Once in a Lifetime

Ein Fohlen auf dem Weg zum Reitpferd begleiten

Davon träumen wohl unzählige Pferdemenschen: das zukünftige Reitpferd bereits als Fohlen kennenlernen, erwerben und auf seinem Weg begleiten, um so wirklich alles über seinen vierbeinigen Begleiter zu wissen und dessen Heranwachsen und spätere Ausbildung ganz nach eigenen Vorstellungen beeinflussen zu können. Natascha Poller hat sich diesen Traum letzten Herbst erfüllt und ihr Traumfohlen „Baby-Benji“ bei AQH-Züchterin Manuela Berg „gefunden“. Fürs QHJ erzählt sie ihre ganz persönliche Geschichte und wir werden Benji vom Fohlen bis zum Reitpferd begleiten.

„Vergangenes Jahr ging der Traum eines eigenen Fohlens für mich in Erfüllung. Eine spannende Reise wurde damit ins Rollen gebracht! In dieser Serie nehme ich euch mit und werde zukünftig von unserem persönlichen Weg, aus unserem Alltag, von der Ausbildung und unseren persönlichen Erfahrungen berichten. Aber heute starten wir erstmal ganz von vorne. Beim Fohlenkauf.

Der Traum vom eigenen Fohlen: einmal alles von klein auf gemeinsam erleben und den langjährigen Partner Pferd aufwachsen sehen, jedes positive sowie jedes negative Erlebnis kennen und eine ganz besondere Bindung aufbauen – vielleicht kommen dir die Gedanken bekannt vor. Ich selbst habe lange Zeit davon geträumt. Aber wie realistisch ist es, sich diesen Wunsch als Amateur oder Freizeitreiter zu erfüllen?

Der Pferdekauf an sich ist schon keine leichte Entscheidung. Aber selbst einem erfahrenen Pferdehalter eröffnet das erste eigene Fohlen ganz neue Themen und Herausforderungen. Wo stelle ich das heranwachsende Pferd hin? Was sind dessen Bedürfnisse, worauf muss ich achten? Was ist mir beim Züchter wichtig? Was kostet der Weg vom Fohlen bis zum Reitpferd? Habe ich Hilfe an meiner Seite?

Der Weg zum Fohlen
Seit 2022 begann ich, Antworten auf diese Fragen zu suchen. Bevor es also zu unserer persönlichen Story geht, nehme ich euch mit in die Theorie, in mein persönliches Gedankenkarussell:

  • Wo soll „mein“ Fohlen groß werden?
    Fohlen brauchen andere Fohlen/Jährlinge zum Spielen, das ist klar. Aber auch ältere Tiere sind mir persönlich sehr wichtig zum Heranwachsen im geregelten Sozialverband. Viele Züchter bieten an, die Fohlen nach dem Absetzen noch dort in der Aufzucht zu lassen. Sofern man selbst auch mit der eventuell damit verbundenen Entfernung klarkommt, ist das also auch eine Möglichkeit.
  • Was kostet das heranwachsende Jungpferd?
    Die Kosten kann man ähnlich wie beim Großpferd kalkulieren. Aufzuchtplätze sind meist günstiger als ein Stellplatz für ein Großpferd im Pensionsbetrieb, dafür kommt Aufzuchtfutter, ggf. Kastration etc. hinzu, neues Equipment in immer wieder neuen Größen, eines Tages der erste Sattel, die Trainingskosten… Gute Versicherungen sollten hier nicht weniger wichtig sein als beim Seniorpferd.
  • Hab ich Hilfe an meiner Seite?
    Da ich mit meinem Seniorpferd Urmel auch immer mit Trainern an meiner Seite arbeite, war die Frage nach Hilfe für mich sofort beantwortet. Mir stehen ganz tolle Trainer zur Seite, die mich auch auf diesem Weg jederzeit unterstützen werden.
  • Welcher Züchter, welche Zucht ist die richtige?
    Beim Züchter war für mich schnell klar, was ich mir für den Lebensstart „meines“ Fohlens wünsche. Eine verantwortungsvolle, erfahrene Zucht, liebevoller Umgang, keine Boxenhaltung, sondern ein Heranwachsen so artgerecht wie möglich, im Herdenverband.

Die Zeichen stehen auf Start
Urmel ist in der Zwischenzeit während all dieser Überlegungen umgezogen und hat in seinem neuen Zuhause, dem Wendershof am Niederrhein, ein Ponyparadies bezogen, wo ich mir endlich vorstellen kann, eines Tages ebenfalls ein Jungpferd artgerecht unterzustellen. Der Wunsch in mir wurde somit wieder lauter.
Ich habe mir im Vorfeld überlegt, was das Fohlen mitbringen soll, worauf ich bei den Eltern Wert lege und welcher Quarter Horse-Typ mir zusagt.
Ich behielt schon lange einige Züchter und Anpaarungen im Blick, hatte schon mal Fohlen im Auge behalten. Aber eine bestimmte Anpaarung hatte ich schon immer im Hinterkopf. Schon bevor diese überhaupt geplant wurde.
Die Stute Chips Knightress (von Nite Chip, genannt Arya) von Manuela Berg, die ich 2022 auf der Landesmeisterschaft kennenlernen durfte und die mich von Sekunde 1 an überzeugt hatte, wurde von dem US Hengst I Am The Party (von Invitation Only) besamt. Im Mai 2024 wurde der kleine „Baby Benji“ dann geboren und mir war recht schnell klar, dass er für mich die anderen Fohlen in den Schatten stellt.

Also gut, ich musste ihn kennenlernen! Ganz unverbindlich Fohlen kuscheln, was soll schon passieren? Im August ging’s für mich dann nach Kail, auf die Anlage von Manu Berg. Ich streichelte Baby Benjis Nase, noch bevor ich Manu auch nur begrüßen konnte. Wow. Er war noch so viel mehr als ich mir erhofft hatte!
Gemeinsam mit Mama-Stute Arya drehten wir unsere ersten gemeinsamen Runden über den Reitplatz. Welch ein besonderer Moment! Ich bekam das Strahlen nicht mehr aus dem Gesicht und Baby Benji ab sofort nicht mehr aus dem Kopf. Ob Manu hier schon wusste, was da gerade zwischen uns passiert war? Vermutlich. Als langjähriger Züchter weißt du, wann es ein Match ist. Denn insgeheim wusste Manu tatsächlich schon vor mir, dass da mein Pferd zur Welt gekommen war.
Beim zweiten Besuch im September wurde es dann auch offiziell mein Pferd. Mit der ganzen Familie im Schlepptau wurde Baby Benji willkommen geheißen – ein unvergesslicher Tag! Es wurde gekuschelt, standesgemäß mit Champagner angestoßen und die eine oder andere Freudenträne verdrückt. Auf gehts ins Abenteuer „Jungpferd“!

Wie es weiterging? Das erfahrt Ihr in einer der nächsten Ausgaben des Quarter Horse Journals!

Text: Natascha Poller, Foto: privat/Natascha Poller