Docs Okie Lena ist tot

Ein Ausnahmepferd hat die Bühne verlassen

Selten begleitet man ein Pferd vom ersten Tag an und dazu noch über eine so lange Zeit wie es bei Docs Okie Lena der Fall war: „Wir waren bei der Geburt dabei und freuten uns über den fuchsfarbenen kleinen Burschen mit der Blesse“, erzählt seine Eigentümerin Petra Gabel-Waliczek. Im Juni musste sie ihr Herzenspferd auf seinem letzten Weg begleiten.

In einer kalten Osternacht wurde Docs Okie Lena am 15. April 1990 geboren. Okies Vater war der bekannte Reining-Vererber Docowarlee, ein direkter Doc O’Lena-Sohn, seine Mutter die 1985 geborene sorrelfarbene Roses Okie. Gezüchtet wurde Okie von Karl-Heinz Dreher. Dass sein Züchter mit seiner Reining-Anpaarung genau richtig lag, bewies der kleine Okie schon im Fohlenalter: Er galoppierte schnurstracks und rasend schnell über die Weiden und legte vor den Zäunen stets ordentliche Stopps hin. Er eroberte die Herzen seiner Menschen im Sturm. Und so sollte es sein Leben lang bleiben. 
„Vom Charakter her war er von Anfang an ein Schatz, immer kooperativ und absolut sicher händelbar“, erinnert sich Petra, die den ruhigen und liebenswerten Hengst in die Zucht nahm. „Aufgrund einer Weideverletzung konnte er leider nie in der Arena zeigen, was in ihm steckt“, bedauert sie. Seine Nachkommen bewiesen jedoch die Vererber-Qualität des Hengstes und verzeichneten viele Erfolge im Turniersport. Zudem zeigten sich seine Fohlen als überaus verlässliche Freizeitpartner und bereiteten bzw. bereiten ihren Besitzern viel Freude.
Es waren nicht nur seine typvolle Erscheinung, seine Abstammung und seine Qualität als Vererber, sondern vielmehr sein einmaliger Charakter, der dieses Pferd so besonders macht: „Er konnte problemlos in einer Hengst-/Wallachgruppe gehalten werden. Zum Decken der Stuten holte ich ihn heraus und danach ging er wieder entspannt zu seinen Kumpels“, erinnert sich Petra. Auch in der Herde „seiner“ Stuten und deren Fohlen lief er problemlos mit. „Oft haben wir beobachtet, wie er übermütig, aber immer sanft mit den Fohlen spielte“, erzählt sie. 
Als Reitpferd war Okie unschlagbar und zeigte all die Eigenschaften, die man von einem zuverlässigen, leistungswilligen AQH erwartet: „Selbst wenn er gedeckt hat, war er immer bereit für stundenlange Geländeritte, und dabei so sicher wie ein Fels in der Brandung,“ berichtet Petra, die auf Hof Rheinblick AQH züchtet und eine Jungpferdeaufzucht sowie eine Wanderreitstation betreibt. Hier genoss Docs Okie Leo auch seinen Lebensabend und sorgte dafür, dass die eingestallten Jungspunde das Herden-Einmaleins lernten. Er kümmerte sich als „Onkel“ liebevoll um die Absetzer und Jährlinge, zuletzt aus seinem Ausguckfenster zum Paddock hin. „Sehr viele Jahre hat er die Wallach- bzw. Hengstgruppen weise geleitet, ohne die Kleinen gegängelt oder unterdrückt zu haben“, schildert Petra. „Er hat den Youngsters schlichtweg mit liebevoller Bestimmtheit gezeigt, wo es langgeht.“
Am 20. Juni musste Petra ihren geliebten Okie im stolzen Alter von 33 Jahren für immer auf die Greener Pastures verabschieden. „Okie war einfach eine Seele von Pferd und ich bin dankbar, ihn so lange an meiner Seite gehabt zu haben,“ schließt sie ein langes Kapitel in ihrem Leben ab. Drei seiner Nachkommen werden ihr dabei Trost schenken.

Text: Friederike Fritz, Foto: Petra Gabel-Waliczek