Praktische Haltungstipps für die kalten Monate

Mal ganz ehrlich: Wenn auch keiner die allgemeine Klimaerwärmung anzweifelt, die nächsten zwei Monate sind für uns Pferdeleute trotzdem immer geprägt von kalten Fingern, klammem Equipment, eingefrorenen Tränken und anderem Unbill, das den niedrigen Temperaturen und der frühen Dunkelheit nach Feierabend geschuldet ist. Hier ein paar heiße Tipps, die Mensch und Pferd die nächsten kalten Stallwochen leichter machen. 

Wie wir uns und unser Pferd vor dem Ritt aufwärmen, hat uns DQHA Professional Horsewoman Gabi Kelch ja bereits auf Seite …. verraten. Aber wie sieht’s aus, wenn unser Vierbeiner nun doch ordentlich durchgeschwitzt ist und wir keine Lust haben, in der proppenvollen Halle trockenzureiten, und es schon zu dunkel ist für eine Schrittrunde um die Reitanlage? Oder sich abends vor dem einzigen Solarium des Stalls eine Schlange bildet? Hier helfen hochwertige Abschwitzdecken und wer seinem Pferd etwas ganz besonders Gutes tun will, wählt ein Modell aus Wolle oder Loden. Dieses Material sorgt nicht nur dafür, dass der Schweiß an die Außenseite abtransportiert wird, sondern hält auch die Körperwärme des Pferdes.  

Die beanspruchten Muskeln unseres Vierbeiners bleiben so auch im feuchten Zustand warm. Zum anderen bzw. ganz generell sollte man sich überlegen, ob während der nächsten kalten Wochen wirklich so schweißtreibend trainiert werden muss, dass der Vierbeiner (und wir evtl. auch) tropfnass aus der Halle schlurft. Winterzeit ist bekanntlich Erkältungszeit und das Immunsystem unserer Westernpferde ist durch zahlreiche jahreszeitbedingte Faktoren ohnehin gefordert: Warum also nicht gymnastizierende Schritt- und Trabarbeit, die das Pferd zwar körperlich und mental fordert, aber nur ein wenig „klamm“ werden lässt? 

Alles, was warm macht

Und wie sieht’s mit uns Reitern aus? Meist hetzen wir aus dem überheizten Büro in den kalten Stall und der Winter kommt uns viel ekliger vor als er eigentlich ist. Abhilfe schafft zunächst die Bewegung am und auf dem Pferd – kräftiges Putzen tut nicht nur dem Vierbeiner gut, sondern wärmt auch den Reiter auf. Aber auch entsprechende Kleidung hilft, Nässe und Kälte gut(gelaunt) zu überstehen. Wichtig: An Füßen, Händen und Kopf sind die Wärmeverluste am größten, dementsprechend sollte an diesen Körperstellen für besonderen Kälteschutz gesorgt werden. Gefütterte Handschuhe (vorher im warmen Auto mitfahren lassen) und dicke Socken sind ein absolutes Muss.  

Wer viel in der kalten Halle steht oder den Winter auf langen Ausritten genießt, weiß elektrisch heizbare Sohlen zu schätzen. Übrigens: Auch Westen und Jacken sind mit eingearbeiteten Heizelementen erhältlich, die mithilfe von aufladbaren Akkus über Stunden wohlig warm temperiert werden können. 

Für eingefleischte Hut-, Cap- und Helmträger empfiehlt sich eine dünne Mütze aus Funktionsmaterial zum drunter Anziehen. Sie trägt nicht auf und sorgt für zusätzliche Wärme. Kaum zu glauben, was das bringt, versprochen! 

Auch der Stallalltag setzt Pferd und Mensch bei Minustemperaturen zu. Wer sich zu helfen weiß und das richtige Equipment kennt, hat es dann leichter. Gegen kalte Finger beim Bit-Abspülen oder Tränken säubern helfen wasserdichte und dennoch wärmende Handschuhe aus einem speziellen Strickmaterial.  

Einfach eisfrei: das Tränkwasser

Ein leidiges Dauerthema ist das Tränkwasser. Ohne beheizbare Tränken und Zuleitungen friert das Wasser über kurz oder lang ein, wenn die Temperaturen dauerhaft im Minus sind. Gerade Offen-, Lauf- und Kaltstallbetreiber geraten regelmäßig an ihre Grenzen, wenn das Tränkwasser mehrmals täglich mühsam aus der Hand verabreicht werden muss. Und das, wo im Winter ohnehin durch vermehrte Raufuttergabe in Kombination mit weniger Bewegung eine ausreichende Wasseraufnahme wichtig ist, um Verstopfungskoliken vorzubeugen. 

Eine besonders einfache und wirkungsvolle Lösung gegen eingefrorenes Tränkwasser bietet ein spezieller Thermoeimer, der dank einer Isolierung sowie wasserdurchlässiger Abdeckscheibe das Tränkwasser sogar über Nacht eisfrei hält. Der Eimer toppt alle kläglichen Versuche, Eimer und Wasserschüsseln mit Hilfe von Stroh, Styropor und ähnlichen Isolierungen frostfrei zu halten. Nach dem ersten Winter will man ihn nicht mehr missen! 

Heu staub- und eisfrei füttern

Wenn es richtig knackig kalt ist, wird die Fütterung von nassem bzw. angefeuchtetem Heu zu einem großen Problem. Netze tunken funktioniert nicht, denn ruckzuck gefriert das wertvolle Grundfutter. Wer dieses Problem ein für alle Mal an der Wurzel packen möchte, entscheidet sich für einen Heubedampfer, der nachweislich nicht nur den Staub, sondern auch krank machende Keime, Pilzsporen und Bakterien aus dem Heu eliminiert bzw. unschädlich macht. Wer noch für ein solches Gerät spart, kann sich – zumindest bei nicht allzu empfindlichen Pferden – für die Dauer des Permafrosts wie folgt behelfen: Heu an einer gut belüfteten Stelle weit weg vom Pferd gründlich aufschütteln und dann in Heunetze oder andere Heusparvorrichtungen einfüllen.  

Text: Friederike Fritz, Foto: K. Paulik