Eine solide Grundausbildung ist kein Luxus!

Jungpferde von Anfang an gut ausgebildet

Martin Kreuzer von MK Horsemanship beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Ausbildung von Jungpferden. Für ihn ist eine solide Basis von Anfang an essenziell, ganz egal, ob es sich um ein zukünftiges Turnier- oder Freizeitpferd handelt. Im Interview erläutert er seine Gedanken zum Thema „solide Grundausbildung“.

Martin, ganz grundsätzlich: Wofür steht für Dich die Grundausbildung eines Pferdes?
Eine solide Grundausbildung ist für Pferde aus mehreren zentralen Gründen von entscheidender Bedeutung. Sie bildet das Fundament für eine vertrauensvolle, sichere und respektvolle Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd – unabhängig vom späteren Einsatzbereich oder der Reitweise. Und entscheidend dabei ist NICHT das Alter des Pferdes – eine Grundausbildung kann man jedem Pferd angedeihen lassen!

Für Dich steht die Sicherheit für Mensch und Pferd an erster Stelle – auch das Thema Sicherheit ist deshalb ein bedeutender Teil der Grundausbildung, oder?
Selbstverständlich, denn ein gut ausgebildetes Pferd, das grundlegende Signale versteht und respektiert, ist berechenbarer und reagiert gelassener auf neue oder potenziell beängstigende Situationen. Das reduziert das Verletzungsrisiko für beide Seiten – besonders im Alltag, beim Führen, Verladen, Tierarzt- oder Hufschmiedbesuch.

Du arbeitest erfolgreich und seit vielen Jahren nach Deiner Version der modernen Horsemanship. Was verkörpert „Horsemanship“ für Dich in Bezug auf die Grundausbildung jedes Pferdes?
Horsemanship basiert auf klarer, feiner Kommunikation. Pferde lernen, auf Körpersprache, Energie und feine Hilfen zu reagieren. Das schafft Vertrauen und ein harmonisches Miteinander – das Pferd fühlt sich verstanden und sicher in der Interaktion mit dem Menschen.

Warum ist eine Grundausbildung step by step und systematisch so wichtig?
Pferde sind Fluchttiere. Durch eine durchdachte, schrittweise Grundausbildung lernen sie, ruhig zu bleiben, Druck auszuhalten und sich an der Führung des Menschen zu orientieren. Das fördert ihre mentale Stabilität und Gelassenheit – ein wesentlicher Baustein für alle weiteren Herausforderungen.

Bei Dir beginnt die Grundausbildung für jedes Pferd am Boden. Warum?
Ob Freizeit-, Turnier- oder Therapiepferd: Ohne solides Fundament in Bodenarbeit, respektvollen Umgang und Grundgehorsam wird keine weiterführende Disziplin langfristig erfolgreich oder stressfrei aufgebaut. Gute Horsemanship-Ausbildung sorgt für körperliche und geistige Vorbereitung des Pferdes.

Du plädierst für selbstbewusste Pferde – machen die später nicht mehr Probleme?
Aber nein! Ein Pferd, das durch konsequente, faire Ausbildung lernt, Aufgaben zu lösen, gewinnt an Selbstvertrauen. Es entwickelt die Fähigkeit, auch in unbekannten Situationen ruhig zu bleiben und sich an der Führung des Menschen zu orientieren.

Kann eine solide Grundausbildung späteren Verhaltensproblemen vorbeugen?
Viele Verhaltensprobleme wie Beißen, Treten, Panik oder Widersetzlichkeit entstehen aus Missverständnissen, Unsicherheit oder mangelndem Respekt. Eine solide Grundausbildung legt den Grundstein dafür, dass solche Probleme gar nicht erst auftreten. Insofern ist moderne Horsemanship weder Spielerei noch Luxus oder gar eine Nische für Spezialisten. Es geht gerade bei der Grundausbildung nicht nur um Technik, sondern um die Haltung gegenüber dem Pferd, gegenseitigen Respekt und echtes Verständnis für das Wesen des Pferdes. Eine gute Grundausbildung sorgt für Sicherheit, Vertrauen, eine partnerschaftliche Beziehung zwischen Mensch und Pferd und viel Freude am Umgang miteinander.

Das Interview führte Friederike Fritz, Foto: Christiane Slawik