Hengstmanagement – eine Aufgabe mit vielen Facetten
Die Zucht von American Quarter Horses ist ein anspruchsvolles Unterfangen: Immer wieder – und immer wieder neu – müssen die Anforderungen des Rassestandards, die Ansprüche des Markts, eigene Vorstellungen und der aktuelle Bestand an Zuchtpferden abgewogen und in Einklang gebracht werden. Tragende Säule jeder soliden Zucht sind die Deckhengste, die im Vergleich mit den Zuchtstuten in der Regel größeren individuellen Einfluss haben. Sie individuell zu fördern, optimal auf ihre Aufgabe(n) vorzubereiten und langfristig fit und fröhlich zu erhalten ist Aufgabe des Hengstmanagements.
Wer „Hengstmanagement“ sagt, meint meist „Deckhengstmanagement“. Die Haltung von reinen Reithengsten, also von „echten Männern“ ohne jegliche Nutzung in der Zucht, hat weder im Westernreiten hierzulande noch beim American Quarter Horse Tradition. Im Hengstmanagement geht es um alle Fragen der Haltung und Nutzung von Deckhengsten.
Das Leben eines Deckhengstes wird bestimmt von offiziellen Anforderungen und Regelungen auf der einen Seite, vom persönlichen Gestaltungsraum des Hengsthalters auf der anderen Seite. Das Zuchtprogramm der DQHA findet grundsätzliche Anwendung auf alle Zuchttiere inklusive der Vererber. Hierin ist alles geregelt, was die Auswahl, Prüfung, Anerkennung und den Einsatz von Deckhengsten angeht. Zu diesen auf alle Vererber gleichermaßen anzuwendenden Rahmenbedingungen kommen individuelle Aspekte, die bestimmt werden von den Eigenschaften des Hengstes, den Wünschen und Bedürfnissen des Hengsthalters, den Gegebenheiten bezüglich Haltung, Fütterung, Training und Pflege und den inoffiziellen, aber trotzdem als verpflichtend angesehenen Gepflogenheiten, die mit Rasse und Reitweise zusammenhängen.
Welche Aspekte stehen im Vordergrund? Eine Hauptaufgabe ist es häufig, die „Doppelnutzung“ von Vererbern zu managen, den Einsatz sowohl in der Zucht als auch im Sport und die Feinabstimmung dieser Aspekte. Hengste können nicht nur geshowt werden, sie werden auch auf wichtige Zuchttermine vorbereitet und dies hat Einfluss auf Training, Haltung und Fütterung. Die Planung und Koordinierung spielt beim Deckhengst eine große Rolle. In der Zucht kommen moderne Reproduktionsmethoden zum Einsatz, die für den Hengsthalter einen hohen organisatorischen Aufwand mit sich bringen. In der Hengsthaltung richtet sich der Blick auf alle Aspekte von Aufstallung, Fütterung, Pflege und Training. Gefragt wird aber auch, ob und wie sich die allen Pferden eigenen Bedürfnisse nach Licht, Luft, Bewegung und der Gesellschaft von Artgenossen befriedigen lassen.
Strenge Regeln, gute Pferde
Damit das American Quarter Horse den hohen Qualitätsstandard hält und womöglich noch verbessert, hat sich die Zucht selbst strenge Regeln auferlegt. Kernelemente, die auch das Leben eines Deckhengstes entscheidend formen, sind
• der Rassestandard, eine Art Wunsch-Bauplan für alle wesentlichen Eigenschaften eines American Quarter Horse,
• das Prinzip der Reinzucht, also eine Zucht auf Basis eines geschlossenen Zuchtbuchs, die nur Anpaarungen innerhalb der Rasse gestattet mit der einen Ausnahme, dass Englische Vollblüter zur Veredlung zugelassen sein können und
• die Bewertung im Rahmen von Sammelveranstaltungen, also Körungen, Schauen, Leistungsprüfungen.
Wie genau all dies dann in der Praxis seine Anwendung findet, ist bis ins Detail geregelt.
Im Alltag insbesondere des jungen Hengstes steht oft die Vorbereitung auf Sammelveranstaltungen im Vordergrund. Sinn und Zweck ist es dabei, jedes Zuchtpferd am Rassestandard zu messen und daraus den Wert des einzelnen Pferdes für die Rassezucht abzuleiten. Der Deckhengst wird also auf eine Weise auf solche Termine vorbereitet, die seine Eigenschaften mit dem Maßstab des Rassestandards in den Vordergrund stellt. Während einige Merkmale sich dem Einfluss entziehen, können andere mehr oder weniger effektiv auch verändert werden – die Bemuskelung etwa, aber auch das Gangwerk, Wesen und Temperament. Betrachtet werden kann auch die Eignung des Vererbers als Reitpferd für die unterschiedlichen Nutzungsrichtungen des Westernreitens – ein Deckhengst wird also etwa in Richtung Reining oder Pleasure trainiert und geshowt. Dies erfordert nicht nur einen geeigneten, erfahrenen Trainer, sondern auch die passende Infrastruktur – etwa eine Halle mit Reiningboden.
Diese sehr spezifischen Anforderungen sind zumindest zeitweise Teil des Hengstmanagements mit dem Ziel, den Hengst anlässlich von Veranstaltungen so vorzustellen, dass seine Zuchteignung geprüft und bejaht werden kann, ihn aber auch in Richtung Sport auf eine Weise zu präsentieren, die keinen Zweifel daran lässt, dass er Eignung und Talent zeigt.
Halten, Füttern, Pflegen
Hengste stellen besondere Ansprüche an die Rahmenbedingungen…
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Text & Foto: Angelika Schmelzer