Gesunde Gelenke

Es braucht einen ganzheitlichen Blick!

Dynamische, leistungsstarke American Quarter Horses – uns Pferdefreunden geht das Herz auf, wenn unsere Quarter zeigen, was alles in ihnen steckt. Und das ist eine ganze Menge, nicht nur an Kraft, Energie und Impuls, sondern auch an jahrzehntelangen Zuchtbemühungen, funktionellem Exterieur und souveränem Mind. Wenn dann alles passt, alles zusammenkommt, das ist schon eine Augenweide – ob bei der großen Performance auf der Show, beim gemeinsamen Ausritt, beim konzentrierten Training. Aber wenn es knirscht, wenn Sand im Getriebe das Pferd daran hindert, sein ganzes Potential zu entfalten, dann ist das umso bitterer. Sorgen wir also für gesunde Gelenke, von denen doch so viel abhängt!

Damit uns dies gelingt, schauen wir am besten immer ganzheitlich auf diese anatomischen Strukturen, mit einem Blick, der zwar Details erfasst und berücksichtigt, das große Ganze aber nicht aus den Augen verliert.
Es gibt Orte im Trageapparat, wo alles zusammenkommt: Knochen, zuständig für Stabilität, Muskulatur, Motor der Bewegung und Gelenk, die in sich bewegliche Verbindung von Knochen. Je nach Ausformung des Gelenks und Einbindung in die Muskulatur kommen hier Streckung und Beugung, Heranziehen oder Abstellen, Drehungen nach außen oder innen und in der Gesamtheit alle notwendigen Bewegungen zustande. Gelenke sind so in den Trageapparat eingebunden, dass sie zwei Belastungen unterliegen: Zum einen entsteht Reibung, zum anderen aber auch Druck. Ab wann und in welchem Ausmaß aus diesen Belastungen vielleicht Überlastungen werden, durch die die Gelenkgesundheit gefährdet ist, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab.

Schalt- oder Schwachstelle?
Ein Gelenk ist ein komplexes Gebilde – alle anatomischen Komponenten arbeiten darin zusammen und unterliegen selbst in unterschiedlichem Ausmaß aus Exterieur, Fütterung, Training, Haltung und mehr resultierenden Einflüssen. Hinzu kommen jeweils eigene Eigenschaften der Gewebe, die Auswirkungen auf Reparaturkapazitäten oder Belastbarkeit haben. Die gegeneinander beweglichen Knochenenden mit ihrem Knorpelüberzug, die Sehnenansätze rund um das Gelenk, die auf das Gelenk einwirkende Muskulatur, die es stabilisierenden Bänder, die schützende Gelenkkapsel und die nährende Gelenkflüssigkeit können einzeln betrachtet, müssen aber auch immer im Gesamtzusammenhang gesehen werden, wenn es um die Gelenkgesundheit geht. Ebenso sollten alle auf die Gelenkgesundheit Einfluss nehmenden Lebensumstände möglichst umfassend optimiert, aufeinander abgestimmt und als großes Ganzes betrachtet werden. Worauf kommt es besonders an?

Verschleiß minimieren, Widerstandskraft maximieren
Gelenke unterliegen wie andere Strukturen auch dem Verschleiß, der zum einen altersbedingt ist, zum anderen stark von den Lebensbedingungen abhängt. Je umfangreicher Fütterung, Haltung, Training und trainingsunabhängige Bewegung die Gelenkgesundheit unterstützen, desto besser können Belastungen ohne Schäden verkraftet werden. Ist es allerdings erst einmal zu größeren Schäden gekommen, entsteht häufig eine Abwärtsspirale.
Im Zusammenhang mit der Gelenkgesundheit begegnen dem Pferdefreund häufig die Begriffe „Arthrose“ und Arthritis“. Unter einer Arthrose versteht man eine degenerative Erkrankung des Gelenks, die nicht oder nicht ausschließlich altersbedingt ist. Eine Arthritis ist eine entzündliche Gelenkserkrankung. Häufig finden sich bei betroffenen Pferden langwierige Störungen, bei denen diese Formen ineinander übergehen.
Auch wenn der Fokus auf den Zusammenhängen zwischen Gelenkgesundheit und Lebensbedingungen liegt, dürfen zwei weitere Faktoren nicht unerwähnt bleiben: Zum einen können auch Gelenkverletzungen am Beginn degenerativer, bleibender Gelenkschäden stehen, zum anderen sind auch angeborene Fehlstellungen nicht selten ursächlich beteiligt. Sie führen langfristig zu Fehlbelastungen und damit zu Überlastungen des Gelenks und beschleunigen so degenerative Prozesse.
Nicht zwingend, aber doch sehr häufig spielt der Gelenkknorpel eine entscheidende Rolle und wird zum Ausgangspunkt von Verschleißerscheinungen. Die Gelenkflüssigkeit (Synovia) wird von der innersten Schicht der Gelenkkapsel gebildet und umspült die von der Kapsel umschlossenen Strukturen. Ihre Viskosität ist veränderlich. Der Gelenkknorpel ist nicht durchblutet und wird alleine von der Synovia versorgt – alle für seine Ernährung wichtigen Stoffe werden hier bereitgestellt, aber auch Abfälle über die Gelenkflüssigkeit entsorgt. Damit dies gelingt, muss die Synovia möglichst ständig die gesamte Knorpelschicht durchdringen können und wieder herausgepresst werden, und das ist einzig und alleine über Bewegung möglich. In der Belastung wird Druck auf die Knorpelmasse ausgeübt und die darin befindliche Flüssigkeit heraus- und in die Gelenkhöhle gepresst, in der Entlastung dehnt sich die Knorpelschicht wieder aus und saugt die Synovia regelrecht ein. Dieser Vorgang ähnelt dem Auspressen und Entlasten eines in der Faust gehaltenen Schwamms unter Wasser. Der Knorpel wird immer dann besonders gut über diesen Mechanismus versorgt, wenn über die Zeit betrachtet eine solche Be- und Entlastung möglichst dauerhaft stattfindet und dabei überwiegend von moderater Intensität ist. Ungünstig sind hingegen kurze, intensive Formen von Bewegung – der Knorpel wird für wenige Minuten stark belastet und den Rest des Tages nicht versorgt.

Faktoren der Gelenkgesundheit
Der Faktor „Ernährung“ spielt auf mehreren Ebenen eine ganz wesentliche Rolle im Zusammenhang mit der Gelenkgesundheit. Ein Aspekt ist so entscheidend wie banal: das Körpergewicht des Pferdes. Die Körpermasse lastet auf den Gelenken des Trageapparats, und das 24/7. Zu hohes Körpergewicht, aber auch ein Missverhältnis zwischen Gewicht und Tragekapazität des Körpers (Bemuskelung, Robustheit des knöchernen Fundaments, Fehlstellungen) führt zu…

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Text und Foto Angelika Schmelzer