Die Höveler DQHA-Fohlenschau

Pflichttermin für American Quarter Horse-Fohlen

Nachdem die American Quarter Horse-Fohlen ihre ersten Lebensmonate auf den Weiden verbracht haben, stellt sich für jeden Züchter die Frage, ob er den vierbeinigen Nachwuchs für eine Zuchtschau meldet. Ein offizieller Pflichttermin wie früher bei den staatlich anerkannten Zuchtverbänden und Voraussetzung für die Eintragung ins jeweilige Zuchtbuch ist eine Fohlenschau heute schon lange nicht mehr. Dennoch sollte jeder verantwortungsvolle Züchter diese Chance nutzen. Warum, erläutern wir im Folgenden.

Die Höveler DQHA-Fohlenschauen sind die Highlights in der Zuchtsaison, denn dort treffen sich nicht nur die zu begutachtenden Fohlen (und in der Regel auch deren Mütter), sondern auch Züchter und Fans des American Quarter Horses. Neben der Begutachtung seines eigenen kleinen AQH durch DQHA-Zuchtrichter sieht der Züchter und/oder Fohleneigentümer andere Pferde – von den Fohlen der Mitzüchter bis hin zu Jährlingen, Stuten und Wallachen, die ebenfalls im Rahmen der Höveler DQHA-Zuchtschau vorgestellt werden können. Eine feine Sache, denn so hat man die Möglichkeit, tief in die Welt der Pferdezucht einzutauchen, einen züchterischen Blick für das typische American Quarter Horse zu entwickeln und natürlich auch einen regen Austausch mit anderen AQH-Begeisterten zu betreiben. Das bestätigt auch DQHA-Zuchtobfrau Christine Petersen, die gerade Neueinsteiger in die AQH-Zucht dazu ermutigen möchte, mit ihren Pferden eine Zuchtschau zu besuchen: „Mir als Züchter fällt es schwer, mein Fohlen objektiv zu beurteilen. Auf der Fohlenschau erhält man ein objektives Feedback für sein Fohlen. Die lineare Beschreibung gibt Aufschluss über 57 Einzelmerkmale, die zunächst einmal beschrieben werden. Dadurch entsteht ein Profil, anhand dessen man Stärken und Schwächen erkennen kann und wie sie sich auf die Bewegung und das Gesamtbild auswirken. Eine Wertung wird über die Prozentränge hereingebracht, die auf jahrelangen Erfahrungswerten vieler Züchter und Tiermediziner beruhen. Spannend wird es erst recht, wenn man sein Fohlen als erwachsenes Pferd wiederum linear beschreiben lässt und feststellen kann, welche Merkmale sich weiter ausgeprägt haben und welche nicht oder weniger“, erläutert sie.
Dabei gehe es in erster Linie um die Erkenntnisse, die der Züchter aus der Beschreibung ziehen kann. „Natürlich freut man sich über den Sieg oder den Gewinn eines Ehrenpreises, jedoch empfiehlt es sich, das Profil der Merkmale anzusehen und mit dem der Elterntiere zu vergleichen, um zu erkennen, ob Eigenschaften bei dem Fohlen verbessert wurden oder nicht,“ rät sie deshalb. „Viele Pferde mit weniger hohen Noten erringen beachtliche sportliche Leistungen und können über das verbandsinterne Prämierungssystem weitere Titel wie Leistungssportstute oder Leistungszuchtstute erringen“, so ihre Erfahrung.

Die Lineare Beschreibung – was ist das?

Die Lineare Beschreibung ist – anders als viele glauben – keine neue Methode, um Zuchttiere zu begutachten. Besonders in der Rinderzucht ist sie seit Jahrzehnten international ein Erfolgsrezept. Zahlreiche Pferdezuchtverbände wenden diese Selektionsmethode erfolgreich an und wissen die Vorteile dieses Systems zu schätzen, da sie dem Zuchtverband wertvolle Schlussfolgerungen in allen Bereichen der Entwicklung der jeweiligen Rassezucht ermöglicht.
Das DQHA-System besteht aus Einzelmerkmalen, aufgeteilt in die Merkmalsgruppen Typ, Rahmen/Gebäude, Fundament, Stellung und Bewegung. Die Gewichtung der Merkmale und die daraus resultierende Rangierung der Pferde erfolgt auf Grundlage eines zweistufigen Punktesystems. Die Lineare Beschreibung basiert auf den früher üblichen Stichworten, die benutzt wurden, um die Notenfindung begründen zu können. So beschreibt sie ein Pferd zum Beispiel mit „viel Knieaktion“ oder „steile Schulter“ statt mit einer einfachen Wertnote. „Mit einer einzelnen Note kann der Züchter das „Warum“ einer Bewertung nicht nachvollziehen. Mit der Beschreibung kann er hingegen Schlüsse für seine züchterische Arbeit ziehen und Anpaarungen wiederholen oder besser nicht“, so Zuchtleiterin Ronja Hagedorn.

Und wie geht das?

Bei der Fohlenschau wird das Fohlen durch die DQHA-Zuchtrichter zunächst in aller Ruhe im Stand begutachtet. Danach erfolgt das Vorführen auf der Dreiecksbahn, um das Fohlen in der Bewegung zu sehen. Übrigens: Die Fohlen müssen hierfür nicht von der Mutter getrennt werden, sondern gehen gemeinsam mit der Stute in die Arena.
Das alles kann ohne große Mühe im heimischen Stall geübt werden und gehört eigentlich zum Fohlen-ABC: Die Dreiecksbahn wird auf dem Reitplatz oder in der Reithalle mit ein paar Stangen ausgelegt. Ob dies in Originalmaßen möglich ist oder nicht, spielt keine Rolle, dem Fohlen soll damit nur ein erstes Gefühl für das Laufen auf der Dreiecksbahn vermittelt werden. 

Kein Training notwendig, wohl aber das Fohlen-ABC

Fohlen müssen und sollten für die Teilnahme an einer Fohlenschau nicht „trainiert“, wohl aber an einige Dinge, die auch im normalen Umfeld grundsätzlich notwendig sind, gewöhnt werden. 
Dazu gehört, dass das Fohlen halfterführig ist und im besten Fall während der Begutachtung durch die DQHA-Zuchtrichter einige Minuten ruhig (im besten Fall korrekt) stehenbleibt. Auch sollte der Pferdenachwuchs sich überall am Körper vorsichtig anfassen lassen und Kontakt zum Menschen grundsätzlich gewohnt sein.
Für das Vorführen auf der Dreiecksbahn sollte das Fohlen gewohnt sein, bei Fuß der Mutter im Schritt und Trab (vor-)geführt zu werden. Kennt ein Fohlen dieses Fohlen-ABC, bleibt es auch bei der Zuchtschau an der Seite seiner Mutter gelassen und präsentiert sich sowohl im Stand als auch in der Bewegung optimal.
Wichtig: Das Fohlen wird vor seinem ersten großen Auftritt ordentlich geputzt und trägt ein gut passendes, sauberes Halfter, das reicht völlig aus. Das Beschneiden von Tasthaaren ist generell verboten, das Schwärzen der Hufe untersagt. 
Der Vorsteller zieht sich dem Rahmen gemäß an: im besten Fall mit Cowboyhut, Boots und einem Hemd oder einer Bluse. Ein aufwendiges Showoutfit ist für diesen Anlass eher unpassend. 

Gute Gründe für einen Besuch der Fohlenschau

Abgesehen davon, dass es Spaß macht, einen Tag unter Pferdefreunden zu verbringen, gibt es weitere gute Gründe, sein Fohlen auf einer Fohlenschau vorzustellen.

Zuchtwertschätzung

Das Fohlen wird durch geschulte DQHA-Zuchtrichter linear beschrieben. So erhält der Züchter eine professionelle Einschätzung der Qualität seiner gewählten Anpaarung und der daraus entstandenen Nachzucht. „Zudem werden körperliche Stärken und Schwächen des Fohlens für seinen weiteren Lebensweg aufgezeigt. Man kann also bereits früh daran arbeiten, die Stärken zu fördern und Schwächen auszugleichen“, so Ronja Hagedorn. 

Austausch mit Gleichgesinnten

Neben der linearen Beschreibung ihres Pferdenachwuchses sind der Austausch und Vergleich mit anderen Züchtern für die Besucher einer Zuchtschau besonders wichtig und beliebt. „Es bereitet einfach Freude, sich in jährlichen Abständen wiederzutreffen und zu fachsimpeln und sich über die Entwicklung der Zucht und Zuchttiere auszutauschen“, bestärkt Christine Petersen, „Das war auch eine der zentralen Aussagen unserer Mitgliederumfrage im Jahr 2022 für die Durchführung und den Besuch von Fohlenschauen.“ Und genau dies macht die Freude an der Pferdezucht und den American Quarter Horses für uns alle aus.

Chance auf ein Ticket nach Aachen

Wenn das kein Grund ist: Den Siegerfohlen sowie Reservesiegerfohlen einer Höveler DQHA-Fohlenschau winkt eine Fahrkarte zum angesehenen Höveler DQHA-Fohlenchampionat im Rahmen der Q24 in Aachen. Damit sichern sich die kleinen AQHs die Chance auf den Titel „Championatssieger“. 

Voraussetzungen für die Teilnahme

Um an einer Höveler DQHA-Zuchtschau teilnehmen zu können, müssen Züchter und Eigentümer des Pferdes DQHA-Mitglieder sein. Übrigens: Die Mitgliedschaft kann inzwischen in Sekundenschnelle online erworben werden! Sinnvoll ist es natürlich, dass man mit Abgabe der Nennung schon Mitglied ist, da es weniger Aufwand für die Bearbeitung der Nennung bedeutet.
Die Elterntiere des Fohlens müssen eine gültige Tierzuchtbescheinigung sowie einen DQHA-Zuchtbucheintrag im Equidenpass vorweisen können, das Fohlen muss über beide Elterntiere einen negativen PSSM1/HYPP-Test vorweisen oder selbst PSSM1/HYPP getestet sein. 
Liegen die Zuchtbucheinträge der Elterntiere oder das geforderte Gentestergebnis nicht bis zum Start an der Fohlenschau vor, können die Fohlen zwar vorgestellt und linear beschrieben werden, laufen aber außer Konkurrenz. Deshalb ist es im Interesse jedes Züchters/Eigentümers, frühzeitig alle Unterlagen zu prüfen und die fehlenden Einträge/Gentestergebnisse zu veranlassen. So sind am Tag der Fohlenschau auch alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start erfüllt. Für alle Fragen diesbezüglich steht die DQHA-Zuchtabteilung den Züchtern gerne zur Verfügung!

Anmeldung zur Fohlenschau – ganz easy

Die Anmeldung zu einer Höveler DQHA-Fohlenschau erfolgt über das offizielle Anmeldeformular, das auf der DQHA-Webseite im Bereich „Zucht“ hinterlegt ist. Das ausgefüllte Anmeldeformular wird via Email an zucht@dqha.de oder auf dem Postweg an die DQHA-Geschäftsstelle in Aschaffenburg geschickt. 

Text: Friederike Fritz

Zum Foto: Der große Moment, von dem Züchter träumen: den Pferdenachwuchs auf der „Q“ im Aachener Dressurstadion vorführen. Diese Möglichkeit und damit der Siegertitel des gesamtdeutschen Höveler DQHA-Fohlenchampionats winkt den Siegerfohlen der regionalen DQHA-Zuchtschauen. Foto: Luxcompany