Basics im Putzkasten

Das muss wirklich rein!

Striegel, Bürsten, Kämme – Tools zur Pferdepflege gibt es wie Sand am Meer und für jeden Anspruch, für jede Hand und natürlich auch für jedes Pferd findet sich das passende am Markt. Allerdings stehen nicht nur Einsteiger häufig ratlos der Angebotsvielfalt gegenüber. Also: Was braucht man wirklich für eine gepflegte Putzorgie am Pferd? 

Aus unserer langjährigen Erfahrung hier ein paar Basistipps für den Überblick mit dem Wissen „Mehr geht immer“. 

Kiste, Box oder Tasche? Wohin mit dem Putzzeug?

Der Putzkasten ist das Herzstück in Sachen Pferdepflege. Jedes Pferd sollte schon allein aus hygienischen Gründen seinen eigenen Putzkasten besitzen. Hier wird alles, was zur täglichen Pferdepflege gehört, verstaut. 

Das Angebot ist groß: Es gibt offene Boxen, geschlossene Boxen, Taschen und sogar sogenannte Utensilos, die direkt an der Boxentür des Pferdes angebracht werden können. Grundsätzlich bleiben Striegel, Bürsten & Co in einer geschlossenen Putzbox besser geschützt vor Staub und Feuchtigkeit und man kann darin – wenn die Box entsprechend eingeteilt ist –das Equipment optimal, nämlich übersichtlich verstauen. Eine Putztasche dagegen sollte stets im Stallschrank aufbewahrt werden, damit der Inhalt geschützt ist. Aber: Eine Putztasche nimmt meist weniger Platz weg und lässt sich, zum Beispiel auf dem Weg zur Weide, locker über der Schulter tragen, so dass man beide Hände frei hat. Wer immer und in jedem Fall in der Stallgasse putzt (was nicht unbedingt der optimale Ort ist), kann das Putzzeug auch in einem Utensilo unterbringen.  

Nun aber zum eigentlichen Inhalt, dem Putzzeug. Viel mehr als eine Grundausstattung ist eigentlich nicht notwendig, aber bei den meisten Pferdemenschen kommt immer wieder mal das eine oder andere neue Bürstchen hinzu. Aber erst einmal zu den Dingen, die in keinem Putzkasten fehlen sollten. 

Kopfbürste – nicht nur zum Schmusen

Für den Kopf ist eine besonders weiche Bürste zwingend erforderlich, da Pferde im Bereich des Kopfes, der Nüstern und Augen sehr empfindlich sein können. Etwas kleinere, handliche Bürsten mit besonders weichen Borsten erleichtern das Abbürsten des Kopfes ungemein. Kaum ein Pferd, das das sanfte Streicheln nicht genießt. So wird das Putzen zur täglichen Schmuseeinheit und schafft Nähe zwischen Mensch und Tier!  

Auch hier punkten Flex-Modelle mit weichen Borsten, die sich an die Hand schmiegen und so exakteres Bürsten ermöglichen. Aber auch Bürsten im Miniformat – zum Beispiel mit weichem Ziegenhaar bestückt – sind ein Genuss fürs Pferdegesicht. 

Striegel – gegen den groben Schmutz

Der klassische Striegel ist einfach ein absolutes Muss im Putzkasten. Ihn gibt es in zahlreiche Ausführungen: als Federstahlstriegel oder aus Kunststoff zum Entfernen von grobem Schmutz und ausgefallenem Haar und aus Gummi. Letztgenannte Version dient neben der Reinigung auch der Massage und raut das Fell auf, bevor dann der Staub mit einer feinen Kardätsche ausgebürstet wird (dann dient er zum Abstreichen der Bürste und nimmt den Staub auf). Gummistriegel gibt es in vielen Ausführungen, mit großen oder kleinen Noppen – hervorragend geeignet zu Zeiten des Fellwechsels – und Zacken – ideal, um die Kardätsche auszustreichen.  

Weiche Gummistriegel können am gesamten Pferdekörper eingesetzt werden, Striegel aus Kunststoff und Federstahl nur an den bemuskelten Stellen, um Knochen und Gelenke zu schonen! Zur Basisausstattung sollten ein Federstahlstriegel sowie ein Gummistriegel gehören.  

Extratipp: Flexible, sich ergonomisch an die Hand anpassende Modelle erleichtern das Putzen ungemein! 

Hufkratzer – unverzichtbar!

Wichtigstes Merkmal eines Hufkratzers: Er muss gut in der Hand liegen und eine sorgfältige Säuberung des Hufes ermöglichen. Es gibt viele Modelle – am besten im Handel einfach mal testen, welches am besten in der Hand liegt. Hufräumer mit einer zusätzlichen kleinen, harten Bürste und/oder Schabekante sind besonders praktisch, um die Hufe gründlich zu säubern! 

Kardätsche

„Lang der Strich und kurz die Pause“ – mit diesen Worte hat früher der Stallmeister seinen Zöglingen die Kardätsche in die Hand gedrückt und los ging’s. Die Kardätsche ist in Sachen Pflege so etwas wie ein Herzstück im Putzkasten: Sie entfernt tief sitzenden Staub, verteilt das körpereigene Hautfett des Pferdes in dessen Fell und sorgt damit für satten Glanz. Und das alles mit unserer Muskelkraft, denn nur wer ordentlich und stets in Wuchsrichtung des Fells bürstet und die Kardätsche immer wieder sorgfältig am Striegel ausstreicht, wird mit einem gesund glänzenden Pferd belohnt.  

Die Anschaffung einer hochwertigen Kardätsche lohnt sich für all jene, die gerne und viel putzen. Je nach Vorlieben kommen dabei Natur- oder Kunststoffborsten zum Einsatz. Besonders edle Modelle haben einen ergonomisch ausgeformten Rücken und feine Naturborsten – ein Genuss für Freunde der ausgiebigen Pferdepflege! In Sachen Hygiene punkten Bürsten mit Kunststoffrücken und -fasern, die mühelos mit Wasser und Seife gereinigt werden können. 

Wurzel-/Waschbürste

Auch eine Bürste „fürs Grobe“ darf in keinem Putzkasten fehlen. Die Wurzelbürste, die es sowohl aus Natur- als auch aus Kunstfasern in vielen verschiedenen Ausführungen – soft, hart, lange und kurze Borsten – gibt, rückt dem groben Schmutz an Beinen und Langhaar zuleibe. Diese Bürste kann in Wuchsrichtung, aber auch „schrubbelnd“ über das verschmutzte Fell geführt werden. Zudem können Mähne und Schweif mit ihr vorsichtig durchgebürstet werden und dabei werden deutlich weniger Haare herausgebürstet als mit einer Mähnenbürste oder einem Mähnenkamm. 

Knickbare Bürstenrücken sorgen dafür, dass man optimal am Pferdebein arbeiten kann. Zudem sind sogenannte Wurzelkardätschen erhältlich, die für den gesamten Pferdekörper flächig einsetzbar sind. 

Grundsätzlich können Wurzelbürsten auch in Verbindung mit Wasser angewendet werden, zudem gibt es spezielle Waschbürsten in verschiedenen Ausführungen. Diese sollten jedoch zumindest im nassen Zustand separat und nicht im Putzkasten gelagert werden! 

Lammfellhandschuh/ Lammfellbürste

Ein wunderbares Extra, wenn das Pferd im kurzen Sommerfell dasteht, ist der Lammfellhandschuh oder die Lammfellbürste. Nach dem gründlichen Bürsten mit der Kardätsche sorgt dieser für noch mehr Glanz und letzte Staubkörnchen werden entfernt. Und er bietet noch eine Extra-Schmuseeinheit fürs Pferd. Eine lohnende Anschaffung fürs Leben! 

Mähnenbürste/-kamm

Eigentlich kann man Mähne und Schweif mit einer Wurzel- oder Kunststoffbürste, die mit mittellangen, nicht zu festen Borsten ausgestattet ist, gründlich ausbürsten. Wenn es noch gepflegter und seidiger aussehen soll, helfen eine gute Mähnenbürste, meist wie Haarbürsten mit Griff und speziellen haarschonenden Borsten ausgestattet, und ein Mähnenkamm. Um möglichst wenig Langhaar auszureißen, empfiehlt sich bei langen Mähnen und beim Schweif sehr vorsichtiges Entwirren und bei Bedarf der Einsatz von Mähnenspray. 

Mähnenspray

Ein gutes Mähnenspray hilft, Mähne und Schweif nach der Grobreinigung mit der Wurzelbürste zu entwirren, ohne dass zu viele Haare ausgekämmt werden. Es wird dünn auf das Haar aufgesprüht, bevor Mähnenbürste oder -kamm zum Einsatz kommen. Hochwertiges Mähnenspray sorgt dafür, dass das Haar danach nicht mehr so schnell verfilzt und wirkt staubabweisend – zumindest für ein paar Tage. Hier lohnt es sich, auf Qualität und vor allem natürliche Inhaltsstoffe zu achten! Extratipp: Werden weiße Abzeichen – vor allem an den Beinen – nach dem Putzen bzw. Waschen mit Mähnenspray besprüht, bleiben sie länger weiß. 

Grooming Sponge/ Waschstriegel

Eine feine Sache, gerade in den Sommermonaten, ist der Grooming Sponge oder Waschstriegel, ein Gummistriegel, dessen Oberseite einen Schwamm beherbergt, der herausnehmbar ist und durch eine kleine Öffnung befeuchtet werden kann. Dadurch ist punktgenaues Waschen möglich, ohne viel Pferdeshampoo zu benutzen oder gar das komplette Pferd zu waschen. Ein tolles Helferlein, um das Pferd punktuell nach schweißtreibendem Training abzuwaschen. 

Schweißmesser

Ein Utensil, das eigentlich nur im Sommer zum Einsatz kommt, ist das Schweißmesser. Es dient dazu, überschüssiges Wasser, im Extremfall Schweiß, vom Pferd zu ziehen – ähnlich einem Fensterabzieher. Mithilfe eines Schweißmessers trocknet das Pferd schneller, wenn es zum Beispiel nach dem Ritt abgeduscht wird. Da das Schweißmesser bei den meisten Reitern nicht täglich zum Einsatz kommt und somit den Putzkasten nur unnötig füllt, kann es wahlweise für alle am Waschplatz oder im Spind deponiert werden.  

Für Sauberkeit sorgen

Alles Putzzeug sollte möglichst trocken aufbewahrt und regelmäßig gereinigt werden. Staub, Schmutz, Haare und Hautfett bilden sonst schnell einen klebrigen Film auf den Handschlaufen und Griffen. Also: Immer mal wieder den Putzkasten entleeren und säubern und dabei die verschiedenen Tools durchreinigen und auf ihre Funktion überprüfen. Alles, was nicht mehr gebraucht wird oder nicht mehr funktionstüchtig ist, wird aussortiert und wahlweise weitergegeben oder entsorgt. Und schnell ist wieder ein Plätzchen frei für die nächste Neuanschaffung…

Text: Friederike Fritz, Foto: C. Slawik