Was ist ein Zuchtprogramm?

American Quarter Horse-Zucht
In der Rassepferdezucht ist stets und bei jedem Verband von einem „Zuchtprogramm“ die Rede, das der Vermehrung von Rassepferden einen bestimmten Rahmen geben soll. Was jedoch verbirgt sich konkret hinter dem Zuchtprogramm und warum profitieren Züchter wie Reiter gleichermaßen davon? DQHA-Zuchtobfrau Christine Petersen erläutert genau diese Fragestellung.
Ein Zuchtprogramm in der Pferdezucht ist ein gezielter, planmäßiger Prozess, bei dem bestimmte Zuchtziele verfolgt werden, um die Qualität und Leistungsfähigkeit einer Pferderasse oder -population zu verbessern oder zu erhalten. Es handelt sich also hierbei um eine geplante, organisierte Zucht unter der Führung offiziell anerkannter Zuchtverbände.
Organisierte (Rassepferde-)Zucht
Jeder anerkannte Zuchtverband muss ein Zuchtprogramm erstellen und einhalten. Es muss bei der zuständigen Behörde eingereicht und genehmigt werden.
Die Zuchtorganisation beruht darauf, dass die offiziell anerkannten Zuchtverbände (in unserem Fall die DQHA – Deutsche Quarter Horse Association) ein Zuchtprogramm vorweisen müssen. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Dabei handelt es sich um die EU-Tierzuchtverordnung (EU)2016/1012, in der die Zucht von Tieren deutschland- und europaweit geregelt wird.
Wozu ein Zuchtprogramm?
Das Zuchtprogramm stellt sicher, dass einheitliche Zuchtziele verfolgt werden, die Tiergesundheit und genetische Vielfalt beachtet wird, es Transparenz gibt (für Züchter, Käufer, Behörden) und die Zucht nachvollziehbar und kontrollierbar ist. Ohne ein genehmigtes Zuchtprogramm darf ein Verband kein offizielles Zuchtbuch führen und keine Zuchtbescheinigungen (z. B. Pferdepässe mit Zuchtinformationen) ausstellen.
In einem Zuchtprogramm wird zunächst das Zuchtziel festgelegt. Es definiert, welche Eigenschaften hinsichtlich Exterieur (Körperbau, Korrektheit der Gliedmaßen, Typ), Interieur (Charakter, Temperament, Leistungsbereitschaft), Leistung (z. B. Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Rennleistung), Gesundheit und Fruchtbarkeit gewünscht sind.
In der Zuchtplanung wird entschieden, welche Hengste bestenfalls mit welchen Stuten angepaart werden, um die im Zuchtziel beschriebenen Eigenschaften zu erhalten bzw. zu verbessern. Dabei ist die genetische Vielfalt, aber auch die Inzucht zu beachten.
Selektion führt zum Zuchtziel
Durch Selektion wird versucht, die im Zuchtziel genannten Eigenschaften in einem kürzeren Zeitraum zu erreichen, d. h. dass nur die Pferde zur Zucht eingesetzt werden sollten, die eine Leistungs- und/oder Exterieurprüfung abgelegt haben (Körung, Leistungsprüfung, Stutentest). Früher mussten potenzielle Züchter ihre Zuchtpferde an o. g. Terminen vorstellen, bevor Tiere überhaupt in das Zuchtbuch aufgenommen wurden und zur Zucht eingesetzt werden durften. Dafür fehlen heute die gesetzlichen Grundlagen und die Vorstellung auf Zuchtterminen ist unabhängig vom Zuchtbucheintrag und geschieht auf freiwilliger Basis. Verantwortungsbewusste Züchter scheuen sich jedoch nicht, ihre Nachzucht, aber auch die Elterntiere von einer neutralen, fachlich versierten Kommission begutachten zu lassen und schätzen die aussagekräftigen Linearen Beschreibungen ihrer Pferde. Nur auf Basis möglichst vieler verwertbarer Daten kann die Zucht stetig verbessert und können gesunde, leistungsfähige Pferde auf den Markt gebracht werden.
In Leistungsprüfungen und Bewertungen werden Fohlen und erwachsene Pferde regelmäßig beurteilt (Bonitierung) oder beschrieben (Lineare Beschreibung) auf Fohlenschauen, Stutenschauen oder Körungen/Hengstleistungsprüfungen. Diese Ergebnisse fließen in die Zuchtwertschätzung ein.
Alle gesammelten Daten über Abstammung, Leistungen und Bewertungen der Pferde werden in einem Zuchtbuch als Grundlage für die Weiterentwicklung der Zucht geführt. Zugunsten der Pferde und Menschen.
Text: Christine Petersen, Foto: Natascha Poller