Sattelkauf

Spreu & Weizen sind nicht so leicht zu unterscheiden!

Der Westernsattel ist – wenn es ums Reiten geht – das wichtigste Bindeglied zwischen Pferd und Reiter. Schon allein deshalb liegt es im Interesse jedes Reiters, seinem Pferd ein möglichst passendes Modell auf den Rücken zu legen. Sattelkauf ist eine nicht ganz einfache Angelegenheit, die zudem auch vom Geldbeutel des Pferdebesitzers abhängig ist. Die Preisspannen, aber auch Qualitätsunterschiede sind ebenso riesig wie das Angebot selbst. Aber worauf sollte man in jedem Fall achten?

Die Preis- und Ausstattungsspanne bei Westernsätteln ist gewaltig, vom einfachen Modell ohne Schnickschnack bis hin zum kunstvoll punzierten, mit Silberbeschlägen geschmückten Luxusmodell ist alles dabei. Spätestens beim ersten Besuch einer der großen Reitsportmessen wird dies jedem Westernreiter klar. Aber weder Ausstattung noch Preis sagen etwas über die Passform im Allgemeinen und im individuellen Fall aus. Wichtig – gerade im Hinblick – auf Westernsättel ist die Tatsache, dass sich der Kunde klar darüber wird, dass jede Verzierung, jedes Extra zwar Geld kostet, aber die Passform des Sattels davon unberührt bleibt und viel Blingbling nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal in handwerklicher Sicht sein muss. Umso wichtiger ist es, sich mit dem Wesentlichen des jeweiligen Sattels auseinander zu setzen bzw. einen Sattelverkäufer zu finden, dessen Urteilsvermögen man
hinsichtlich der Besattelung vertraut.

Pferd UND Reiter bestimmen die Passform

Der Sattelverkäufer – egal, auf welche Art und Weise er die Passform des Sattels ermittelt – hat die verantwortungsvolle Aufgabe, das Optimum für den Pferderücken und die Bedürfnisse des Reiters zu ermitteln. Das bedeutet, er muss zunächst einmal herausfinden, welcher Baum am besten zum jeweiligen Pferderücken passt. Neben der Länge und Breite des Baumes spielen dabei der Schwung und die Winkelung der Bars, aber auch im weitesten Sinne die Disziplinen, in denen das Pferd eingesetzt wird, die entscheidende Rolle. Von unten aus gesehen. Von oben muss der Sattelverkäufer ermitteln, mit welchem Sitz sich der Reiter nicht nur wohl fühlt,
sondern auch im korrekten Schwerpunkt sitzt.
Bereits hier kommt der Reiter ins Spiel, der sich – auch wenn die Sattellage seines Vier-beiners noch so kompliziert ist – nicht damit zufrieden geben sollte, dass die Sitzfläche inklusive Position der Fender und Steigbügel „schon irgendwie passt“ bzw. er sich mit der Zeit daran gewöhnen wird, Hauptsache, dem Pferd passt der Sattel. Das klappt in aller Regel nicht und der Reiter findet sich nur sehr schwer oder gar nicht im Sattel zurecht, mit negativen Auswirkungen auf seine Reitweise und in der Folge auf das Pferd.
Ein nicht passender Reitersitz kann der Beginn eines Teufelskreises sein, denn irgendwann passt dem Pferd dann der eigentlich passende Sattel nicht mehr und die Sattelsuche geht von vorne los…
Übrigens: Erst wenn die Parameter „Passform fürs Pferd“ und „Sitz für den Reiter“ stimmen, kann man über Details nachdenken. Aber erst dann. Deshalb sollte bei jedem Sattelkauf auch immer und in allen in Frage kommenden Modellen Probe gesessen werden. Bis es eben stimmt und man sich wohlfühlt.

Solide verarbeitet oder mit heißer Nadel gestrickt?

Beim Sattel selbst geht es in erster Linie um die einwandfreie Verarbeitung des verwendeten Materials. Natürlich schlägt sich die Qualität des Materials im Kaufpreis nieder, aber ein aus preiswertem (nicht billigem!) Material handwerklich solide gefertigter Sattel erfüllt eher seinen Zweck als ein schlecht gebauter Sattel aus hochwertigem Ausgangsmaterial. Gerade bei einem Sattel, der passgenau für Pferd und Reiter sein sollte, entscheiden die Verarbeitung und das handwerkliche Geschick bei der Herstellung darüber, ob Vier- und Zweibeiner mit dem Neuerwerb dauerhaft glücklich werden. Deshalb gilt: Lassen Sie sich nicht von Blingbling, Farbe und berauschender Optik verführen, sondern achten Sie auf das, worauf es in Sachen Funktionalität ankommt. Dazu gehören Symmetrie des Sattels insgesamt, die Lage der Gurtung, Linienführung, Schnittkanten, Zuschnitt des Leders etc.

Bäumchen, wechsele dich?

Neben dem traditionellen Holzbaum, der – je nach Qualität und Preis – wahlweise mit Rohhaut oder Kunststoff überzogen ist, sind mittlerweile zahlreiche Systeme mit flexiblen Sattelbäumen sowie verstellbare Sattelbäume erhältlich. Zudem sind Sättel mit Lederbäumen, baumlose Sättel und Mischformen auf dem Markt. Sicherlich steckt hinter jedem System ein durchdachtes Konzept und jede Sattelart hat in irgendeiner Weise ihre Berechtigung. Allerdings muss stets genau überprüft werden, ob bzw. dass Pferderücken, Reitergewicht, Reitweise und Sattel bzw. der im Sattel verbaute Baum miteinander harmonieren. Keine einfache Aufgabe und sicherlich nicht im Internet lösbar.
Was die immer häufiger eingesetzten flexiblen Sattelbäume angeht, werden mittlerweile nach jahrelanger Weiterentwicklung nicht nur viele verschiedene Passformen angeboten, sondern sogar Sättel, die für die Arbeitsreitweisen geeignet sind und höchsten Belastungen standhalten. Wichtig hierbei ist, dass das Reitergewicht (noch) zum Sattel passt, damit keine Druckspitzen entstehen, wenn das flexible Material unter zu hohem Gewicht nachgibt.

Bequem & funktional Platz nehmen

So jedenfalls könnte man die Ausgestaltung des Reitersitzes nennen, denn wie anfangs bereits erwähnt: Auch da muss der neue Sattel passen, den Reiter gut hinsetzen und ihm perfekte Einwirkungsmöglichkeiten beim Reiten ermöglichen. Wie der Sitz aufgebaut wird, ist (auch) eine Preisfrage. Beim teuren Custom made-Sattel erhält man in der Regel einen handwerklich perfekt aufgebauten, individuell angepassten Vollledergrundsitz. Aber auch Modelle, die in Reihe gefertigt werden, verfügen häufig über gute Vollledergrundsitze.
In preiswerten Sätteln werden dagegen häufig mehr oder weniger einfache Sitzschalen verbaut. Auch in Sachen Sitzpolsterung gibt es zahlreiche Varianten: Vom ungepolsterten Hard Seat bis hin zum großzügig gepolsterten Komfortsitz ist alles möglich. Die Polsterung besteht wahlweise aus Schaumstoff (preiswert, sitzt sich mit der Zeit durch), Neopren oder Latex, sogar visco-elastische Füllungen werden angeboten, die sich passgenau an den Reiter-Popo schmiegen. Eine Spezialform der Sitzpolsterung findet man häufig bei Vaquero- und Buckaroo-Sätteln: Hier ist nur der hintere Teil der Sitzfläche gepolstert, genau dort, wo die Sitzbeinhöcker des Reiters Platz nehmen.
Mit welcher Ledersorte man dann die Sitzfläche beziehen lässt – Glatt-, Nubuk- oder Rauleder –, kommt auf die individuellen Vorlieben an. Eines ist klar: Nubuk- und Rauleder geben besseren Halt im Sattel, während Glattleder mehr Bewegungsfreiheit zulässt.

Ordentlich vom Leder ziehen

Und untenrum?

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Text: Friederike Fritz, Foto: Adrian Bozai