Reisen im Sattel – wenn Vertrauen der Weg ist
Reiten in der Ferne bedeutet mehr als Abenteuer und Landschaft. Es ist die Kunst, Verantwortung, Freude und Achtsamkeit in Einklang zu bringen – für Pferd, Reiter und Umwelt.
Viele Reiter träumen davon, einmal woanders im Sattel zu sitzen – durch unberührte Landschaften zu reiten, auf fremden Pferden, in einer neuen Welt. Doch wer schon einmal unterwegs war, weiß: Es geht um mehr als um Abenteuer oder schöne Ausblicke. Wirklich gute Reiterreisen entstehen dort, wo Verantwortung, Achtsamkeit und Freude zusammenfinden – ganz im Sinne von „fair zum Pferd, fair zum Reiter, fair zur Umwelt“.
Dazu gehören sieben Kernpunkte:
• Glückliche Pferde durch artgerechte Haltung und Pflege,
• zuverlässige Wanderreitpferde, die in der Natur zu Hause sind,
• Rittführer mit Verantwortungsbewusstsein für Pferd und Reiter gleichermaßen,
• abwechslungsreiche Geländeritte, die Rücksicht auf Tier und Terrain nehmen,
• gute Aus- und Fortbildung von Pferd, Reitlehrer und Reiter,
• einfühlsamer Unterricht mit Freude und Lernerfolg,
• herzliche Gastfreundschaft – unter Pferde- und Naturfreunden weltweit.
Achtsam reisen
Reiterreisen führen oft weit über den eigenen Horizont hinaus – geografisch wie menschlich. Wer sich auf andere Länder, Pferderassen und Kulturen einlässt, erlebt Reiten in seiner ursprünglichsten Form: als Verbindung. Diese Verbindung entsteht nur, wenn man bereit ist, sich auf Neues einzulassen – auf andere Reitweisen, ungewohnte Sättel, anderes Essen oder einen anderen Tagesrhythmus. Wer ständig mit Zuhause vergleicht, verliert. Wer offen bleibt, gewinnt: neue Perspektiven, echtes Vertrauen und unvergessliche Begegnungen. Genau darin liegt der Zauber des Reitens in fremden Ländern – überall auf der Welt sprechen Pferdemenschen dieselbe Sprache, auch ohne Worte.
Die richtige Reise wählen
Damit eine Reiterreise wirklich zum Traum wird, ist gute Vorbereitung entscheidend, denn nicht jede Tour passt zu jedem Reiter. Bevor man bucht, sollte man sich ehrlich fragen: Was erwarte ich von der Reise? Welche Art von Ritt suche ich – gemütlich oder sportlich, kurz oder mehrtägig? Wie fit bin ich reiterlich und körperlich? Bin ich bereit, mich auf eine andere Kultur und Umgebung einzulassen? Eine persönliche Beratung hilft, das passende Ziel und den richtigen Schwierigkeitsgrad zu finden.
Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie die Wünsche der Reiter: Wer sich nach ursprünglicher Natur und Freiheit sehnt, erlebt in Island das vielleicht eindrucksvollste Gefühl von Weite – im Takt des Tölts, begleitet von einer freilaufenden Herde, während der Wind vom Meer herüberzieht. Abenteurer, die Wildnis und Ursprünglichkeit suchen, werden auf Trails mit Expeditionscharakter fündig – etwa entlang der Seidenstraße in Zentralasien oder im kanadischen Yukon, wo die Tage lang und die Nächte sternenklar sind. Wer sich für klassische Reitkunst begeistert, findet in Portugal oder Spanien die feine Balance von Technik und Gefühl, die hohe Schule auf edlen Lusitanos oder PREs, geleitet von Trainern, die jahrhundertealte Traditionen pflegen. Andere zieht es ans Meer, auf lange Galoppstrecken entlang der Atlantikküste – etwa bei einem Strandritt in Andalusien, wo Sonne, Salz und Pferd zu einem Rhythmus verschmelzen.
Ganz anders, aber ebenso intensiv, sind Reitsafaris in Afrika: Dort bedeutet Reiten, Teil einer Landschaft zu werden, in der Elefanten, Giraffen und Zebras den Weg kreuzen – mit Respekt, Ruhe und Abstand. Und wer sattes Grün liebt, den erwarten in Irland weite Felder und Cross-Country-Ritte über Naturhindernisse, begleitet vom typischen irischen Humor am abendlichen Kaminfeuer.
So unterschiedlich diese Reisen auch sind – sie alle verbindet derselbe Gedanke: unterwegs zu sein mit dem Pferd als Partner, nicht als Mittel zum Zweck. Ob Einsteiger oder erfahrener Reiter, ob Zelt, Lodge oder Fünf-Sterne-Hotel – für jeden gibt es die passende Art, die Welt vom Sattel aus zu entdecken. Entscheidend ist, dass Pferd und Reiter harmonieren und die Erwartungen realistisch sind.
Fairness als Reisephilosophie
Der Gedanke „fair zum Pferd, fair zum Reiter, fair zur Umwelt“ ist mehr als ein Slogan. Er beschreibt eine Haltung, die Respekt und Freude miteinander verbindet. Fair zum Pferd bedeutet: artgerechte Haltung, gesunde Ausbildung und Rücksicht auf seine Grenzen. Fair zum Reiter heißt: Sicherheit, ehrliche Einschätzung und gute Betreuung, vor dem Reiterlebnis ebenso wie auch vor Ort. Fair zur Umwelt bedeutet: bewusst reisen, Natur respektieren und lokale Strukturen stärken, statt sie zu überfordern. Diese Haltung schafft Vertrauen – zwischen Reiter und Pferd, zwischen Gast und Gastgeber, zwischen Mensch und Natur. Und genau dieses Vertrauen macht eine Reiterreise unvergesslich.
Reiten mit Herz und Verstand
Reiterreisen sind kein Massenprodukt, sondern bewusstes Erleben. Sie schenken Momente, in denen man spürt, warum man reitet: die Ruhe, die Nähe zum Tier, die Klarheit, die aus Bewegung entsteht. Doch sie fordern auch Verantwortung – für das Pferd, für sich selbst, für die Welt, in der wir unterwegs sind. Wenn alle dieselbe Sprache sprechen – die Sprache des Respekts – entsteht das, was Reiterinnen und Reiter überall auf der Welt verbindet: das Gefühl, genau am richtigen Ort zu sein. Im Gleichklang der Hufe, im Wind, in der Weite – irgendwo zwischen Vertrauen und Freiheit.
Text & Foto: Marjut Greinus/Pferd & Reiter (www.pferdreiter.de)
