Ready to show?

So gelingt der Einstieg ins Turnierreiten

Bereits in der letzten Ausgabe haben wir uns mit diesem Thema beschäftigt, als es darum ging, unser Pferd frühjahrschick zu machen, dem Putzen, Waschen und der Langhaar- und Hufpflege den entsprechenden Stellenwert einzuräumen, wenn ein Showstart geplant ist. Nun ist es bald soweit, der erste Start steht an. Was gilt es noch zu beachten, bis man endlich in die Arena einreitet?

Schnell wird deutlich, dass die Turniervorbereitungen nicht erst in der Woche vor dem Start beginnen, sondern ein längerer Prozess sind, der bereits mit dem zeitigen Frühjahr startet. Klar ist: Gerade für ein Pferd, das aufs Turnier gehen soll, sind ein ausgewogenes Training, optimale Fütterung und gründliche tägliche Pflege Grundvoraussetzungen, die gewährleistet sein müssen, um das Ziel „Turnierstart“ auch gut vorbereitet zu erreichen.

Neben einem angepassten täglichen Training und eingebauten Regenerationsphasen spielt die Fütterung eine große Rolle, nicht nur optisch, sondern vor allem in Hinblick darauf, was das Pferd zu leisten im Stande ist. Das schließt von vorneherein aus, dass das Pferd zu fett gefüttert ist. Allerdings muss es so gut dastehen, dass es in Hinblick auf den Turnierstress und die körperliche Belastung eher etwas zuzusetzen hat. Innerhalb weniger Tage können Pferde durch die ungewohnte Situation stark abnehmen und damit körperlich abbauen, was natürlich vermieden werden sollte. Andernfalls dauert es zu lange, bis das Pferd erneut fit ist für seinen nächsten großen Auftritt – so er denn geplant ist.
Wer sein Pferd kennt und genau beobachtet, kann gezielt entgegenwirken und entsprechend zufüttern, wenn Bedarf besteht.
Auf der Show selbst sollte man immer das gewohnte Krippenfutter in der üblichen Menge füttern (von Zuhause entsprechend viel mitnehmen). Großzügiger darf aufgrund der Stress-Situation das Mineral-/Vitaminfutter dosiert werden. Bei zu Verspannungen und Unruhe neigenden Pferden kann zudem ab einigen Tagen vor der Show Magnesium substituiert werden. Hier ist darauf zu achten, dass das Mineral in hoher Bioverfügbarkeit, sprich organisch gebunden zugeführt wird.
Gerade in den heißen Sommermonaten, in denen der Schweißverlust hoch ist, sollten auch Elektrolyte verabreicht werden, um den Verlust an Salzen auszugleichen.
Auch was das Raufutter angeht, nimmt man es im Idealfall von daheim mit. Zwar wird auf den Shows immer Raufutter angeboten, jedoch kann man vorher nicht abschätzen, in welcher Qualität der Veranstalter beliefert wird.

Können und Kondition
Für jedes Pferd ist ein seinen individuellen Voraussetzungen angepasstes Training das A & O. Ein Pferd, das auf der Show eine gute Figur machen soll, wird nach entsprechender Grundausbildung entsprechend der avisierten Disziplin(en) trainiert. Dabei sind jedoch die Manöver nicht alles, was das Pferd beherrschen sollte. Vielmehr prasseln auf einer Show unglaublich viele neue Eindrücke auf das Pferd ein, die es möglichst gelassen und entspannt meistern sollte: Musik, Menschenansammlungen, Hunde, Kinderwagen, Flatterbänder, Lautsprecherdurchsagen, Planen, viele andere Pferde – und das alles auf relativ engem Raum. Vieles kann man nicht üben, einiges schon. Regelmäßiges Anti-Scheutraining, aber vor allem Vertrauen zu seinem Menschen sind die Grundpfeiler für Gelassenheit. Nichtdestotrotz kann es beim ersten Turnierstart dann schon passieren, dass auch das daheim coolste Pferd dünnhäutig wird. Auch hier hilft häufig die Extragabe Magnesium, um die Spannung etwas zu lindern.

Die Hängerfahrt strengt an
Und das nicht nur den Fahrer, der sein kostbares Gut sicher auf den Turnierplatz bringen möchte. Auch für das Pferd ist das Fahren im Anhänger körperlich und psychisch eine Herausforderung. Eine Stunde Anhängerfahrt kann mit 20 Minuten Trab verglichen werden, wobei die Beanspruchung beim Anhängerfahren physisch wie psychisch größer seiner dürfte als bei einem gleichmäßigen Trab durchs Gelände, da hier durch die permanenten Ausgleichbewegungen auch die tiefe Muskulatur des Pferdes angesprochen und beansprucht wird.
Pferde, die selten Anhänger fahren, tun sich natürlich wesentlich schwerer als solche, die jedes Wochenende auf große Fahrt gehen. Deshalb ist gerade bei den selten gefahrenen Vierbeinern darauf zu achten, dass sie nach der Fahrt ausreichend Ruhezeit bekommen, bevor es auf den Abreiteplatz bzw. in die Arena geht.
Im Idealfall übt man nicht nur das Verladen regelmäßig, sondern auch das Fahren. Ja, das ist aufwändig und kostet Zeit, aber es lohnt sich, denn das Pferd kommt von Mal zu Mal entspannter ans Ziel. Einfach in ein neues Ausreitgebiet fahren, gemütlich reiten und wieder ab nach Hause!
Nicht nur das Fahren, sondern auch das Verweilen im Anhänger sollte rechtzeitig geübt werden, denn die meisten Pferde wollen nach einer Fahrt nur eines: Raus! Auf dem Turnier kann es aber auch durchaus notwendig sein, dass das Pferd etwas länger im Anhänger verbleiben muss. Ein gefülltes Heunetz und vorheriges Üben machen dem Pferd die Sache leichter.

Vorbereitung von Pferd und Tack
Um am Tag vor dem Turnier bzw. dem Start zum Turnier nicht in Stress zu geraten, sollte man die Ausrüstung bereits gesäubert, poliert und zusammengetragen haben. Eine Packliste hat sich übrigens bewährt, denn es sind ja stets dieselben Gegenstände, die mitfahren müssen. Nichts ist schlimmer, als am Tag vor der Show oder gar am Turniertag hektisch alles zusammenzusammeln und so sich (und das Pferd) unnötig unter Stress zu setzen.
Der Tag vor dem Turnier wird für das Pferd reserviert. Wer hier ruhig vorgeht und sich ausreichend Zeit lässt, seinen Vierbeiner zu putzen und Show-schön herzurichten, tut sich und dem Pferd etwas enorm Gutes. Wie das geht, haben wir bereits in der Aprilausgabe erläutert. Bestückt mit Sleezy und/oder Decke darf das Pferd dann in seine Box oder steigt in den Anhänger.
Für den Transport benötigt das Pferd neben seinem stabilen Halfter eine gut sitzende Decke, Transportgamaschen und gerne auch einen Schweifschoner (die gibt es auch anklettbar für die Heckstangen). Die Schweifrübe wird bandagiert, um sie vor Verschmutzung zu schützen, der fertige Schweif bleibt als dicker Zopf sicher im Tailbag verpackt.

Endlich da
Auf dem Showgelände angekommen, werden keinesfalls zuerst die neuesten Neuigkeiten mit den ebenfalls anwesenden Reiterfreunden ausgetauscht, sondern der Weg führt ohne Umwege ins Show-Büro oder die Meldestelle. Dort wird der Papierkram erledigt und dann das Pferd umgehend abgeladen (wenn das nicht schon die Begleitperson erledigt hat und dem Vierbeiner ermöglicht, sich die Beine zu vertreten) und in seine Turnierbox gebracht. Natürlich checken Sie zunächst ab, ob die Box sauber, verletzungssicher und frei von Überbleibseln des Vorgängers ist. Auch sollten Sie die – wenn vorhanden – Selbsttränke auf ihre Funktion überprüfen und das Pferd vor allem nach längerer Fahrt erst einmal aus einem Eimer tränken. Wenn das Pferd dann zufrieden sein erstes Turnierheu mümmelt, kann auch die Crew sich entspannen und – je nach Show – ins Hotel einchecken, das Zelt aufbauen oder auf der Tribüne Platz nehmen.

Früh raus
Für größere Shows reist man meist am Vortag an. Also heißt es: früh raus, das Pferd füttern, es in Ruhe fressen lassen und dann erst mit dem Aufhübschen beginnen.
Dazu wird das unter der Decke hoffentlich sauber gebliebene Pferd mit einer weichen Kardätsche gründlich übergeputzt. Dann noch die Hufe akribisch reinigen und ggf. lackieren (wer die Hufe blackt, legt bitte eine Pappe/Zeitungspapier unter den Huf, damit der Boden nicht schmutzig wird!).
Dann werden Mähne und Schopf bzw. die Zöpfe geglättet, gerichtet und einzeln herausstehende Haare mit Haargel oder Haarlack angelegt. Der Schweif wird befreit, großzügig mit Schweifspray besprüht und ausgebürstet.
Dann geht’s ans Satteln und Aufzäumen – Startnummer anbringen nicht vergessen! Zuletzt noch einmal mit einem Lappen und Glanzspray nacharbeiten, bevor der Reiter sich endlich fertigmachen darf.

Vorausschauend abreiten
Und dann geht’s auch schon los ins Getümmel. Nach einem letzten Blick auf den Zeitplan (der verschiebt sich häufig nach hinten) wird das Pferd aufgewärmt und gelockert. Wie lange das dauert, dafür muss man mit der Zeit ein Gefühl entwickeln bzw. auch Zuhause mal darauf achten, wie lange man warmreitet, bis das Pferd sich geschmeidig anfühlt und einem zuhört.
Der Abreiteplatz ist meist wesentlich kleiner als die eigentliche Show-Arena, dafür tummelt sich hier aber eine Vielzahl von Reitern, die ihre Pferde auf die verschiedenen Prüfungen vorbereiten. Das ist, vorsichtig ausgedrückt, nicht immer optimal, aber ändern kann man es nun einmal nicht. Lediglich große, professionelle Anlagen wie zum Beispiel die Aachener Soers, wo die jährliche Q stattfindet, bieten tolle Möglichkeiten, das Pferd ohne allzu großes Gedrängel vorzubereiten. Dennoch: Für ausuferndes Manövertraining sollte man den Abreiteplatz nicht nutzen, denn was jetzt nicht sitzt, klappt auch in der Prüfung nicht. Auf ländlichen Turnieren kann man auch auf einem nahen Feld- oder Waldweg das Pferd lockern und warmreiten, wenn der Abreitebereich aus allen Nähten platzt.
Fühlt sich das Pferd gut an, läuft es locker und – den Umständen entsprechend – entspannt, lässt man es im ruhigen, zügigen Schritt gehen, bis man zum Start gerufen wird.
Und dann lächeln und los…

Text: Friederike Fritz, Foto: Lux Company