Erfrischung fürs Pferd

Wenn’s heiß wird

Die nächsten Wochen versprechen wieder viel Sonne verbunden mit hohen Temperaturen. Auch unsere Pferde ächzen unter der Hitze und verdienen es, erfrischt zu werden. Hier ein paar Tipps, wie die Pferde cool bleiben, wenn es heiß wird.

Frisches Wasser rund um die Uhr ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass unsere Vierbeiner die sommerliche Witterung gut wegstecken können und dabei gesund bleiben. Wasser ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Lebensmittel – das gilt für Mensch und Tier gleichermaßen.
Damit ein Pferd ausreichend und gerne trinkt, muss das Wasser nicht nur von einwandfreier Qualität sein, sondern auch pferdegerecht angeboten werden. Pferde sind Saugtrinker, das heißt, sie ziehen mit gespitzten Lippen das Wasser ein. Dabei stehen sie mit tiefem Kopf, was müheloses Abschlucken ermöglich. Tränken müssen demnach in passender Höhe abhängig vom Stockmaß installiert sein. Als Richtwert für die Höhe des Wasserspiegels gilt 0,3- bis 0,4-mal die Widerristhöhe des Pferdes. Bei gemischten Gruppen sollte man sich tendenziell an den kleinsten Pferden orientieren. Um dem Saugverhalten gerecht zu werden, bieten sich Schwimmertränken an, die abhängig von der Größe des Tränkebeckens stets eine bestimmte Menge vorhalten und während des Trinkens kontinuierlich nachlaufen, ohne dass das Pferd mit der Nase ein Ventil bedienen muss. Für den Außenbereich empfehlen sich zudem Ball- oder Klappentränken, die ebenfalls pferdegerechtes Trinken ermöglichen und zudem den Vorteil haben, nicht zu verschmutzen und frostsicher zu sein.
Wichtig: Nach einer fordernden Trainingseinheit im Sommer sollte das Pferd nicht unmittelbar mit kaltem Wasser getränkt werden. Sinnvoll ist es, einen Eimer Wasser vorher anzuwärmen und dem Pferd handwarm anzubieten.

Elektrolyte können sinnvoll sein
Der Körper des Pferdes besteht zu 70 Prozent aus Flüssigkeit. Ein erheblicher Wasserverlust, zum Beispiel aufgrund starken Schwitzens oder Durchfall, kann ernste gesundheitliche Folgen haben. Mit der Flüssigkeit verliert der Körper auch Elektrolyte. Elektrolyte – vor allem die Mineralien Kalium, Natrium und Chlorid – regeln den Flüssigkeitshaushalt und die Wasserverteilung im Körper. Daneben koordinieren sie überlebenswichtige Stoffwechselvorgänge und spielen eine große Rolle im Zusammenspiel von Muskel- und Nervenzellen. Gerade in den heißen Sommermonaten kann der Flüssigkeitshaushalt des Pferdes durch einen Mangel bzw. Verlust von Elektrolyten gestört sein, was wiederum Auswirkungen auf die Funktion verschiedener Organe haben kann.

Was hat Heu mit den Elektrolyten zu tun?
Eine ausreichende Versorgung mit gutem Heu in Verbindung mit ausreichender Wasseraufnahme und freiem Zugang zu einem Salzleckstein regelt den Flüssigkeitshaushalt des Pferdes normalerweise und bei moderaten Temperaturen optimal. Heu übernimmt bei guter Qualität die Versorgung mit Kalium, die im Leckstein enthaltenen Mineralien Natrium und Chlor regulieren den Wasser- sowie den Säure-Basen-Haushalt.

Was passiert, wenn massiv Elektrolyte fehlen?
Verliert der Organismus zu viel Flüssigkeit und damit stoffwechselrelevante Mineralien, verdickt sich das Blut, was zur Folge hat, dass die Muskulatur schlechter durchblutet wird. In der Folge kommt zur Übersäuerung. Bei anhaltendem, starkem Mangel können Muskelkrämpfe und Herzrhythmusstörungen auftreten und im Extremfall kommt es sogar zu einem Herz- und Kreislaufversagen.
Übrigens: Trinkt ein Pferd nach großer körperlicher Anstrengung mit großen Schweißverlusten schlecht, kann dies ein Anzeichen für akuten Elektrolytmangel sein, denn instinktiv verweigert das Pferd das Wasser, um einer weiteren Verdünnung der ohnehin zu wenig vorhandenen Elektrolyte vorzubeugen (siehe unten).

Im Sommer: Unterstützung durch die Gabe von Elektrolyten
Normalerweise füllt das Pferd die Flüssigkeitsverluste seines Körpers über die Nahrung (Weidegras) und das Tränkwasser auf. Im Sommer allerdings, wenn das Pferd aufgrund von Hitze und/oder starker reiterlicher Beanspruchung vermehrt schwitzt und damit wertvolle Elektrolyte ausscheidet, kann es durchaus sinnvoll sein, spezielle Elektrolytmischungen zuzufüttern.
Wichtig: Zuerst werden die Elektrolyte verabreicht, dann wird das Pferd getränkt. Anders herum würden sich die zugeführten Elektrolyte auf ein größeres Blutvolumen verteilen mit der Folge, dass der Elektrolytgehalt im Blut weiter sinkt.

Elektrolytmangel vermeiden
Während Sport- und Wettkampfpferde meist in Hinblick auf einen möglichen Elektrolytmangel ausreichend mit entsprechenden Produkten versorgt werden, fehlt häufig die Sensibilisierung in der „normalen“ Pferdehaltung und -nutzung. Gerade in Hinblick auf immer höhere sommerliche Temperaturen sollte auch hier vorgegriffen werden.
Dazu gehört, Anstrengungen bei extremer Hitze zu vermeiden und Training oder Ausritte in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden zu verlegen. Und bei großem Schweißverlust – bei hohen Temperaturen schwitzen die Pferde sogar auf der Weide! – auch bei Freizeitpferden eine Gabe von Elektrolyten zu erwägen.

Erfrischung nach dem Training
Auch wenn das Training in den Morgen- oder Abendstunden stattfindet, im Sommer schwitzt das Pferd ordentlich und freut sich, wenn es nach der sportlichen Anstrengung vom Schweiß befreit und dabei erfrischt wird. Erfrischung heißt aber nicht, dass das Pferd kurz nach dem Training mit leitungskaltem Wasser von oben bis unten abgespritzt wird. Nicht nur aus gesundheitlichen Gesichtspunkten, sondern auch, um die wertvolle Ressource Wasser nicht zu verschwenden, empfiehlt sich deshalb das gute alte Abschwammen aus dem Eimer. Dieser wird bereits vorm Putzen, Satteln, Reiten mit Wasser gefüllt und in die Sonne gestellt, damit dieses dann, wenn es gebraucht wird, angenehm temperiert ist. Nach dem Absatteln wird das Pferd mithilfe eines großen Schwammes sorgfältig abgewaschen, danach noch mit dem Schweißmesser abgezogen und fertig. Mehr als zehn Liter Wasser braucht man nicht und den meisten Pferden ist diese Methode sehr viel angenehmer als eine Wasserschlacht mit dem Schlauch.
Besonders edel sind natürlich spezielle Pferdeduschen, bei denen mittels eines Thermostates das Wasser für die Vierbeiner angenehm erwärmt werden kann. Mit Sparventil ausgestattet, hält sich auch dort der Wasserverbrauch in Grenzen.

Cool: Gele und Sprays
Erfrischend und kühlend wirken auch Kühlgele und -sprays, die erhitzten Pferdebeinen besonders gut tun. Sie kühlen meist auf Basis von Menthol und Eukalyptus, enthalten aber häufig auch noch weitere Inhaltsstoffe, die lindernd und regenerierend wirken. Besonders an heißen Tagen können diese Mittel eine Wohltat für das Pferd sein. Wichtig: Nicht alle Produkte sind ADMR-konform – hier im Vorfeld genau hinschauen, ob eine Karenzzeit angegeben ist.

Kühlendes Zubehör
Mittlerweile gibt es einiges an Equipment, das Abkühlung für erhitzte Pferde verspricht. Neben Gamaschen sind auch aktiv kühlende Decken und sogar Halsteile erhältlich.
Neu auf dem Markt sind Gamaschen, in denen ein Hightech-Vlies verarbeitet ist, das innerhalb von Sekunden Wasser aufnimmt und in den 3D-Fasern speichert. Dabei entsteht eine große Fläche an Wassermolekülen, die aktiv kühlen, ohne zu tropfen oder Kondenswasser zu bilden. Eine feine Sache, um die erhitzten Pferdebeine nach dem Training über einen längeren Zeitraum schonend zu kühlen, aber auch für Pferde, die gerade bei Hitze unter angelaufenen Beinen leiden.
Bei den Decken sind Produkte aus Mesh-Gewebe im Angebot, die zunächst in Wasser eingetaucht und dann ausgewrungen werden. Sie kühlen mittels Verdunstungskälte flächig und schonend und können so eine Überhitzung des Pferdes verhindern. Besonders lange Kühlung verspricht ein Produkt, dass mit einem speziellen Hydroquarz gefühlt ist, der beim Eintauchen in Wasser aktiviert wird. Alle Produkte kühlen so schonend, dass eine Unterkühlung des Pferdes zum Beispiel in der Nierenpartie ausgeschlossen werden kann. Dennoch sollten die Decken bzw. ihre Wirkung natürlich kontrolliert werden.
Fazit: Gerade für Pferde, die bei sommerlicher Hitze transportiert werden oder auf die Show gehen, leisten diese Produkte wertvolle Dienste – auch, weil sie vorbereitet in einer Kühlbox mitgenommen und direkt eingesetzt werden können.

Text: Friederike Fritz