ein Regelwerk zu schaffen, dass durch anerkannte Regeln der Technik richtungweisend ist und auch juristisch herangezogen werden kann, wenn sich beispielsweise ein von einem Reitplatzbauer erstellter Reitplatz als untauglich erweist. 

Cutting- und Reiningboden – sind beide vereinbar?

Interessant ist, dass einzig beim Westernreiten die Auswahlkriterien bei zwei Reitplatzarten unterschiedlich gewichtet werden, nämlich für Reining und Cutting. Das erscheint auch richtig, denn Böden für diese beiden Disziplinen könnten unterschiedlicher nicht sein. Beim Cutting mit Rindern oder auch dem Barrel Racing benötigt das Pferd guten Halt und einen griffigen Boden. Der Sand darf nicht zu viel nachgeben und muss scherfest und kompakt sein, um die notwendige Festigkeit und Trittsicherheit zu gewährleisten. 

Ganz andere Ansprüche hingegen beim Reining mit Spins, Roll Backs und besonders Sliding Stops, für das ein anderer Reitboden benötigt wird. Ideal wären hier eine Zwei-Schicht-Bauweise mit einem festen, ebenen Unterboden aus z. B. einer zehn Zentimeter dicken Lehmschicht und darüber eine fünf bis sieben Zentimeter hohe Schicht aus einem nachgiebigen Sandgemisch mit spezieller Western-Mischung. 

Auch die Bewässerung ist unterschiedlich: Um die Reiteigenschaften beim Cutting dauerhaft zu gewährleisten, sind regelmäßige Beregnung und eine gute Abflussmöglichkeit für überschüssiges Wasser auf Außenplätzen wichtig. In der Reining hingegen darf der Boden nicht zu feucht werden, da Wasser den Sand zu sehr verfestigt. Der Boden sollte hier im besten Fall nur mit einem Wassernebel befeuchtet werden.

Darüber hinaus gibt es noch je nach örtlichen Situationen (Grundwasserstand, Untergrundbeschaffenheit) bestimmte Varianten (Trennlagen, Filterschichten, Drainstränge), auf die an dieser Stelle jedoch wegen ihrer Spezialisierung nicht eingegangen werden soll. Wer Näheres über dieses Thema wissen will, kann sich das Regelwerk bei der FLL besorgen (www.fll.de, 27,50 Euro).

Schichtbauweisen

Grundsätzlich gilt: Je häufiger ein Reitplatz frequentiert wird, desto mehr Schichten müssen vorhanden sein, um die Funktion der Fläche beizubehalten. Weitere Kriterien, die bei der Auswahl der richtigen Bauweise eines Reitplatzes helfen, können der Grafik „Flussdiagramm Reitplatzbau“ entnommen werden.

Leider fehlt im Regelwerk der FLL ein zwar banaler, aber außerordentlich wichtiger Hinweis: Um einen Reitplatz langfristig und nachhaltig wasserabführend zu gestalten, müssen bei allen Schichtbauweisen die Schichten auf der Geländeoberkante (= Erdplanum) aufgetragen werden, damit an allen vier Rändern ein seitlicher Wasseraustritt möglich ist. In der Praxis ist es leider häufig so, dass der gewachsene Boden beim Bau einer neuen Reitplatzfläche etwa mit einem Radlader abgetragen wird und dann auf dem verdichteten und egalisierten Planum die drei Schichten (Trag-, Trenn- und Tretschicht) aufgebracht werden. Das hat zur Folge, dass das Wasser seitlich nicht mehr gut abfließen oder austreten kann, weil das der daneben beziehungsweise darüber befindliche gewachsene Boden im Randbereich jetzt nicht mehr zulässt, besonders, wenn er vielleicht noch eine bindige Struktur hat wie Lehm oder Ton.

Die wasserdurchlässige Trennschicht, die zum Beispiel aus Ziegelgrus, Geotextil oder Kunststoff-Vlies besteht, wird sich im Laufe der Zeit – wie meine langjährige Erfahrung als Bauingenieur im Tief-, Straßen- und Sportstättenbau gezeigt hat – durch atmosphärische Stoffe wie Feinstaub, fein zerkleinerte organische Bestandteile wie Laub und Auswaschungen von Pferdeäpfeln zusetzen, verstopfen und ihre volle Wirkung, nämlich die Wasserabführung nach unten in eine als Drainage wirkende Schottertragschicht, im Laufe der Zeit einbüßen. 

Wird der gewachsene Erdboden auf der Fläche hingegen nicht abgetragen und die drei Schichten oben aufgebaut, kann das Wasser aus der Tret- und einer ggf. verstopften Trennschicht problemlos in die Seitenränder entweichen. Das spart zudem auch Geld, denn Erdarbeiten wie die Auskofferung einer etwa dreißig Zentimeter starken Bodenschicht sind im Baugeschehen kostenintensiv. Bei vielen Reitplatzgittersystemen als Trennschicht ist der sogenannte On-Top-Aufbau inzwischen Usus. Einige können auch direkt auf den geebneten Naturboden oder einer dünnen Kiesausgleichsschicht aufgebracht werden.

Tretschichten

Wie eingangs bereits erwähnt, müssen die Tretschichten für Reining und die anderen Disziplinen unterschiedlich beschaffen sein, besonders auf Turnier- und Trainingsplätzen im Leistungssport. Da Reining jedoch wesentlich seltener ausgeübt wird als AllAround-Klassen, soll auf den Reining-Boden nicht weiter eingegangen, sondern vielmehr griffige und trittfeste Tretschichten beschrieben werden.

Als Tretschicht für einen Reitplatzboden kommen reiner Sand, Sandgemische mit organischen (Spezial-Gatterspäne aus Weichholz, Baumwollhäcksel, Fasern aus Maisstärke) oder synthetischen Zuschlagstoffen (Vlieshäcksel, Kunststoff-Fasern oder -Flocken) in Frage. Die Zuschlagstoffe werden verwendet, um die technischen Eigenschaften einer Tretschicht zu verbessern wie etwa die Wasserspeicherung, Frostbeständigkeit, Trittfestigkeit, Elastizität und Haltbarkeit. 

Bei den synthetischen Zuschlagstoffen ohne Gütesiegel ist allerdings Vorsicht geboten. Sie können durch Hufabrieb im Sommer gesundheitsschädlichen und lungengängigen Feinstaub entwickeln.

Trennschichten

Trennschichten sollen verhindern, dass sich die Tretschicht mit der Tragschicht beziehungsweise dem Erdboden vermischt und halten so den Bodenaufbau aufrecht. Zudem sind sie wasserdurchlässig und führen das Regenwasser in die darunter liegenden Schichten ab. 

Trennschichten können aus Ziegelgrus (3-5 Zentimeter Schichtdicke), Bodengitterplatten (4-6 Zentimeter), Geotextilen und Kunststoffvliesen (einige Millimeter) bestehen. Bei den industriellen Produkten gibt es inzwischen eine breite Produktpalette. 

Kunststoff-Vliese – auch Geokunststoffe genannt – werden entweder mit Überlappung lose verlegt, miteinander vernäht, verschweißt oder verklebt. Die Preise für Produkte hoher Qualität liegen je nach Art zwischen fünf und 30 Euro pro Quadratmeter. Die einfacheren Vlies-Gewebematten haben allerdings inzwischen einen negativen Touch bekommen, weil sie sich bei loser Verlegung und hoher Belastung im Bereich der Überlappung verfalten können, an die Oberfläche kommen und dann zu gefährlichen Stolperfallen werden. Gitterplatten müssen entweder kraftschlüssig miteinander verbunden sein oder durch ihr hohes Eigengewicht eine Aufwölbung unmöglich machen. Einige Produkte haben durch ihre Konstruktion zudem eine wasserspeichernde Funktion. Andere setzen auf eine Holzschicht unter den Platten als Feuchtigkeitsspeicher und zusätzlichen Stoßdämpfer.

Tragschichten

Tragschichten dienen der Entwässerung von Regenwasser nach unten und zur Seite, ermöglichen ein Befahren der Reitplatzfläche mit schwerem Gerät zur Pflege und verhindern die Verdichtung des Untergrunds. Ihre Schichtstärke variiert je nach Pferdebestand und Belastung. Im Reitplatzbau soll die Tragschicht viel Wasser aufnehmen und weiterleiten können. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Körnung zwischen 16 und 32 Millimeter ohne Kleinanteile passend ist, wenn eine stabile Trennschicht darüber angeordnet wird.

Als Materialien eignen sich mineralischer oder recycelter Schotter sowie Kies. Auch kommen Gesteinsmischungen in Frage, die preiswerter sind, allerdings nur, wenn nicht viel Erde und Feinteile beigemischt sind, was die Wasserdurchlässigkeit verringern würde.

Reitplatzeinfriedungen

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Randeinfassung und Reitplatzeinzäunung. Einfassungen verhindern, dass die Tretschicht mit der Zeit nach außen getragen oder weggeschwemmt wird. 

Üblicherweise bestehen Randeinfassungen aus schweren Eichenschwellen, die mit verzinkten Lochplatten verbunden werden. Im Torbereich werden die Schwellen auf Tretschichthöhe versenkt, um ein ungehindertes Einreiten bzw. Durchfahren zu gewährleisten. 

Die Höhe der Einzäunung orientiert sich an der vorgesehenen Nutzung des Reitplatzes, soll aber mindestens 1,10 m, bei Anfängerunterricht oder der Arbeit mit jungen Pferden 1,20 m betragen. Als Materialien kommen Holz, Kunststoff oder moderne Kunststoffbänder infrage, die an Holz- oder Recyclingpfosten befestigt werden. Versenkbare Pfähle sollten mindestens 50 cm, Eck- und Torpfosten 70 cm in den Boden gerammt werden. In der Regel werden die Pfähle hinter der Randeinfassung eingebaut. Die Pfosten können auch mithilfe einer Montagekonsole aufgeschraubt werden. Die Pfahlabstände variieren zwischen 2,50 und 4,00 m. Die Querriegel müssen abgerundet sein und werden in der Regel an der Innenseite der Pfosten angebracht, um ein Hängenbleiben des Reiterfußes an den Zaunpfählen zu vermeiden. Möglich ist eine zwei- oder dreireihige Plankenführung, bei einer Zaunhöhe von 1,10 bis 1,20 m genügen gewöhnlich aber zwei Reihen. 

Die Durchgangsbreite der Tore sollte 3,50 bis 4,00 m betragen. Geeignet sind ein- oder zweiflügelige Schwenktore aus Holz, Kunststoff oder verzinktem Stahlrohr. 

Reitplatzpflege und Bewässerungssysteme

Für optimale Bodenverhältnisse und Reiteigenschaften ist die richtige Bodenpflege entscheidend. Dazu gehört neben der regelmäßigen Beregnung auch das Abziehen mit einem Bahnplaner.

Für Reitsand mit Zuschlagstoffen sollte stets ein Bahnplaner mit Gitter- oder Vollgummiwalze eingesetzt werden. Bei Reitsand pur genügt ein Gerät mit Glätteschild. Der Einsatz von Zinken, Striegeln & Co sollte immer vom verwendeten Reitsand und von der gewünschten Nutzung abhängig gemacht werden. Wichtig ist zunächst die passende Einstellung des Bahnplaners für den jeweiligen Reitboden. Als erstes außen an der Einfassung entlang abschleppen. Danach kreisförmig über die gesamte Reitfläche fahren und dabei auch die Außenbahn mitnehmen. Dabei stets etwa 1 bis 2 m Abstand zur Begrenzung lassen. Die Geschwindigkeit spielt eine wichtige Rolle für ein gutes Ergebnis. Deshalb sollte man weder zu langsam (= Schrittgeschwindigkeit) noch zu schnell (= über 12km/h) fahren. 

Kostengünstig und flexibel einsetzbar sind mobile Beregner. Hierfür eignen sich Stativregner mit einer Schlauchzuleitung oder Regner mit einer Zuleitung aus Schnellkupplungsrohren. Die Stativregner können im Dreiecksverband aufgestellt werden, sodass die Wasserverteilung kreisförmig erfolgt. Regner mit Rohrzuleitungen werden zur Einzelberegnung (Großregner) oder Reihenberegnung (Kleinregner) verwendet. 

Daneben werden auch automatische Kleinregengeräte in verschiedenen Größen und Typen von mehreren Herstellern angeboten. Eine Möglichkeit ist ein Regnerwagen, eine Art größerer Schlauchwagen. Vor Betriebsbeginn wird der Schlauch samt Beregnerdüse per Hand ausgerollt und etwa sechs bis acht Meter vor dem Ende des Platzes positioniert. Die Niederschlagsmenge wird über die Geschwindigkeit gesteuert, die Beregnungssektoren sind von 20° bis 360° einstellbar. Während der Beregnung rollt sich der Schlauch langsam automatisch ein und stellt sich bei voll aufgerollten Regnerwagen selbstständig ab. Ferner gibt es ein kleines vierrädriges Vehikel, das, angetrieben durch den Wasserdruck, selbstständig über die Tretschicht fährt und diese mit einem Teil- oder Vollkreisregner bewässert. Auch hier wird die Intensität der Beregnung über die Geschwindigkeit gesteuert. Allerdings muss bei diesem Gerät der angeschlossene Schlauch nach Betriebsende von Hand eingeholt werden. Außerdem ist dieses Regner-Vehikel eher für große Flächen mit 35 Meter Breite und bis 120 Meter Länge geeignet.

Eine weitere Alternative zu fest installierten Beregnungsanlagen ist eine Kombination aus Reitbahnplaner und Wasserfassberegnung. Die Wasserausbringung erfolgt über drei Düsenreihen. Je nach Bedarf stehen Behältergrößen zwischen 400 und 6.000 Litern zur Verfügung. Dieses System gibt es als Schlepperanhänger, als Komplett-Anlage für Pritschenfahrzeuge, Unimogs etc. und als Rain-Modul für einen bereits vorhandenen Reitplatzbahner.

Stationäre Reitplatz-Beregnungsanlagen werden hinter der Reitplatzeinfriedung entweder bündig zum Hufschlag versenkt oder an einen Zaunpfosten bzw. auf Metallstutzen montiert. Die Beregnung erfolgt vollautomatisch auf Knopfdruck durch spezielle Steuergeräte. So lässt sich jeder Regner (bei einem 20 x 40 Meter Platz sechs Stück, je drei an der langen Seite) individuell in zwölf Zeitintervallen von einer bis 60 Minuten und in ein oder zwei Durchläufen steuern. 

Text und Foto: Dipl.-Ing. Romo Schmidt