Moderne Paddock- und Stallböden
Gesundheit und Wohlbefinden fürs Pferd
Das Wissen um die Bedürfnisse unserer Pferde ist enorm in den Vordergrund der Pferdehaltung gerückt ist. So auch, was die Bodenbeläge in der Reitanlage angeht. Das QHJ gibt einen Überblick, damit auch ihr Pferd sich gesund und wohl fühlt…
Die Beschaffenheit von Paddock- und Stallböden muss so gestaltet sein, dass den Gliedmaßen und Hufen ein störungsfreier Bewegungsablauf ermöglicht wird und sie möglichst geringen Keimbelastungen ausgesetzt sind. Unebene Böden und fehlende Übergänge zwischen verschiedenen Belägen provozieren Fehltritte, harte Böden belasten Gelenke und glatte Flächen erhöhen das Ausrutschrisiko. Zudem schmirgeln ungeeignete Tretschichten Barhufe übermäßig ab. Die Hufe werden aber nicht nur mechanisch belastet, sondern kommen auch mit krankmachenden Erregern wie Bakterien und Pilzen in Kontakt. Ein gesunder Huf kommt damit gut zurecht, solange Keime & Co nicht durch mangelhafte Stallhygiene oder verunreinigte Paddockböden überhandnehmen. Um den in den letzten Jahren laut Dr. med. vet. Veronika Apprich von der Veterinärmedizinischen Universität Wien zunehmenden Huferkrankungen durch Fadenpilze (Dermatophyten) und Bakterien ausgelösten Erkrankungen wie der White Line Disease entgegenzuwirken, müssen alle Bodenflächen, auf denen sich Pferde dauerhaft aufhalten, so sauber wie möglich gehalten werden. Das ist durch regelmäßiges Absammeln von Pferdeäpfeln auf Paddockböden, Ausmisten von Ställen, eine möglichst saugfähige Einstreu sowie hin und wieder durch ein Flächendesinfektionsmittel mit bakterizider und fungizider Wirkung zu erreichen.
Bodenflächen in Kleinausläufen
Zurzeit gibt es noch keine gesetzlichen Vorschriften hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit von Boxenpaddocks. Es bestehen lediglich Empfehlungen verschiedener Organisationen wie der Reiterlichen Vereinigung (FN), der Laufstall-Arbeitsgemeinschaft (LAG) oder der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Einigkeit besteht über die Befestigung von Kleinstausläufen, damit die Pferde nicht durch eine dicke Sandschicht zum Wälzen animiert werden und sich mit den Beinen oder Hufen in den Absperrungen verfangen können. Geeignet sind hier besonders Bodengitterplatten aus PE/PP-Kunststoffen, die zum Teil ohne Unterbau oder auf einem Unterbau aus Schotter oder Kies verlegt und mit nur wenig Sand aufgefüllt werden und den Pferden genügend Grip bieten, sie aber nicht zum Wälzen verleiten.
Bodenflächen in Gruppenausläufen
Mit dem erhöhten Aufkommen innovativer Haltungsformen wie Bewegungsställen, Rundkurspaddocks oder Paddocktrails haben sich die traditionellen Bodenflächen dahingehend verändert, dass verschiedene Bodenbeläge in den Außenbereichen eingesetzt werden, um die Entwicklung der Hufe und Gliedmaßen positiv zu beeinflussen. Übergänge mit Auffüllungen aus Rundkies haben sich bewährt, da diese durch „Reflexzonenmassage“ die Sohlen der Hufe kräftigen. Auch dient eine wasserdichte Mulde, in die im Sommer Wasser eingefüllt wird und die von den Pferden durchschritten werden muss, dem Feuchtigkeitsausgleich der Hufe. Diese kann in der nassen Jahreszeit wieder entfernt werden.
Wichtig: Alle Übergänge zwischen den einzelnen Bodenbelägen müssen abgerundet sein, um Stolpern vor allem in höheren Gangarten und damit mögliche Huf- oder gar Sehnenverletzungen zu vermeiden.
Der zusätzliche Bodenkontakt auf natürlichen Untergründen wie Gras, Sand und Erde regeneriert und stabilisiert die Hufe. Überdies sorgt ein Rundkurspaddock für mehr Bewegung, das A und O für gesunde Hufe. Denn beim Laufen aktiviert der Gegendruck des Erdbodens auf Sohle und Strahl den Blutkreislauf in der Huflederhaut. Dadurch werden die Hufe ausreichend mit Nährstoffen versorgt, was zu einem regen Hornwachstum führt. Eine gute Durchblutung der Hufe bewirkt ferner eine intakte Nerventätigkeit mit einem gesunden Schmerzempfinden sowie einen ausgeprägten Tastsinn als natürliche Schutzmaßnahme.
Tretschicht-Materialien
Als Tretschicht für Paddock- und Auslaufböden kommen Sande, organische Stoffe wie Holzhackschnitzel oder industrielle Tretschichtmischungen in Frage. Beim Sand sollten nur solche Arten gewählt werden, die keine Feinanteile besitzen. Diese verursachen im Sommer Staub und im Winter ein schnelleres Gefrieren der Tretschicht. Deshalb sollten Sie nur Flusssand oder gewaschenen Maurersand verwenden. Quarzsande aus gebrochenem Material eignen sich aufgrund ihrer scharfen Struktur nicht, da sich Barhufe darauf zu sehr abreiben. Bei fertigen Mischungen sollte man deshalb auf runde oder konische Sandformen achten.
Verschiedene Meinungen gibt es über Holzhackschnitzel als Bodenbelag auf dem Auslauf. Von Nachteil ist die umständliche Säuberung, die schlechte und je nach Holzart mehrere Jahre dauernde Kompostierung, das regelmäßige Wechseln alle zwei bis drei Jahre aufgrund der relativ schnellen Verwitterung sowie die Gefahr von eventuell anteiligen Gifthölzern, wenn die Pferde davon fressen. Deshalb sollte auf keinen Fall etwa Schreddermaterial von Ästen und Zweigen verschiedener Ziergehölze aus dem Gartenbau verwendet werden.
Von Vorteil sind Elastizität besonders bei Frost, Wasserabführung und -speicherung sowie Huffreundlichkeit. Besonders geeignet sind Holzhackschnitzel auf stark strapazierten Flächen wie Treibgängen, Schleusen oder schmalen Durchgängen, in denen in der nassen Jahreszeit ständig Wasserpfützen stehen. Hierzu werden die Schnitzel im Vortriebverfahren 30 bis 40 Zentimeter direkt auf den Untergrund (Matsch, Sand, Gras) aufgetragen. Eine solche Schicht ist auch bei Belastung von bis zu 20 Pferden stabil, weil sich der Druck durch die Hufe vertikal im vermatschten Untergrund auf eine wesentlich größere Fläche als die Hufgröße verteilt. Das liegt daran, dass das Pferdegewicht horizontal im Gefüge der Holzschnitzel aufgenommen wird. Das kann man sich wie bei Schneeschuhen vorstellen, bei denen sich das Körpergewicht durch die vergrößerte Lauffläche auf eine breitere Schneedecke verteilt und man dadurch nicht einsinkt.
Teilbefestigungen auf Auslaufflächen
Bei Paddockböden mit Tretschichten sollten stark beanspruchte Flächen wie Futterplätze (Raufen, Futterstände), Tränkebereiche und vor dem Stall befestigt werden, weil eine wasserdurchlässige Schicht an diesen Stellen auf Dauer überfordert wäre und Schaden nehmen könnte. Auch aus Gründen der Hygiene und der einfacheren Reinigung sind Teilbefestigungen vorzuziehen. Vermatschte und mit Dung oder Futterresten verunreinigte Böden forcieren Fäulnisprozesse in den Weichhornteilen der Hufe.
Für Bewegungsställe werden von den Herstellern übrigens ein Drittel Hartboden und zwei Drittel befestigter Auslauf mit Sand-Tretschicht empfohlen: „Der Auslaufbereich sollte unterschiedliche Bodenbeläge aufweisen wie rutschfeste Hartböden im Bereich der Fütterungseinrichtungen sowie mit Bodenrastern befestigte Bereiche mit einer Sand-Tretschicht. Hier weisen die hauptsächlich genutzten Laufwege eine Tretschichthöhe von circa fünf Zentimeter auf. Höher gelegene Stellen wie Wälzplätze besitzen eine Tretschichthöhe von 10 bis 15 Zentimeter“, heißt es bei HIT-Aktivstall®.
Gummi- und Kunststoffbeläge für Innen- und Außenbereiche
• Anstelle einer wasserdurchlässigen Schichtbauweise mit Tretschicht können auch Kunststoff-Bodenraster verwendet werden. Für Boxen bzw. Liegeflächen und Stallgassen eignen sich Stallmatten aus speziellem Vollgummi, Kunststoff, Gummi-Kunststoff-Gemische, Gummi- oder Kautschuk-Estrich. Für befestigte Kleinpaddocks (Beton, Asphalt), Untersuchungsstände oder Waschplätze sind wasserdurchlässiges Gummigranulat oder Drainmatten ideal. Hierbei bieten sich verschiedene Systeme an:
• Wasserundurchlässige Matten aus Gummi oder Kunststoff gibt es als viereckige Einzelteile, die miteinander verbunden werden (Puzzle oder Nut/Feder) oder als Mattenrollen. Die Verlegung ist von allen Bodenbelägen am einfachsten und kann ohne weiteres selbst durchgeführt werden. Eine zusätzliche Profilierung bietet Trittsicherheit und verbessert den Halt. Wichtig: Auf Liegeflächen muss unbedingt eine ausreichende Schicht saugfähiger Einstreu auf den Matten sein, um hornschädigendes Ammoniak zu binden.
• Flüssig-Estrich aus Gummi oder Kautschuk bietet sich für Boxen oder Stallgassen an. Vorteil gegenüber Matten ist die lückenlose Verlegung, sodass kein Urin unter den Belag fließen kann.
• Verbundpflaster oder Matten aus wasserdurchlässigen Kautschuk- oder Gummigranulat-Fasergemischen (Puzzle oder Stecksystem) können auf Betonböden in Untersuchungsständen, Waschplätzen, Kleinpaddocks oder auf Paddockflächen im Bereich von Außentränken oder in Fressständen verlegt werden. Sie sind durch ihre Rutschfestigkeit trittsicher, bieten aber dennoch gewisse Gleiteigenschaften für den Huf, sind gut zu reinigen und dämpfen die Schritte beschlagener Pferde. Für größere Paddockflächen sind sie wegen ihrer hohen Kosten allerdings weniger geeignet.
• Stattdessen können Kunststoff-Bodenplatten, die es inzwischen in vielen Versionen auf dem Markt gibt, eingebaut werden. Gitterloch- oder Bodengitterplatten können Massivgitter, Wabenplatten oder geschlossene Platten sein, die zum Teil ohne Unterbau auf dem Erdboden verlegt werden können oder eine werkseitig eingebaute Trennplatte besitzen. Sie bestehen meist aus schlagzähem und frostsicherem HDPE/PP-Kunststoff und werden miteinander verhakt. Die wabenförmigen Zellen werden mit Kieselsteinen oder Sand verfüllt und ggf. mit einer Tretschicht aufgeschüttet. Regenwasser kann durch das System nach unten fließen, daher sollte der Untergrund vor dem Verlegen nur egalisiert werden. Ferner gibt es Gitterplatten, die auf ein Kiesbett verlegt und mit Sand, Holzhackschnitzeln oder bei Tränke- und Futterplätzen mit speziellen Pflastersteinen versiegelfrei verfüllt werden.
Text und Foto: Birgit van Damsen