Losgelassenheit – auch eine Haltungsfrage

Beim Begriff „Losgelassenheit“ spitzen Westernpferd und Westernreiter sicher gemeinsam die Ohren: Gerade im Westernreitsport scheint „in der Ruhe liegt die Kraft“ Programm zu sein und zudem punkten insbesondere unsere American Quarter Horses mit ihrer Coolness, die tatsächlich auch zu so etwas wie ihrem Markenzeichen geworden ist.
Losgelassenheit ist aber mehr als ein souveräner, gelassener Umgang etwa mit potentiell stressigen oder angsterregenden Situationen und zudem ein wichtiges Ausbildungselement. Denn auch das coolste Westernpferd muss Losgelassenheit erst lernen und dann üben, festigen, immer wieder neu verankern.
Losgelassenheit – was heißt das eigentlich?
Im Sinne der Ausbildungsskala und im Kontext des Reitsports wird der Begriff etwas anders definiert als im allgemeinen Sprachgebrauch. Nach dem Takt, dem ersten Ziel der Ausbildung, baut die Losgelassenheit als zweites Element weiter an der Schaffung einer soliden Basis während der Gewöhnungsphase. Das Pferd soll nun nicht alleine taktmäßig gehen, sondern dies auf eine bestimmte Art und Weise tun – in einem Zustand physischer und psychischer Entspannung, der auch als „Zwanglosigkeit“ bezeichnet wird. Mit schwingendem Rücken und sich unverkrampft an- und abspannender Muskulatur, gleichmäßig sich beugenden und streckenden Gelenken und sichtbar mitarbeitend ist das Pferd nun auch in der Lage, in allen Gangarten den Hals vorwärts-abwärts zu dehnen – so fordert es die FN. Der bekannte Ausbilder Kurd Albrecht von Ziegner setzt die Losgelassenheit gar an die erste Stelle des von ihm entwickelten Trainingsbaums und legt neben der Freiheit von Verspannungen besonders großen Wert auf einen Zustand gegenseitigen Vertrauens zwischen Reiter und Pferd. Er sagt: „Die Zufriedenheit des Pferdes während der Arbeit ist oberstes Gebot, denn zufriedene Pferde verspannen sich nicht.“ Beide Interpretationen dürften bei jedem guten Reiter auf zustimmendes Kopfnicken treffen.
Wie ist der Punkt „Losgelassenheit“ im Sinne der Westernreitlehre zu definieren? Der Fokus liegt auf der Muskeltätigkeit: Zwanglos und unverkrampft soll sie sich an- und abspannen – ganz wie die FN dies auch sieht. In der Arbeit soll also immer so viel Muskelspannung entwickelt werden wie gerade nötig, nicht mehr und nicht weniger.
Körper und Psyche
Eine spannungsfrei arbeitende Muskulatur setzt voraus, dass sich das Pferd in der Situation wohl fühlt. Der Begriff „Balance“ drängt sich förmlich auf…
Hier den kompletten Artikel weiterlesen…
Text & Foto: Angelika Schmelzer