Traditionell, individuell & funktional

Mohair Cinch

Schönes und dabei hoch funktionelles Equipment ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Neben diversen modernen Materialien werden wieder mehr Westernpferde mit einem Schnurengurt gesattelt, denn was die wenigsten Reiter wissen: Schnurengurte, bestehend aus mehreren gedrehten Naturfasersträngen, haben eine lange Tradition und dies nicht zu Unrecht. So manchem Pferd, das bislang mit Problemen in der Gurtlage zu kämpfen hatte, wurde mit einem hochwertigen, angepassten Schnurengurt aus hochwertiger Mohairwolle geholfen.

Schönes und dabei hoch funktionelles Equipment ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Neben diversen modernen Materialien werden wieder mehr Westernpferde mit einem Schnurengurt gesattelt, denn was die wenigsten Reiter wissen: Schnurengurte, bestehend aus mehreren gedrehten Naturfasersträngen, haben eine lange Tradition und dies nicht zu Unrecht. So manchem Pferd, das bislang mit Problemen in der Gurtlage zu kämpfen hatte, wurde mit einem hochwertigen, angepassten Schnurengurt aus hochwertiger Mohairwolle geholfen.
Mittlerweile werden Schnurengurte sogar von mehreren Craftswomen und -men von Hand in Deutschland gefertigt, unter anderem von Silvia Lehmann, mit der wir über die Vorzüge dieser Gurtung sprachen.

Warum gerade Mohair?

Mohair ist die herausgekämmte Wolle der Angoraziege. Die langfaserige Wolle hat viele Eigenschaften, die sie perfekt für den Einsatz am Pferd machen. „Allerdings muss man auch wirklich 100% Mohairwolle ohne Beimischungen verwenden“, so Silvia Lehman, die die Wolle zum Teil sogar selbst einfärbt.
Mohair ist, was ihr spezifisches Gewicht angeht, die leichteste Textilfaser, die es gibt. Durch die hohe Atmungsaktivität des Materials – es absorbiert zirka 30 Prozent seines eigenen Gewichtes und leitet durch seine Wollfette Feuchtigkeit zuverlässig ab – werden Wärme und Schweiß von der Haut des Pferdes nach draußen transportiert. Das hält Haut und Fell des Pferdes trockener und verringert die Wahrscheinlichkeit, dass an der Auflagefläche des Sattelgurtes Scheuerstellen entstehen.
Zudem sind die Wolle und die gedrehten Stränge leicht elastisch, das Material gibt in der Bewegung etwas nach, was für das Pferd sehr angenehm ist. „Nach dem Einsatz zieht sich ein Mohair-Sattel-gurt in die ursprüngliche Länge zusammen und verhindert somit, dass er mit der Zeit ausleiert“, erklärt Silvia Lehmann.

Perfekte Eigenschaften

Aber das natürliche Material hat noch weitere Vorzüge: Wie jede andere Wolle kühlt Mohair im Sommer, während es im Winter wärmt, ist also zu jeder Jahreszeit angenehm zu tragen. Seine antibakteriellen Eigenschaften in Verbindung mit der perfekten Klimaregulierung sorgen nicht nur für trockene Haut, sondern beugen damit auch Pilzbefall und anderen Hauterkrankungen in der Gurtlage vor. Selbst sehr empfindliche Pferde kommen in der Regel mit Mohairgurten sehr gut zurecht, was vielleicht auch an den hypoallergenen Eigenschaften des Naturmaterials liegt.

Roper oder Straight Cinch?

Bei der Auswahl in Sachen Schnurengurt stehen zwei Varianten zur Verfügung: Der gerade verlaufende Gurt (Straight Cinch) und der Roper Gurt, der sich zur Mitte – also unter dem Brustbein des Pferdes – verbreitert. Dort nämlich wird eine Leder- oder Nylonplatte eingearbeitet. „Ich verwende bei meinen Mohairgurten ein Nylon-Center und verzichte dabei bewusst auf Leder,“ erklärt Silvia Lehmann, denn „zum einen muss das Leder aufgenäht werden, wobei die Struktur des Haares beschädigt werden kann und so Bruchstellen entstehen können und zum anderen können an trockenem Leder harte und für das Pferd unangenehme Kanten entstehen.“
Da der Roper Cinch durch die Verbreiterung eine größere Auflagefläche besitzt und damit mehr Stabilität für den Sattel mit sich bringt, wurde er traditionell von Ropern genutzt, daher der Name. Heute findet der Roper Cinch seinen Einsatz in allen Ranch- und Cowhorse-Klassen, ist aber generell natürlich für jeden Einsatz geeignet.
„Beide Gurtarten haben im Einsatz ihre Vor- und Nachteile“, so Silvia Lehmann. „Wichtig wie bei allen Sattelgurten ist, dass dieser immer richtig sitzt.“ Bevor man sich also einen Mohairgurt fertigen lässt, sollte man sich entsprechend beraten lassen.
„Viele Pferde haben Probleme mit Scheuerstellen hinter den Ellenbogen“, weiß Silvia aus der Praxis zu berichten. Meist liege die Ursache ihrer Erfahrung nach darin, dass der Gurt zu kurz ist und dadurch verstärkt Reibung im Ellenbogen-Bereich entsteht. „Durch die eigene Herstellung ist es mir möglich, genau auf diese Anforderungen einzugehen, die Länge ganz individuell passend für das Pferd anzufertigen und den Gurt bei Bedarf auch mit breiteren oder schmaleren Auflagen, sprich mehr oder weniger Strängen, anzufertigen“, berichtet sie aus der Praxis.

Keine Angst vor aufwändiger Pflege

Ein Mohairgurt ist sehr pflegeleicht. Nach dem Reiten lässt man den Gurt immer an der Luft trocknen. Wenn er durch Dreck oder Sand verschmutzt ist, reibt und klopft man ihn nach dem Trocknen einfach ein wenig aus. Keinesfalls sollte man den Gurt ausbürsten, denn damit würde man die Struktur der Wolle langfristig schädigen. „Ein „zweites Fell“ auf der Innenseite, wie es gerne beim Fellwechsel des Pferdes entsteht, bietet ein zusätzliches Polster“, weiß Silvia aus Erfahrung. Allerdings: Wenn man merkt, dass sich der Gurt durch das Salz des Pferdeschweißes härter anfühlt, ist es an der Zeit, ihn in lauwarmem Wasser auszuwaschen. Dafür gibt man ihn zum Einweichen für kurze Zeit in einen Eimer mit sauberem, handwarmem Wasser – dabei ein wenig schwenken, aber nicht reiben, das führt zu Verfilzung – und spült ihn danach mit sauberem Wasser aus. Beim anschließenden Trocknen unbedingt darauf achten, dass der Gurt flach ausgelegt wird – am besten auf einem dicken Handtuch, ähnlich wie bei guten Wollpullis nach der Handwäsche. Auf Waschmittel sollte man bei der Prozedur wenn möglich verzichten, um den schützenden Fettmantel der Wolle nicht zu zerstören. Wenn der Gurt sehr stark verschmutzt ist, kann in das Wasser ein mildes Spezialwaschmittel für Wolle gegeben werden.

Text: Friederike Fritz, mit fachlicher Unterstützung von Silvia Lehmann, Foto: Adrian Bozai