Dauerthema Hufrehe

Hufgesundheit

Trockenheit und kurzes Gras prägten dieses Frühjahr die Weidelandschaft in Deutschland.  

Viele glauben immer noch, dass es vor allem das satte, gut aufgewachsene Grün ist, das den Hufen der Pferde gefährlich werden kann – ein Trugschluss. Auch staubtrockenes, kurzes Gras kann die Hufrehe auslösen! 

Fructane, die längst als Hauptverursacher der fütterungsbedingten Hufrehe bei Weidepferden ausgemachten Speicherstoffe der Pflanzen, finden sich nicht etwa nur im Frühjahr zu Beginn der Weidesaison. Sie werden auch immer dann in gefährlich hohen Konzentrationen eingelagert, wenn die Pflanze zwar Photosynthese betreibt (weil die Sonne scheint), dies aber nicht in Wachstum umsetzen kann (weil es zu kalt oder zu trocken ist). Erhöhte und damit für das Pferd gefährliche Fructanwerte finden sich zudem immer dann, wenn die Weide Stress hat – etwa aufgrund von Überweidung, aber auch wegen fehlender Düngung, die natürlich ebenfalls wachstumshemmend wirkt. Die Lösung dieses Problems besteht also vor allem in einem überlegten, konsequenten Weidemanagement und weniger darin, die Futteraufnahme durch – oft kontraproduktive – Maßnahmen zu begrenzen.  

Wer etwa Pferde auf eine völlig abgeweidete Fläche entlässt oder sie unmittelbar nach der Heuwerbung auf die nun kurz abgemähte Weide stellt in der Hoffnung, so die Menge des Futtergrases begrenzen und die Rehegefahr eindämmen zu können, provoziert nicht selten damit sogar ein größeres Risiko: Erst, wenn das Wachstum wieder richtig Fahrt aufgenommen hat, werden die durch Photosynthese gebildeten Stoffe wieder umgesetzt und nicht mehr in erster Linie gespeichert.  

Vorsicht ist also – vor allem, aber nicht nur bei rehegefährdeten Pferden – geboten: 

• im Frühjahr, wenn die Sonne bereits scheint, das Wachstum aufgrund niedriger Temperaturen aber noch stockt, 

• im Spätherbst oder bei Kälteeinbrüchen unter vergleichbaren Witterungsbedingungen, 

• unmittelbar nach der Heuwerbung, 

• bei anhaltender Trockenheit, 

• bei Überweidung (zu hohe Besatzdichte, Portionsweiden!),  

• auf Weiden mit sehr einseitigem Pflanzenbestand, insbesondere von stark fructanbildenden Gräsern (z. B. Deutsches Weidelgras) und bei 

• unzureichender oder fehlender Düngung. 

Der Weidegang muss also über den ganzen Sommer und bei jedweder Witterung überlegt gestaltet werden, um seine Wirkung entfalten zu können. Er trägt dann entscheidend dazu bei, unseren Pferden eine wirklich gelungene Sommersaison mit vielen tollen Ritten zu ermöglichen – auf Basis kerngesunder Hufe!

Text: Angelika Schmelzer, Foto: ak photographics/A. Klee