Altes Schätzchen oder moderner Newcomer?
Thema: Pferdeanhänger
Bald ist wieder „Anhängen“ angesagt, um den Vierbeiner wahlweise ins Training, zur Deckstation oder auf die erste Show zu transportieren. Vorher heißt es jedoch, sich intensiv mit dem Thema Pferdetransport auseinanderzusetzen. Gerade gebrauchte Pferdeanhänger sind gesucht, aber ist ein „altes Schätzchen“ wirklich eine gute Wahl? Oder sollte man doch lieber nach einem neuen Anhänger Ausschau halten? Wer wenig fährt, für den lohnt es sich vielleicht sogar, Optionen wie Mietanhänger oder einen professionellen Transport durchzurechnen.
Die wirtschaftliche Realität hat in den letzten Monaten gerade uns Reitsportler kalt erwischt: Boxenmieten steigen, Fahrten zum Stall, Training oder Show reißen durch die hohen Kraftstoffpreise zunehmend große Löcher ins Portemonnaie, die Gebühren-ordnung für Tierärzte wurde im November ebenfalls nach oben angepasst. Kurzum: Das Geld wird knapper und nun steht vor der kommenden Saison auch noch der Kauf eines Pferdeanhängers an. Sei es, dass uns der TÜV vom alten geschieden hat oder wir als engagierte Sportler nun doch einmal ins Turnier-geschehen einsteigen wollen. Und irgendwie muss man ja dorthin…
Gebrauchtmarkt leergefegt und teuer
Früher, in den vermeintlich „besseren Zeiten“, war der Kauf eines Gebrauchtfahrzeuges oft die erste Wahl, wenn man vielleicht gerade für den ersten Pferde-anhänger nicht zu viel Geld investieren wollte. Zwar hatten auch Gebrauchte immer einen relativ hohen Wiederverkaufswert, aber wenigstens boten die einschlägigen Internet-Plattformen lange Zeit eine große Auswahl: vom 20 Jahre alten 800-Euro-Holzmodell mit zerrissener Plane für begabte Bastler bis hin zum top gepflegten, dreijährigen Aluminium-Pferdeanhänger mit begehbarer Sattelkammer, der wenigstens 3.000 Euro weniger kostete als ein gleichwertiger Neuer.
Das hat sich nun grundlegend geändert: Was seit zwei Jahren über den Automobilmarkt bekannt ist, gilt heute genauso für den Pferdeanhängermarkt, wie Philipp Bücker, Geschäftsführer von Bücker Trailer weiß: „Der Gebrauchtfahrzeugmarkt ist nach unserer Erfahrung leergefegt. Was noch übrig ist, ist oft qualitativ fragwürdig. Glück kann man noch haben, wenn ein Händler ein ordentliches Vorführmodell hat, das gerade zum Verkauf steht und zufällig den Vorstellungen des Käufers entspricht“.
Und dann ist da noch der Zustand vieler Gebrauchter, so Dr. Uwe Meyer, Geschäftsführer der wm meyer Anhänger GmbH: „Wir verkaufen keine Gebrauchten und nehmen auch keine in Zahlung, weil die meisten Fahrzeuge jahrelang keinen Service gesehen haben. So sind zum Beispiel die Holzböden verrottet oder die Bremsseile verrostet“.
Auch mit den Aufbauwänden vor allem bei – und das ist das Paradoxe – neueren Holzanhängern kann es Probleme geben: Um die traditionellen braunen Wänden haltbar zu machen, wurden sie mit bestimmten Farben und Lacken behandelt, die heute aus ökologischen Gründen nicht mehr erlaubt sind. „Heute sind die Wände mit buntem Kunststoff beschichtet. Das ist zwar schick, hat aber einen großen Nachteil. Kommt durch Haarrisse Feuchtigkeit in den Holzkern, ist auf Dauer Fäulnis programmiert. Dasselbe kann übrigens auch bei Poly-Anhängern passieren, die aus Stabilitätsgründen Holzplatten einlaminiert haben“, berichtet Jens Weseloh vom Anhängerhaus im niedersächsischen Wietze. „Wir beheben auch solche
Schäden, aber es ist natürlich zeitlich sehr aufwändig“, so Weseloh. Stella Böckmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Böckmann Fahrzeugwerke, sieht den Gebrauchtmarkt etwas entspannter: „Es gibt durchaus noch eine gewisse Auswahl, wobei die beliebten Modelle zunehmend seltener werden. Viele werden privat verkauft, bevor sie überhaupt im Internet inseriert werden“.
Lieber zum Händler
Hat man sich grundsätzlich für einen Gebrauchten entschieden, so kauft man bei einem Händler mit etwas mehr Sicherheit, weil er gesetzlich zu einem Jahr Gewährleistung verpflichtet ist…
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Text: Doris Jessen, Foto: Klaus-Jürgen Guni