Leber & Nieren

Entgiftungsorgane gesund erhalten

Funktionsstörungen der Leber oder des Harntrakts können verschiedene Ursachen haben. Was dahintersteckt, woran man sie erkennt, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie am besten vorgebeugt werden kann, zeigt der folgende Beitrag.
Die Leber ist die chemische Zentrale des Körpers mit vielfältigen Funktionen. Sie ist maßgeblich an der Verstoffwechselung von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen sowie an der Regulierung des Hormon- und Wasserhaushalts beteiligt, produziert und sekretiert Gallenflüssigkeit, speichert Blut sowie zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe und bereitet Stoffwechselabbauprodukte für die Ausscheidung über Nieren oder Darm vor. „Die Hauptaufgabe der Leber ist die Entgiftung des Körpers. Die meisten Schäden entstehen durch die Ansammlung von Toxinen, mit deren Abbau die Leber überfordert ist“, erklärt die Fachtierärztin Dr. Corinna Arnold von der Abteilung für Innere Medizin der Klinik für Pferde der Universität Leipzig. „Häufig ist nicht eine einmalige Vergiftung Ursache, sondern die kontinuierliche Aufnahme kleiner Mengen von Giftpflanzen wie Jakobskreuzkraut oder Mykotoxinen aus schimmelbelastetem Futter, die mit bloßem Auge genauso wie Schwermetalle im Tränkwasser nicht sichtbar sind. Auch lange Medikamentenphasen mit Analgetika oder Antibiotika können die Leber überlasten.“
Seltener kommt es zu viralen oder bakteriellen Leberentzündungen, Gallensteinbildung oder haltungsabhängig zu einem Befall mit Leberegeln, etwa wenn Pferde auf der Weide aus Gräben, Teichen oder Tümpeln trinken. Außerdem sind sekundäre Leberschäden durch Stoffwechselprobleme möglich, wenn vor allem übergewichtige Ponys erkranken und dann schlecht fressen oder radikal abgespeckt werden und die dadurch erhöhten Blutfette die Leber belasten oder zu einer Fettleber führen. Auch unheilbare Lebertumore oder Metastasen anderer Primärtumore in der Leber gehören zu den nur vereinzelnd auftretenden Lebererkrankungen.

Erhöhte Leberwerte ernst nehmen
Da Lebererkrankungen anfangs meist klinisch unauffällig sind und die betroffenen Pferde lediglich unspezifische Symptome zeigen, kann nur die Labordiagnostik von Blutproben Rückschlüsse auf mögliche Leberschäden geben. „Sind vermehrt Leberenzyme im Blut vorhanden, heißt das, dass Leberzellen absterben“, sagt Dr. Arnold und rät eindringlich, Werte von mehr als dem doppelten des Referenzwertes ernst zu nehmen. Erhöhte Werte der ASAT (Aspartat-Aminotransferase) weisen auf eine Schädigung des Lebergewebes hin. In die Leberdiagnostik sollten aber auf jeden Fall noch die beiden organspezifischen Enzyme GGT (Gamma-Glutamyltransferase) und GLDH (Glutamat-Dehydrogenase) einfließen. „Erst wenn große Teile der Leber geschädigt sind, kommt es zu eindeutigen klinischen Symptomen wie Gewichtsverlust, Lethargie und Gelbfärbung der Schleimhäute sowie Beeinträchtigung der Blutgerinnung, Verringerung des Transportproteins Albumin und Anstieg der Gallensäuren“, mahnt die Expertin. „Dann ist es fraglich, ob der Leberschaden reversibel ist“.
Besteht Verdacht auf Leberegel-Befall, werden in kurzen Abständen Kotproben auf den Endoparasiten untersucht. Mithilfe von Ultraschall können Zubildungen oder eine veränderte Struktur dargestellt werden, was aber aufgrund der Organgröße nur in bestimmten Abschnitten gelingt. Die Entnahme und Untersuchung einer Gewebeprobe (Biopsie) kann Informationen über Art und Schweregrad der Lebererkrankung liefern, ist aber etwa bei Gerinnungsstörungen nicht angezeigt.
Die Therapie ist stets auf die Beseitigung der Ursache gerichtet. Bei Leberentzündungen werden je nach Auslöser Entzündungshemmer oder auf den Erreger abgestimmte Antibiotika eingesetzt, eine Infektion mit Leberegeln wird mit speziellen Antiparasitika behandelt. Bei akuten Vergiftungen wird der Leberstoffwechsel mit verschiedenen Infusionen unterstützt. Bei chronischen Fällen durch eine schleichende Vergiftung schlägt dagegen oft keine Therapie an. Die gute Nachricht ist aber, dass sich die Leber wieder vollständig regenerieren kann, wenn die verursachenden Toxine möglichst zeitnah aufgespürt und eliminiert werden. Gerade aber die Identifikation der Giftstoffe ist meist nicht einfach und ähnelt der Spurensuche eines Detektivs, wie Dr. Arnold sagt: „Das Absuchen der Weide nach Giftpflanzen, Heu- und Wasseranalysen sind sehr hilfreich, um potentielle Gifte ausfindig zu machen“, empfiehlt die Expertin. „Hat ein Pferd auffällige Leberwerte, sollten auch alle anderen Pferde im Bestand beprobt und untersucht werden. Haben zum Beispiel drei von zehn Pferden keine erhöhten Werte, erhalten die vielleicht anderes Futter oder es handelt sich um drei Neuzugänge, die noch nicht auf der Weide mit dem Brunnenwasser waren. Auf diese Weise kann man die verursachenden Toxine durch Ausschlussverfahren eingrenzen und schließlich bestimmen“, so Dr. Arnold. Wichtig: Glaubt man die Ursache gefunden und abgestellt zu haben, sollte nach vier bis sechs Wochen unbedingt eine Kontrolluntersuchung durchgeführt werden….

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Text: Birgit van Damsen, Foto: Gestüt Köhlhorst