Moderne Pferdehaltung

Mehr Grün statt Grau

Wer seinen Stall ressourcenschonend baut, renoviert oder umgestaltet, betreibt nicht nur aktiven Klima- und Artenschutz, sondern tut auch sich selbst und den Pferden etwas Gutes. Jetzt ist die richtige Zeit, für die grüne Saison in Sachen Umweltschutz zu planen! 

Holz dämmt, atmet, reguliert die Feuchtigkeit und lässt sich universell einsetzen: ein perfektes Baumaterial für den Stall also, das überdies noch regenerierbar ist. Allerdings sollten keine Tropenhölzer für den Stallbau verwendet werden. 

Nachwachsende Rohstoffe

 Tropenhölzer sind zwar äußerst pilz- und schädlingsresistent sowie verbissfest und werden deshalb nach wie vor in Pferdestallungen gerne verbaut, ökologisch sind sie jedoch höchst bedenklich. Immer mehr Regenwälder werden rücksichtslos abgeholzt, um nicht nur Profit aus dem Holzverkauf zu schlagen, sondern auch um Platz für lukrativere Geschäfte wie etwa Palmöl-Plantagen für die Pflanzenfettproduktion zu schaffen. Zertifikate wie „kontrollierter Anbau“ oder „nachhaltige Waldwirtschaft“, die Konsumenten ein gutes Gewissen verschaffen sollen, sind laut der Umweltschutzorganisation Robin Wood nicht glaubwürdig. Einzig das Gütesiegel des Forest Stewardship Council (FSC) bringt eine gewisse, aber auch keine hundertprozentige Sicherheit (weitere Infos: Website www.robinwood.de).  

Wer beim Stallbau bewusst auf Tropenholz verzichtet, leistet einen wertvollen Beitrag für den Klimaschutz und trägt dazu bei, dass wichtige Lebensräume für die gefährdete Flora und Fauna erhalten bleiben. Einige Firmen für den Stallbau sind bereits seit Jahren ganz weg vom Tropenholz und verwenden stattdessen Bambus, eine schnell wachsende Grasart, die extrem hart und formstabil sowie absolut schlag- und verbissfest ist. Nach dem Zerteilen und Auffasern wird aus dem Bambusrohr ein Bündel aus Fasern geschnürt und mit Wasserdampf karamellisiert. Danach kommen die braunen Faserbündel in eine dünnflüssige Mischung aus Phenolharz und werden unter hohem Druck zu Balken gepresst, dem Ausgangsmaterial für Bretter und Bohlen.  

Andere Unternehmen bieten als Alternative Lärche oder Douglasie an, die zu den härtesten Nadelhölzern Europas gehören und sich durch gute Festigkeitseigenschaften auszeichnen. Beide Holzarten sind harzhaltig und haben durch ihre Inhaltsstoffe eine natürliche Resistenz gegen Schädlings- und Pilzbefall. Sie sind relativ feuchtresistent und kommen auch ohne chemischen Holzschutz aus.  

Prima Klima durch begrünte Dächer und Wände

Gründächer sind nicht nur attraktiv, sondern schaffen auch Lebensraum für Pflanzen und Insekten und verbessern das Klima in den darunter befindlichen Gebäuden. Die Vegetationsschicht erzeugt an heißen Tagen durch Verschattung und Verdunstung einen wertvollen Kühleffekt. Im Winter entsteht durch die Luft- und Erdisolierung sowie durch Windschutz eine wirksame Wärmedämmung und Temperaturschwankungen werden gemindert.  

Daneben werden 50 bis 90 Prozent der Niederschläge auf der Dachfläche zurückgehalten und gelangen durch Verdunstung auf direktem Weg zurück in den natürlichen Wasserkreislauf, anstatt im Abwasserkanal zu verschwinden. Deshalb werden Dachbegrünungen in einigen Regionen auch mit einer Verringerung der Abwassergebühren gefördert. In Ballungsräumen wird bereits seit längerem eine Trennung von Niederschlags- und Schmutzwassergebühren durchgeführt. Dabei kann die Reduzierung der Niederschlagswassergebühren bis zu einem Euro pro Quadratmeter begrüntem Dach und Jahr ausmachen. Zudem produzieren die Pflanzen neuen Sauerstoff und bewirken eine Vorreinigung des heute teilweise verschmutzten Regenwassers. Bei Dachneigungen von 0 bis 45 Grad und einer zusätzlichen Flächenlast von 50 Kilogramm pro Quadratmeter (Extensivbegrünung) sind die meisten Dächer begrünbar.  

Auch Wandbegrünungen verbessern das Mikroklima: Wärmedämmung im Winter und Kühleffekt im Sommer. Selbstklimmende Pflanzen mit Haftwurzeln wie Wilder Wein sind für Außenwände mit Fugen oder rissigem Verputz allerdings ungeeignet, weil sie mit ihren Wurzeln die Fugen vergrößern. Ideal ist hingegen die Stallwandbegrünung durch schnittverträgliche, heimische Gehölze wie Hainbuche, Kornelkirsche, Holunder oder Weißdorn. Die Gehölze werden hierfür unmittelbar am Boden der Außenwand gepflanzt und durch regelmäßigen Schnitt zu Wandschirmen entwickelt, ohne dass Stützgerüste erforderlich wären.  

Regenwasserrückgewinnung

Das Sammeln von Niederschlagswasser vom Reithallen- oder Stalldach in einen meist unterirdisch eingebauten Wasserbehälter ist eine weitere Möglichkeit, Ressourcen und Geldbeutel zu schonen. Das Brauchwasser kann beispielsweise für die Toilettenspülung im Reiterstübchen, den Abspritzplatz, Deckenwaschmaschine oder das Beregnen des Hallen- oder Reitplatzes verwendet werden. Der Wasserbehälter (Kunststoff, Betonschachtringe oder Metall) sollte ein Fassungsvermögen von mindestens 3,5 Kubikmetern haben, wenn ein Reitplatz bzw. eine Reithalle von 20 x 40 m bewässert werden soll. Besonders interessant ist die Regenwasserrückgewinnung bei einer neu geplanten Anlage.  

Kann man nämlich nachweisen, dass kein Regenwasser in den öffentlichen Kanal gelangt, halbieren sich die Erschließungskosten ebenso wie die späteren Abwassergebühren. Übrigens kann man auch Brunnenwasser, das keine Trinkwasserqualität besitzt, in ähnlicher Weise nutzen und so Leitungswasser einsparen. 

Strom von der Sonne

Die Sonne schickt pro Jahr zehntausendmal mehr Energie auf die Erde als die gesamte Menschheit benötigt. Innerhalb von nur einer Viertelstunde produziert die Sonne damit den weltweiten Jahresbedarf von derzeit etwa 115.000 Terawattstunden, und das für die nächsten fünf Milliarden Jahre und völlig schadstofffrei! Ein gewaltiges Energiepotential also, das es zu nutzen gilt, um Umwelt und Geldbeutel gleichermaßen zu entlasten. Sonnenkollektoren sind besonders für Reithallen und große Scheunen oder Stallgebäude interessant, weil sie für den Eigentümer eine zusätzliche und profitable Nutzung des/der Gebäude(s) darstellen.  

Die staatlich garantierte Einspeisevergütung gibt wirtschaftliche Sicherheit, die durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) geregelt ist und einen Mindestsatz festsetzt. Energiedächer fügen sich optisch durchaus ansprechend in großflächige Gebäude ein und arbeiten hochproduktiv. Durch die Nutzung der gesamten Dachfläche und den Einsatz neuester und effektiver Solarzellen erzielt das Energiedach im Vergleich zu kleineren Systemen, bei denen nur einige Quadratmeter mit Fotovoltaik-Paneelen belegt werden, einen wesentlich höheren Ertrag. Reithallen sind durch ihre Bauweise perfekt für große Solaranlagen geeignet, da ihre Dachneigungen relativ flach sind und damit nicht unbedingt nach Süden ausgerichtet sein müssen wie beispielsweise steilere Hausdächer. Auch die zusätzliche Dachlast von circa 10 Kilogramm pro Quadratmeter kann von einem Reithallendach in der Regel problemlos aufgenommen werden.  

Angenehmer Nebeneffekt: Durch die Doppelverschalung (Dachbedeckung + Solarzellen) tritt eine Isolierung ein, die das Hallenklima im Sommer angenehm kühler macht. Zudem trocknet der Bodenbelag nicht mehr so schnell aus, sodass er weniger häufig künstlich beregnet werden muss, was zusätzlich Wasser einspart. Wer die hohen Investitionskosten scheut, kann sein Dach bei gutem Standort auch an ein Solarunternehmen vermieten. Nähere Informationen hierzu finden sich auf zahlreichen Websites oder beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Berlin. 

Den Stürmen trotzen

Die Folgen des Klimawandels sind auch hierzulande schon zu spüren: Wetterextreme wie Dürreperioden, Überschwemmungen und starke Stürme mit Orkanböen nehmen auch in Deutschland zu. Schutz bieten hier Windschutznetze mit einer Maschenweite von 1 x 1 Millimeter, die sich hervorragend zur kontrollierten Belüftung von Stall und Reithalle eignen. Das Gittergewebe sorgt für natürliche Klima- und Lichtverhältnisse ohne Zugluft. Die Netze gibt es in fünf verschiedenen Farben als Meterware oder ganze Rollen. Zum Befestigen und Spannen der Netze eignen sich zum Beispiel Dachlatten oder Flacheisen als Klemmprofile. Passende Clips aus Kunststoff sind ebenfalls als perfekte Möglichkeit zum schnellen Befestigen der Windnetze. Man kann sie als Öse mit Schrauben und Unterlegscheiben oder zur Befestigung an Expanderseilen oder Spanngummis mit S-Haken verwenden. Mit Ovalösen und Drehverschlüssen bietet sich eine besonders komfortable Art der Befestigung. Speziell für Stallfenster lassen sich die Netze schnell befestigen und auch wieder abnehmen.  

Zur Montage der Netze an Seiten und/oder Fronten der Reithalle gibt es verschiedene Möglichkeiten. Für eine flexible Befestigung werden außerdem Windschutzsysteme angeboten, zum Beispiel eine Rollwand, bei der sich das Netz auf ein unteres Stahl-Nutrohr wahlweise manuell oder elektrisch nach oben aufrollt.  

Text und Foto: Birgit van Damsen