Hufpflege im Sommer

Tipps bei trockenen Hufen & Co.

Die Sommerwochen sind für uns Reiter toll – wir verbringen viel Zeit mit und auf unseren Pferden. Häufig stellen aber längere Reiteinheiten in Kombination mit Hitze, Trockenheit und plötzlicher Nässe besondere Anforderungen an die Hufpflege. Die regelmäßige und sorgfältige Pflege der Hufe ist essenziell, um Probleme wie trockene Hufe, Strahlfäule und lose Hufwände zu vermeiden.

Trockene Hufe sind im Sommer keine Seltenheit, vor allem bei trocken-heißem Wetter und damit verbundener Dürre auf den Weiden und Ausläufen. Trockene Hufe können spröde werden, es bilden sich häufig Risse oder Teile der Hornwände werden brüchig, mürbe und lösen sich ab.
Die regelmäßige Kontrolle und Reinigung der Hufe ist deshalb auch im Sommer wichtig. Schmutz, lose Teile der Sohle und kleinste Steinchen in der weißen Linie sollten nach jedem Ritt, vor allem, wenn man im Gelände unterwegs war, vorsichtig entfernt werden.
Übrigens: Nicht unbedingt die langanhaltende Trockenheit setzt den Hufen zu, sondern ständiger Wechsel zwischen Trockenheit und Nässe. Wer also glaubt, tägliches Abspritzen nutze der Geschmeidigkeit des Hufhorns, der irrt. „Durch Trocknung und Wasseraufnahme quillt und schrumpft das Hufhorn und verändert neben seinem Volumen auch seine Elastizität“, so der Hufspezialist Florian Ruff. Zwischen den verschiedenen Hornschichten entstehen so kleine Risse, in die Keime eindringen und das Horn zersetzen können.
Er empfiehlt zwar auch, die Hufe bei starker Trockenheit zu wässern, jedoch sollte dies wesentlich länger dauern als das übliche kurze Abspritzen. Nur wenn länger Feuchtigkeit zugeführt wird, kann das Hufhorn diese auch aufnehmen und (wieder) mehr Elastizität entwickeln. Entscheidend ist aber auch die Pflege danach.
Beim gründlichen Befeuchten des Hufhorns leisten spezielle Hufglocken gute Dienste: Über Nacht versorgen die zuvor in Wasser getauchten Glocken das spröde Horn mit Feuchtigkeit. Morgens sind die aus speziellem, wasser-speicherndem Material gefertigten Hufglocken fast trocken – und die Hufe gut durchfeuchtet. Wenn dann anschließend entsprechende Pflegemaßnahmen durchgeführt werden, wird bzw. bleibt das Hufhorn elastisch und gesund. Hier rät der Experte dazu, schon am Kronrand das so genannte Saumband mit wasserfreundlichen Pflegemitteln geschmeidig zu halten.

Produkte für trockene Hufe
Wichtig bei der Wahl der Pflegeprodukte ist stets, dass diese den Huf nicht hermetisch versiegeln, sondern feuchtigkeitsdurchlässig sind, damit das Horn nicht seiner natürlichen Fähigkeit beraubt wird, Feuchtigkeit zu speichern und die natürliche Feuchtigkeit im Huf gebunden wird. Huffett ist dafür aufgrund seiner Eigenschaft, das Hufhorn zu versiegeln – gut zu erkennen am abperlenden Wasser – nicht geeignet!

Fäulnis möglichst trocken halten
Hufe, in deren Rissen im Horn ein durch eingedrungene Bakterien hervorgerufener Zersetzungsprozess begonnen hat, sollten möglichst trocken gehalten werden, um den Huf zu stabilisieren und zu verhindern, dass sich die Fäulnis ausbreitet. Gerade bei beschlagenen Pferden, wo die für Fäulnis anfälligen Bereiche an den Nagellöchern und der weißen Linie vom Eisen abgedeckt werden, besteht die Gefahr, dass die beginnende Fäulnis sich während einer Beschlagsperiode weiter ausbreitet, wenn sie nicht schon im Anfangsstadium bemerkt und entsprechend behandelt wird. Florian Ruff empfiehlt hier neben der gründlichen Entfernung des losen Horns desinfizierende Maßnahmen. Im Anschluss sollten befallene Hufe mit einem entsprechenden Huffestiger zum Wiederaufbau behandelt werden.

Behandlung von Fäule kann langwierig sein
Bei fortgeschrittener Fäulnis und schwerer Strahlfäule ist es ratsam, die Behandlung in Absprache mit einem Tierarzt oder einem erfahrenen Hufschmied durchzuführen. Nur wenn die Fäulnis fachgerecht behandelt und restlos entfernt wird, was längere Zeit dauern kann, wird der Huf richtig ausheilen. Zudem sind die Haltungsbedingungen (Stall- und Paddockhygiene, trockener Untergrund, saubere, trockene Einstreu) und die regelmäßige Hufpflege zu optimieren.

Interims-Lösung Hufschuhe
Wird mehr Hufhorn beim Reiten „verbraucht“ als nachwachsen kann oder ist der Huf so stark geschädigt, dass ein Beschlag nicht mehr hält, sind Hufschuhe, die es mittlerweile in unzähligen Varianten, Größen und Formen gibt, eine praktikable Lösung. Gerade auf Ausritten bieten sie für ansonsten barhuf laufende Pferde eine tolle, rund ums Jahr nutzbare Alternative zum Beschlag. Viele Modelle eigenen sich auch für geschädigte Hufe und können durch Polster oder dämpfende Einlagen ergänzt werden. Für Pferde mit korrektem Huf, die sich im Stall und im Auslauf auf relativ abriebfreiem Geläuf bewegen, sind sie eine super (und preiswerte) Alternative zum klassischen Beschlag.

Text: Friederike Fritz, Foto: Daniel Djuric