Daran erkennt man die Qualität

Leder im Sattelbau

Ein Westernsattel wird ordentlich beansprucht. Tägliche Nutzung, Sonne, Kälte, Staub und auch mal ein kräftiger Regenschauer
verlangen dem Material viel ab. Umso wichtiger ist es, dass für den Sattel qualitativ hochwertiges Leder verwendet wird.

Für die Fertigung von Sätteln wird in der Regel pflanzlich (vegetabil) gegerbtes Blankleder vom Rind verwendet. Die Rinderhaut als Rohware wird als Nebenprodukt der Fleischproduktion gewonnen. Als Gerbstoff, der die Tierhaut haltbar macht, werden bei vegetabilem Blankleder Extrakte aus Rinden, Samen oder anderen pflanzlichen Teilen verwendet. Auch der Fettgehalt des Leders spielt eine entscheidende Rolle. Ein „knarzender“ Sattel weist beispielsweise auf einen geringen Fettgehalt im Leder hin.

Feste Struktur und Haltbarkeit

Blankleder zeichnet sich grundsätzlich durch seine feste Struktur und Haltbarkeit aus. Wird das Leder ungefärbt verwendet, dunkelt es im Gebrauch nach und entwickelt eine individuelle Patina. Eine Stärke von vier Millimetern ist die Mindestanforderung für den Bau eines Sattels, um den Belastungen im späteren Gebrauch gerecht zu werden. Werden dünnere Leder verwendet, müssen diese aufgedoppelt werden.

Bestes Sattelleder gibt es auch in Deutschland

Bei hochwertigen Sätteln aus Deutschland oder den USA wird häufig Leder von den renommierten Gerbereien Herman Oak oder Wickett-Craig (USA) verwendet. Dem gegenüber findet man im Handel sehr häufig Zubehörteile (Bridles, Vorderzeug etc.), die aus minderwertigem importiertem Leder gefertigt sind. Bei diesem Leder kann nicht gewährleistet werden, dass im Gebrauch keine Rückstände von Gerb- oder Farbstoffen freigesetzt werden.
Qualitätsbewusste Sattlereien legen großen Wert darauf, wo immer möglich Leder vom deutschen Rind zu verarbeiten, das auch in Deutschland gegerbt wird. Trotz hohem Druck durch importierte Leder aus Übersee oder Fernost gibt es in Deutschland durchaus noch Gerbereien, die hochwertiges, für den Sattelbau bestens geeignetes Leder herstellen. Neben der Auswahl des Leders ist dessen Verarbeitung für die Qualität des Sattels entscheidend.

Struktur und Eigenschaft des Leders entscheiden über Funktionalität

So ist beim Sattelbau grundsätzlich zu beachten, dass eine Tierhaut nicht durchgängig dieselbe Struktur und demnach auch nicht überall dieselben Eigenschaften hat. Im Bereich der Flanken beispielsweise ist die Haut deutlich lockerer strukturiert, dort ist dann die gegerbte Haut, also das Leder, ebenfalls lockerer strukturiert und elastischer.
Aus diesem Grund ist beim Bau eines Sattels darauf zu achten, dass alle Bauteile symmetrisch aus einer Haut geschnitten werden und entsprechend ihrer Funktion am Sattel auf der Lederhaut positioniert werden.
Mangelnde Sorgsamkeit bei dieser Auswahl wird bei industriell gefertigten Sätteln oftmals an den Fenderriemen deutlich. Baut man diese aus und legt sie flach auf den Tisch fällt auf, dass sie sich im Gebrauch unterschiedlich stark gestreckt haben.
Anzeichen dieses Mangels sind auch eine „wattige“ Struktur, oft mit kleinen Lederfetzen, auf der Rückseite der Fenderriemen.

Text: Peter Eisenmann, Horse Gear Innovations