Decken, Pads, Gurte, Gamaschen & Co.

Ausrüstungscheck

Die letzten warmen Sommerwochen sind ideal, um die Ausrüstung vor der nasskalten Jahreszeit zu überprüfen, gegebenenfalls zu reinigen oder auszutauschen, damit sie rechtzeitig einsatzfähig ist. Ein Überblick, was in keiner
Sattelkammer fehlen sollte.

Winterdecken sollten stets zweckorientiert eingesetzt werden. Das konsequente Eindecken ist im Winter für geschorene Pferde Pflicht, aber auch ungeschorene Pferde benötigen zumindest temporär eine Abschwitzdecke. Wenn das dicke Fell nach schweißtreibendem Training feucht ist, bietet es keinen Schutz mehr vor Kälte und Zugluft. Nach dem Gebrauch sollte man die Decke gut durchlüften und trocknen lassen, regelmäßiges Waschen ist hier besonders wichtig.

Decken für jeden Zweck

Abschwitzdecken bestehen aus atmungsaktiven Materialien, die Feuchtigkeit aufnehmen und nach außen ableiten. Dadurch trocknet das Fell schneller ab, das Pferd wird vor Verdunstungskälte geschützt und warmgehalten. Viele Abschwitzdecken haben einen integrierten Halsteil, aber nur einfache Befestigungsmöglichkeiten.
Stalldecken sind strapazierfähiger, leicht gefüttert für die Übergangsmonate oder dicker für kalte Wintertage. Wichtig bei Stalldecken ist eine gute Atmungsaktivität. Besonderen Komfort bieten Multifunktionsmaterialien, durch die man auf eine Abschwitzdecke verzichten kann. Regelmäßiges Waschen ist auch hier elementar, da Schmutz und Schweißreste die Funktion der Decke behindern, Hitzestaus verursachen und Hautpilz Vorschub leisten.
Der beständige Trend hin zu Paddockboxen und Offenstall bedingt veränderte Anforderungen an Pferdedecken. Outdoordecken gibt es ebenfalls in verschiedenen Stärken gefüttert (Wärmeisolierung). Diese Decken sind robust und machen durch Abnäher oder Gehfalten jede Bewegung mit. Speziell für den Aufenthalt im Freien entwickelt, sollten sie absolut wasser- und winddicht sein und müssen nach jeder Reinigung wieder imprägniert werden. Die fehlende Rückennaht, der Schweiflatz sowie ein verlängerter Halsteil verhindern das Eindringen von Niederschlägen. Viele dieser Decken sind auch mit abnehmbarem Halsteil ausgerüstet.
Für die Aufwärmphase in der Reithalle oder den Ausritt im Winter sind spezielle Ausreit- oder Nierendecken im Handel, die wärmen und vor Niederschlägen schützen. Sie bestehen entweder aus einfachem Fleece zum Warmhalten der Rückenmuskulatur oder aus wasser- und windabweisendem Softshell oder wasser- und winddichtem Polyester.

Pads & Gurte

Sattelpads sollten vor dem Winter nochmal gereinigt werden. Steckt noch der alte Sommerschweiß im Pad, können die Poren verstopfen und dies zu Hautentzündungen führen. Auch hier ist ein zweites Pad zum Wechseln ideal. Verschlissene Sattelunterlagen sollten zudem ausgetauscht werden, um Druckstellen zu verhindern. Es gibt Pads aus unterschiedlichen Materialien wie Filz, Baumwolle, Canvas, Polyester, Webpelz oder Lammfell, meist weich unterlegt. Einige sind anatomisch geformt, andere haben Beschläge aus Echt- oder Kunstleder. Wichtig für ein gutes Pad ist, dass es atmungsaktiv, stoßabsorbierend und pflegeleicht ist.
Westerngurte können gerade oder anatomisch geschwungen sein. Bei der ergonomischen Form ist der Sattelgurt im Bereich der Ellenbogen für mehr Bewegungsfreiheit nach hinten zurückgeschnitten. Eine Verbreiterung in der Mitte sorgt für eine bessere Druckverteilung.
Ob Neopren, Leder, Kunst- oder Echtfell, alle Gurte haben ihre Daseinsberechtigung. Neopren ist sehr flexibel und gut für Pferde geeignet, die auf Druck empfindlich reagieren. Ledergurte halten schön ihre Form, was für die Pferde auch sehr angenehm ist. Mit Kunst- oder Echtfell unterlegte Gurte empfehlen sich vor allem für Pferde mit sensibler Haut. Aber auch der gute alte Strippengurt hat durchaus Vorteile gegenüber geschlossenen Gurten: Da sich weder Schmutz noch Wasser oder Schweiß zwischen den Schnüren sammeln kann, gibt es kein Problem mit Scheuerstellen.
Scheuerstellen im Ellenbogenbereich kommen häufig vor und sind meist das Resultat einer falschen Gurtlage durch schlechte Sattelpassform oder zu breite bzw. zu kurze Gurte. Bis der passende Gurt gefunden ist, sind Gurtschoner aus Lammfell ideal. Synthetische Materialien verschlimmern die Hautreizungen meist, da der Schweiß hier nicht richtig abgeleitet wird.

Gamaschen und Glocken

Eine österreichische Studie der Klinik für Orthopädie der Veterinärmedizinischen Universität Wien kam 2010 zu dem Resultat, dass Gamaschen zur Grundausrüstung eines jeden Sportpferdes gehören und bei der Arbeit angelegt werden sollten, um die Pferdebeine vor Verletzungen zu schützen und die Sehnen zu unterstützen.
Gamaschen gibt es in verschiedenen Ausführungen: Hartschalengamaschen, Löffelgamaschen, Fesselkopfgamaschen für die Vorderbeine sowie Streichkappen für die Hinterbeine. Hartschalengamaschen mit stoßfester Schale sind ein idealer Schlag- und Kratzschutz, besitzen aber auch eine stützende Funktion, was das Risiko für Knochen- oder Sehnenschäden durch Stolpern oder Umknicken reduziert. Die Innenfläche ist mit Materialien wie Neopren, Softgel, Synthetik-Kautschuk, Kunst- oder Lammfell weich unterlegt. Löffelgamaschen bestehen vorwiegend aus Neopren kombiniert mit Leder oder Kunstleder. Zur Unterstützung des Pferdebeins verläuft auf dieser Gamasche ein „Löffel“, also eine Verstärkung. Diese Art von Gamasche stützt allerdings nur das Innenbein. Fesselkopfgamaschen sind eine Art Kombination aus Hartschalengamaschen und Bandagen. Sie umschließen sowohl den Fesselkopf als auch das Röhrbein und werden beim Westernreiten vornehmlich verwendet. In der Regel bestehen diese Gamaschen aus Neopren in Kombination mit Kunststoff, manche sind auch komplett aus Leder oder Lederimitat gefertigt. Streichkappen sind die kurze Variante von Gamaschen, die am Hinterbein im Bereich des Fesselgelenks angelegt werden. Sie haben zwar im Gegensatz zu Gamaschen keine stützende Funktion, schützen aber genauso gut vor Blessuren und Schlägen gegen das empfindliche Gelenk.
Hufglocken für Pferde sind der perfekte Schutz für den empfindlichen Ballenbereich, der durch die Hufeisen der Hinterbeine geprellt und aufgerissen werden kann, wenn das Pferd mit den Hinterhufen in die Vorderhufe greift. Hufglocken bewahren aber nicht nur vor Ballentritten, sondern schützen auch den Kronrand und einen Teil der Fesselbeuge vor Verletzungen und verhindern zudem das Abtreten der Vordereisen durch die Hinterhufe im Sport oder auf der Winterkoppel. Hufglocken werden in verschiedenen Stilen und Arten angeboten. Traditionell gerippte Glocken aus Gummi sind mit oder ohne Klettverschluss zum Überziehen erhältlich. Hufglocken aus Neopren, die es auch mit Verdrehsicherung gibt, sind flexibel und strapazierfähig und haben einen Doppel-Klettverschluss für sicheren Halt. Mit Kunst- oder Echtfell ausgekleidete Hufglocken schützen den Fesselbereich und sorgen für mehr Komfort.

Kleinutensilien & Lederpflege

Auch Kleinteile wie Halfter, Führ- und Anbindestrick, Longe und Putzzeug gehören vor dem Winter nochmal auf den Prüfstand. Ist noch alles voll funktionstüchtig oder vielleicht schon arg verschlissen und sollte aus Sicherheitsgründen ersetzt werden? Apropos Sicherheit: Wer auch bei Nebel, Schneetreiben oder Dunkelheit draußen unterwegs ist, sollte sich mit Reflex- und Leuchtmitteln ausrüsten, die für Pferd und Reiter im Fachhandel angeboten werden. Eine Lammfellsattelauflage sorgt außerdem für mollige Wärme bei Winterausritten.
Sattel, Kopfstück und lederne Kleinteile sollten vor der nasskalten Jahreszeit nochmals intensiv gepflegt werden. Wichtig: Bei der Auswahl sollte man aber immer bedenken, dass nicht jedes Leder die gleiche Pflege braucht. Die meisten Produkte sind für Glattleder gemacht. Für Nubuk-, Wild- und Kunstleder gibt es andere Spezialmittel. Deshalb sollte stets darauf geachtet werden, aus welchem Leder das Equipment besteht. Außerdem ist es sicherlich sinnvoll, die Empfehlungen des jeweiligen Herstellers zu berücksichtigen. Einige Sattelhersteller bieten auch ihre eigenen Pflegeprodukte an. Für die Pflege zwischendurch werden sogenannte Kombi-Präparate angeboten, mit denen man die Lederausrüstung schnell und einfach wieder auf Vordermann bringen kann, da sie in einem Schritt reinigen und pflegen. Diese All-in-one-Produkte sind eine Kombination aus Sattelseife und Lederfett, Lederbalsam oder Ledercreme. Sie ziehen schnell ein und hinterlassen keine fettigen Rückstände. Ideal für den täglichen Gebrauch sind Leder-Pflegetücher. Die strapazierfähigen Feuchttücher sind praktisch und einfach in der Handhabung und ermöglichen eine schnelle Reinigung und Pflege.

Text: Birgit van Damsen, Foto: I. Sidon