Weidemanagement und Weidebeifütterung

Sicher, nachhaltig & gesund

Klimawandel und Artensterben sind traurige Realität. Umso wichtiger ist es, mit Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft und Biodiversität auf der Pferdeweide gegenzusteuern. Von Saatgut und Dünger über Einfriedungsmaterial und Gerätetechnik bis zum Tränkmanagement können gerade Pferdehalter viel in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit tun. Auch die Futteraufnahme auf der Weide sollte dabei im Blick behalten werden. 

Besonderes Augenmerk ist auf die Auswahl des Saatguts zu richten. Vor allem Weidelgräser und Schwingelarten produzieren in Stress-Situationen wie Verbiss, Nährstoff- und Wassermangel nicht nur vermehrt Fruktan und erhöhen so das Hufreherisiko, sondern auch giftige Endophyten. Ursache ist eine Infektion mit einem Pilzpartner, dessen natürliche Toxine wichtig für die Widerstandskraft der Gräser sind. Im Idealfall bilden Gras und Pilz eine Symbiose, von der beide Partner profitieren: Der Pilz erhält vom Gras Nährstoffe, das Gras wird im Gegenzug resistenter gegen Stress. Weil die Giftstoffe nur bei Bedarf hergestellt werden, ist das Vergiftungsrisiko zeitlich begrenzt. Unbeabsichtigte Selektion auf Widerstandskraft, zum Beispiel als Folge permanenter Überweidung, provoziert die Fraßabwehr der Gräser. Zusätzlicher Stress wie Sommerdürre kann eine weitere Selektion bewirken mit dem Ergebnis, dass am Ende nur die härtesten und giftigsten Gräser übrigbleiben. 

Artenvielfalt statt Monokultur

Vier Wirkstoffgruppen der Endophyten sind bisher als viehgiftig aufgefallen. Aus den vier Gruppen sind Ergovalin und Lolitrem B bisher am besten untersucht.  

Ergovalin kann mutterkorntypische Symptome wie Fruchtbarkeitsstörungen, Aborte, schwerste Geburtskomplikationen und Milchlosigkeit verursachen, aber auch Hautentzündungen an den Gliedmaßen, Schleimhautentzündungen des Verdauungstrakts, Durchblutungsstörungen der Endextremitäten bis zum kompletten Verlust der Hornkapsel sowie Veränderungen an den für den Stoffwechsel wichtigen Drüsen wie Hirnanhangdrüse und Bauchspeicheldrüse. Das Nervengift Lolitrem B macht sich vorwiegend durch Muskelzittern, Lähmungen, gestörte Reizverarbeitung mit erhöhter Schreckhaftigkeit, aber auch durch Koliken infolge einer Darmlähmung bemerkbar.  

In den USA, Neuseeland und Australien sind widerstandskräftige Gräser der Gattungen Deutsches Weidelgras und Rohrschwingel als mögliche Ursache für schwere Weidetiervergiftungen bekannt.  

Ob diese Gefahr auch in deutschen Gräsern steckt, haben kürzlich Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Tierökologie der Universität Würzburg in Kooperation mit amerikanischen Wissenschaftlern in drei Regionen Deutschlands untersucht. Demnach waren fünf der untersuchten 13 Grasarten mit verschiedenen Epichloë-Pilzen infiziert, die für Insekten und/oder Wirbeltiere toxische Giftstoffe produzieren können. Wie hoch die Konzentrationen und ob diese schon lebensbedrohlich sind, ist Gegenstand weiterer Untersuchungen. Verlauten ließen die Wissenschaftler bereits, dass Lolitrem B in 98 Prozent der Weidelgras-Proben gefunden wurde.  

Die Würzburger Tierökologen empfehlen, den Endophyten-Status auf deutschen Weideflächen regelmäßig zu überprüfen und plädieren für mehr Artenvielfalt auf Weideflächen, um die Vergiftungsgefahr zu verringern. Insbesondere Monokulturen mit Deutschem Weidelgras sollten vermieden werden. Auf Wiesen mit unterschiedlichen Pflanzenarten könnten Pferde auf andere Gräser ausweichen und damit hohe Giftkonzentrationen vermeiden. Eine höhere Diversität sei auch angesichts der Klimaerwärmung angeraten, weil infizierte Gräser bei steigenden Temperaturen und zunehmenden Dürreperioden aufgrund ihrer höheren Stressresistenz im Vorteil sind. Ohne Eingriffe von außen sei zu befürchten, dass der Klimawandel auch in Deutschland das Risiko für Vergiftungen von Weidetieren erhöht.  

Eine artenreiche Pferdeweide mit heimischen Gräsern und Kräutern als Gegenspieler besonders resistenter Gräser ist also die beste Strategie, um das Vergiftungsrisiko für Tiere zu reduzieren. Pferdehalter sollten deshalb Saatgutmischungen mit einem reduzierten Anteil oder gänzlich ohne Weidelgras und Rohrschwingel bevorzugen. Eine weitere Alternative neben der Landwirtschaft ist nicht züchterisch verändertes Wildsaatgut.  

Ökologisch sinnvolle Düngung

Nachhaltige Düngemittel zeichnen sich durch einen geschlossenen Nährstoffkreislauf für Erhalt und Förderung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit aus. Hierfür ist eine ausreichende Humusschicht des Weidebodens elementar, die durch herkömmlichen Mineraldünger nicht erreicht werden kann. Die meisten Weideexperten favorisieren deshalb die Kompostdüngung für die Pferdeweide. Als Grund führen sie die dadurch begünstigte Entstehung eines ausgeprägten Bodenlebens mit seinen positiven Auswirkungen auf Boden und Weidewuchs an, die gerade in Zeiten von Klimawandel mit vermehrt vorkommenden Wetterextremen immer wichtiger werden: Verminderte Staunässe und verbesserte Wasserspeicherung in Trockenzeiten, vermehrte Bodenbelüftung, höhere Trittfestigkeit der Grasnarbe und bessere Nährstoffbindung, sodass tiefwurzelnde Unkräuter wie etwa der Ampfer mangels Nährstoff ganz von selber verschwinden. Durch das rege Bodenleben treten außerdem keine Stickstoff-Mangelerscheinungen mehr auf, da dieser aus der Luft organisch gebunden und für die Pflanzen verfügbar wird.  

Will man seinen eigenen Pferdemist als Dünger verwenden, muss dieser unbedingt vollständig kompostiert werden, um eine Infektion mit Endoparasiten sowie eine abstoßende Wirkung auf die Pferde auszuschließen. Damit Wurmeier und Unkrautsamen sicher absterben, muss die Rotte die sogenannte thermophile Phase mit Temperaturen zwischen 55 und 70 Grad Celsius durchlaufen, was eine sorgfältige Kompostierung voraussetzt. Sogenannte Kompoststarter helfen bei der fachgerechten Umwandlung von Mist zu Kompost. Der reife Kompostdünger wird jährlich im Frühjahr mit einer Menge von etwa 6.000 Kilo pro Hektar per Miststreuer ausgebracht und fein verteilt. Um einen Hektar zu düngen, benötigt man den kompostierten Mist von zwei bis drei Quarter Horses pro Jahr. 

Das mühsame Einsammeln der Pferdeäpfel auf der Weide erspart ein sogenannter Kombimulcher, der den Bewuchs mulcht und mithilfe eines aufgebauten Tanks und Sprühdüsen gleichzeitig einen Kompostierungskatalysator ausbringt. Durch diesen flüssigen Weideaktivator wird der Pferdedung laut Hersteller innerhalb kurzer Zeit zu einem pH-neutralen Volldünger, der die Bodenqualität verbessert, Unkräuter verdrängt, Geilstellen reduziert und zu einer trittfesten Grasnarbe führt.  

Eine Alternative zur Kompostdüngung sind Basalt- und Lavamehle, die als Nebenprodukt der Natursteinindustrie gewonnen und als Düngemittel in Form von feinem Mehl erhältlich sind. Solche Urgesteinsmehle gelten als Mineraldünger mit geringeren Anteilen an Mengenelementen, dafür aber reich an Spurenelementen und Silizium, welches die pflanzlichen Gewebe festigt. Außerdem heben Urgesteinsmehle den pH-Wert, fördern die Humusschicht und regen das Bodenleben an. Sie können mit einer fünfprozentigen Beimischung als Ergänzungsdünger zum Kompost oder als Alleindünger mit 500 bis 1.000 Kilo pro Hektar ausgebracht werden. Die Ausbringung kann ganzjährig erfolgen, am besten aber im Frühjahr oder Herbst. Vorteil: Eine Überdüngung ist weitgehend ausgeschlossen, was die Umwelt schont. Nachteil: Die volle Wirkung der Urgesteinsmehle entfaltet sich erst nach ein bis drei Jahren. 

Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Bodenqualität sind sogenannte Pflanzenhilfsmittel aus kohlensaurem Magnesiumkalk oder Magnesiumsulfat. Sie optimieren die Nährstoffaufnahme des Weidebodens, verbessern die Photosynthese-Leistung der Weidepflanzen und unterstützen die Blüten-, Blatt- und Wurzelbildung. Zudem steigern diese Düngemittel Vitalität und Qualität der Pflanzen, wenn alle konventionellen Mineraldünger sukzessiv reduziert werden.  

Umweltverträgliche Zaunmaterialien

Wer seine Weide umweltfreundlich einfrieden will, sollte bevorzugt nachwachsende Rohstoffe wie Holz aus einheimischen sowie naturbelassenen Holzarten einsetzen. Unbehandelte Nadelhölzer wie Fichte und Kiefer verrotten jedoch innerhalb von drei bis fünf Jahren, Lärche hält zumindest acht bis zehn Jahre. Im Angebot ist zudem Nordkiefer, die vorwiegend aus Skandinavien und Russland stammt.  

Die Kiefernart Pinus silvestris wächst dort langsamer als hierzulande, ihr Holz ist deshalb dichter und härter. Durch eine hocheffektive Kesseldruckimprägnierung mit ökologischen Holzschutzmitteln (arsen- und chromfrei) kann die Haltbarkeit auf zehn Jahre erhöht werden.  

Ganz ohne Imprägnierung kommt einheimisches Hartholz wie Eiche aus (Lebensdauer 15 – 20 Jahre). Noch widerstandsfähiger ist die Robinie. Ihr Holz zeichnet sich durch hohe Festigkeitswerte aus, die deutlich über die der Eiche liegen. Zugleich ist es leicht elastisch und weist eine große Belastbarkeit bei dynamischer Beanspruchung auf. Zudem besitzt das Kernholz eine hohe natürliche Resistenz gegen Pilze und Holzschädlinge. Robinienholz wird als Zaunmaterial grundsätzlich entrindet angeboten. Da nur die Rinde der Robinie für Pferde toxisch ist, müssen Pferdehalter kein Vergiftungsrisiko befürchten. 

Eine umweltbewusste Alternative zu Holz sind Recyclingprodukte wie Kunststoff-Recyclingpfosten aus hochwertigen, aufbereiteten Kunststoffen oder Schienenstahl, wie er typischerweise für Eisenbahnschienen eingesetzt wird. Die sogenannten T-Pfosten sind aus recyceltem und warm gewalztem Schienenstahl hergestellt, der extrem robust und langlebig ist. Wer beim Elektrozaun auf Kunststoff-Steckpfähle verzichten will, kann auf Federstahl- und Metall-Eckpfähle zurückgreifen.  

Weidebeifütterung: Wenn das Gras nicht reicht

Manchmal muss es auch während der Weidesaison ein bisschen mehr sein, denn Gras ist nicht gleich Gras und Pferd ist nicht gleich Pferd. Je nach Region, Aufwuchs, Witterung und Pflanzenvielfalt, aber auch täglicher Weidezeit benötigen die Vierbeiner schlichtweg noch etwas mehr als nur Gras. Hier ein paar Tipps, wie das frische Grün sinnvoll und bedarfsgerecht ergänzt werden kann. 

Zu Beginn der Weidesaison ist bei zahlreichen Vierbeinern der Fellwechsel noch nicht komplett „durch“ und manches Pferd sieht recht struppig aus. Vor allem ältere Pferde fallen in den letzten kühlen Wochen, in denen der Fellwechsel bereits in vollem Gange ist, häufig ein und verlieren nicht nur an Glanz, sondern auch an Gewicht. Hier können nicht nur wertvolle Öle, zum Beispiel Leinöl-Produkte, sondern auch Bierhefe, die in verschiedenen Verarbeitungsformen erhältlich ist, gute Dienste leisten. Auch über eine Portion Fertigmash, in dem sich wertvolle Inhaltsstoffe wie Leinsamen verstecken, freut sich jeder Vierbeiner. Dieses sorgt zudem für einen Ausgleich der Verdauung und kann so die Umstellungsphase, in der viele Pferde sich zurzeit befinden, unterstützen. Als Fertigmash ist es schnell angerichtet und kann zeitnah verfüttert werden. 

Raufutter auch während der Weidesaison nicht vernachlässigen

Gerade in dieser Umstellungsphase ist es zudem wichtig, weiterhin Heu bei zu füttern, damit sich das Pferd bzw. dessen Verdauung langsam ans Gras gewöhnen kann. Und je nach örtlichen Gegebenheiten sowie Zusammensetzung des Weidebewuchses sollte die tägliche Weidezeit zumindest in den ersten Wochen begrenzt und zwischendurch Heu und hochwertiges Futterstroh angeboten werden. Werden die Vorräte an Vorjahresheu knapp, kann auf Heu- bzw. Raufutter-Ersatzprodukte wie Heu- oder Luzernecobs bzw. getreidefreie Raufuttermischungen zurückgegriffen werden.  

Manchmal muss es Kraftfutter sein

Bei Zuchtpferden, aber auch Pferden, die aktuell im (Aufbau-)Training stehen, muss meist noch „eine Schippe“ draufgelegt werden. Hier gilt es z. B. laktierende Stuten, aber auch Fohlen sowie Jungpferde, die in Beritt kommen, mit entsprechendem Kraftfutter bedarfsgerecht mit hochwertigen Ernährungsbausteinen zu unterstützen. Während es bei Stuten und Fohlen, aber auch Jungpferden vornehmlich um Eiweiß und hochwertige Aminosäuren geht, benötigt der im Einsatz stehende Deckhengst vor allem Energie, um leistungsbereit zu bleiben. Wichtig: Da fit nicht fett bedeutet, gilt es Augenmaß zu bewahren, denn Weidegras bietet eine höhere Nährstoffdichte als Altheu und muss bei der Mengenbemessung des Kraftfutters entsprechend berücksichtigt werden! 

Vitamine und Mineralien nicht vergessen!

Längst hat sich herumgesprochen, dass der sommerliche Weidegang den täglichen Bedarf des Pferdes an Vitaminen und Mineralstoffen nicht deckt. Dies vermag auch der obligatorische Mineral- bzw. Salzleckstein auf der Weide nicht auszugleichen. Deshalb bieten die Futtermittelhersteller mittlerweile durchgängig handliche Briketts oder Cobs an, die – speziell auf die Bedürfnisse während der Weidesaison abgestimmt –täglich und rationiert aus der Hand gefüttert werden können, ganz ohne die weitere Gabe von Kraftfutter. Sehr praktisch und zudem ein gern genommenes Leckerli!

Text: Birgit van Damsen & Friederike Fritz , Foto: K.-J. Guni