Faszientraining

Wichtig für die Pferdegesundheit

Die Faszien des Pferdes sind ein sehr komplexes, aber auch spannendes Thema, welches in der Pferdewelt immer mehr an Bedeutung gewinnt. Viele Pferdebesitzer setzen schon seit längerem auf die Faszientherapie, weil sie gemerkt haben, dass sich das allgemeine Wohlbefinden ihres Pferdes, aber auch z. B. Gangbild und Körper positiv entwickeln. Faszientherapeutin Petra Kleineheinrich erzählt, was sie an dieser Therapieform so schätzt.

Ich selber besitze ein American Quarter Horse, welches lange überbaut war und immer wieder im Gangbild Probleme ungeklärter Ursache zeigte. Über die Suche nach der Ursache bin ich zur Faszientherapie gekommen und habe mich durch diesen Denkanstoß dazu entschlossen die Ausbildung zur Faszientherapeutin bei Angelina Spix zu starten, um so anderen Pferdebesitzern helfen zu können. Bereits nach einigen Therapiestunden am eigenen Pferd konnte ich deutliche Verbesserungen im Rücken und Gangbild erkennen. Bis heute hat mein Quarter Horse kein steifes Gangbild mehr und ist auch nicht mehr überbaut.

Was sind Faszien?
Um zu verstehen, warum Faszientherapie so wertvoll ist, muss man sich zunächst klar darüber werden, was Faszien überhaupt sind. Die Faszien halten den Körper und das Gewebe des Pferdes zusammen. Sie ziehen sich wie ein Spinnennetz durch den gesamten Körper des Pferdes und umhüllen auch Organe, Gelenke und Knochen. Im Grunde genommen sind Faszien eine Art Bindegewebe. Jeder Muskel ist mit Faszikeln, also kleinen Faserbündeln, durchzogen. Da diese hauptsächlich aus den Proteinen Kollagen und Elastin bestehen, sind sie perfekt geeignet, den gesamten Körper miteinander zu verbinden.
Die Faszienbildung beginnt bereits im Mutterleib, bzw. sehr früh im Embryo und setzt sich während der gesamten Trächtigkeit fort. Bei der Geburt sind die Grundstrukturen wie Kollagenfasern bereits vorhanden.
Nach der Geburt reifen die Faszien weiter und passen sich an die Bewegungen und Belastungen des wachsenden Pferdes an. Faszien reagieren ständig auf Belastungsanforderungen, was ihre Struktur und Ausrichtung beeinflusst. Das Besondere am Fasziengewebe ist, dass es ständig erneuert wird, um sich so an veränderte körperliche Bedingungen anzupassen.

Die Bedeutung der Faszien
Faszien spielen eine zentrale Rolle für die Beweglichkeit und Gesundheit des Pferdes. Sie können sich durch Verletzungen, Operationen, Bewegungsmangel, zu viel Kraftfutter, Narbengewebe, einseitiges Training oder falsche Ausrüstung verändern und verkleben.
Wenn wir jetzt daran denken, dass sich Faszien wie ein Spinnennetz durch den gesamten Körper des Pferdes ziehen, können wir uns schnell vorstellen wie es ist, wenn ein Teil z. B. verklebt ist. Dies kann die Bewegungsfreiheit des Pferdes erheblich einschränken und zu Schmerzen führen. Durch die genannten Möglichkeiten verliert die Faszie an Elastizität und kann verhärten. Langfristig können somit steife Bewegungen entstehen, die unbehandelt auch zu einer myofaszialen Dysfunktion (Trageerschöpfung) führen können. Aus diesem Grunde ist es immer wichtig, gerade bei unseren Reitpferden die Faszien so geschmeidig wie möglich zu halten und diese bestens zu versorgen.

Faszientraining für Pferde
Sollten die Faszien eines Pferdes verhärtet oder verklebt sein, kann Faszientraining (tensegrales Training) helfen, diese wieder zu lösen. Das Training beginnt im Stand, wobei gezielt bestimmte Bereiche mit den Händen, einem Faszienrad oder dem Spix gelöst werden.

Beispiel: Lösen des Unterhalses
Wenn der Bereich des Unterhalses nicht locker, sondern verspannt und schmerzhaft ist, schüttet das Pferd Stress-hormone aus, was dazu führt, dass der Fight-or-Flight-Modus aktiv ist und das Pferd sich im Dauerstress befindet. Die Mobilität der Vorhand und das Nervensystem werden eingeschränkt. Oftmals wissen Pferdefreunde nicht, was die weitreichenden Folgen eines verhärteten Unterhalses sind. Für eine schmerzfreie, funktionale Bewegung unter dem Reiter ist es jedoch immens wichtig, dass die Unterhalsmuskulatur des Pferdes locker ist….

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Text: Petra Kleineheinrich, Foto: Natascha Poller