So meistern Sie die Ranch Riding

Um die Disziplin Ranch Riding zu verstehen, muss man sich mit dem Ursprung dieser Disziplin beschäftigen. Ranch Riding wurde 2012 ursprünglich unter dem Namen „Ranch Pleasure“ von der AQHA ins Programm genommen, um den noch echten Cowboys eine Möglichkeit zu geben, ihre Arbeitspferde auf regulären AQHA Shows vorzustellen. Es ging darum zu zeigen, dass ihre Allrounder als Inbegriff des American Quarter Horse ein Vergnügen (Pleasure) beim Arbeiten auf der Ranch sind. Die neue Disziplin sorgte von Anfang an für viel Aufregung und Interesse.

Nicht nur die Working Cowboys fühlten sich angesprochen, auch viele Reiter der Turnierszene versuchten sich in der neuen Disziplin. Mittlerweile ist die Ranch Riding nicht nur im Sport angekommen, sondern sorgt regelmäßig für große Starterzahlen. „Das Schöne an dieser Disziplin ist, dass der Einstieg relativ leicht ist“, so Joschka Werdermann. „Ranch Riding Prüfungen werden auf vielen Turnieren angeboten. Man braucht erstmal ein rittiges Pferd, das die grundsätzlichen Dinge wie Sidepass, (einfachen) Wechsel und Hinterhandwendung kann, und los geht’s. Das macht die Sache attraktiv, und viele Leute können sich damit identifizieren. Wer allerdings oben mit reiten will auf den großen Shows, muss sich natürlich auch gezielter vorbereiten.“

Die Manier eines guten Ranch Horse

Ein Blick ins Rule Book zeigt, was der Richter sehen will: die Vielseitigkeit, Bewegung und Manier eines Arbeitspferdes. Dazu sollte das Pferd gut im Arbeitstempo vorwärts gehen und die geforderten Manöver mühelos beherrschen. Jedes Pattern verlangt Schritt, Jog und Lope auf beiden Händen, Extended Trot und Extended Lope, dazu Stops, Rückwärtsrichten und Handwechsel. Optional kommen Sidepass, 360 ° Turnaround, Galoppwechsel (einfach oder fliegend) sowie Stangen und andere Hindernisse aus dem Ranchalltag hinzu.

Rittigkeit ist ausschlaggebend

„Für mich gibt es zu Anfang kein spezielles Ranch Riding Training, wohl aber ein Training hin zu optimaler Rittigkeit“, so Joschka Werdermann. „Je besser das Pferd ausgebildet ist und je feiner und williger es auf die Hilfen reagiert, desto sicherer können die geforderten Aufgaben gezeigt werden. Von diesem grundsätzlichen Training für Rittigkeit und Durchlässigkeit kann auch jedes andere Pferd profitieren, unabhängig davon, in welcher Disziplin es geritten wird.“

Gänge und Tempounterschiede erarbeiten

Wie ein Pferd in einer Ranch Riding Prüfung laufen sollte, fasst Joschka Werdermann folgendermaßen zusammen: „Das Pferd sollte sich so bewegen, wie wir es im Ranchalltag wollen. Es sollte aufmerksam und fleißig vorwärts gehen, dabei ausbalanciert eine natürliche Kopfhaltung zeigen. Das bedeutet: Die Ohren sollten nicht tiefer kommen als der Widerrist, und die Nase sollte sich vor der Senkrechten befinden. Je stärkere Grundgangarten mein Pferd besitzt, desto besser ist es natürlich. Aber auch, wenn es nicht über herausragende Bewegungen verfügt, kann trotzdem durch Agilität und die Übergänge gepunktet werden. Fleiß und Raumgriff sollten in allen Gangarten vorhanden sein. Insbesondere der Schritt sollte hier nicht übersehen werden. Grundsätzlich kann man die Gangqualität nur bis zu einem gewissen Grad beeinflussen, und diese Veränderungen kommen nicht von heute auf morgen.“
Joschka empfiehlt hierzu, alle Gangarten in unterschiedlichen Tempi zu reiten. „Das macht die Pferde wacher und aufmerksam!“ Der Reiter sollte in der Lage sein, flüssig zwischen gesetztem Tempo, deutlichem Vorwärts und auch diversen Zwischenstufen in den Gangarten zu wechseln, ohne dabei an Kontrolle zu verlieren. Dem Fleiß in der Bewegung kommt dabei große Bedeutung zu. Agile, schnell denkende Pferde können sich von zu viel Hin und Her schnell verunsichern lassen. Hier empfiehlt es sich, in Ruhe einen Punkt nach dem anderen abzuarbeiten und erst Stück für Stück die neue Geschwindigkeit aufzunehmen, wenn das Pferd sicher und gleichmäßig ist. Für Pferde, die eher träge sind und motiviert werden müssen, sollte das Training so abwechslungsreich wie möglich gestaltet werden. Dazu zählt auch regelmäßiges Ausreiten – das motiviert auch faulere Pferde. Viel Bewegung in der frischen Luft, also täglicher Auslauf bzw. Koppelgang, gehört natürlich zu einem ausgeglichenen Pferd auch dazu.

Schrittarbeit gezielt ins Training integrieren

Mit dem Thema Schritt sollte man sich laut Joschka eingehend beschäftigen und das Schritttraining gezielt in den Reitalltag einbauen. „Der Schritt ist ein eigener Teil des Trainings, und man sollte nicht vergessen, ihn aktiv zu reiten und in die Arbeit einzubeziehen. Hier sollte man das Pferd gründlich gymnastizieren und Tempovarianten herausarbeiten.“
In seinen Kursen lässt Joschka Werdermann die Teilnehmer zunächst die Grundgangarten reiten und zeigt ihnen dann, wie man Unterschiede in Verstärkung und Versammlung erarbeitet. „In der Ranch Riding muss man in der Lage sein, sein Pferd in allen Gangarten sowohl gesetzt als auch im Arbeitstempo und in der Verstärkung vorzustellen. Das muss man sich konsequent erarbeiten, so dass ich in der Prüfung flexibel auf feine Hilfen dosieren kann.“

Das Pferd auf eine Gerade ausrichten

Ein ganz wichtiger Punkt im Training ist das Geraderichten des Pferdes. Je ausbalancierter sich das Pferd vorwärts auf eine gerade Linie ausrichtet, desto leichter lassen sich schwierige Aufgaben und Übergänge aneinandersetzen. Hier kann man sich immer wieder an geraden Linien orientieren, weg von der Bande, um die Genauigkeit zu überprüfen.
Eine gute Übung zur Überprüfung und Verbesserung von Geraderichtung und Durchlässigkeit ist es, gerade Linien in Stellung zu reiten. Hierzu sucht man sich am besten ein großes Rechteck innerhalb der Reitbahn, so dass man möglichst lange Linien gehen kann, ohne dabei an der Bande zu reiten. Das Ziel ist es, das Pferd sowohl in Innen- als auch in Außenstellung stabil auf den Linien und durch die Ecken zu reiten. Durch die Stellung fällt es dem Pferd je nach Ausbildungsstand und Maß der Geraderichtung schwerer, auf der Linie zu bleiben. Während der Sitz des Reiters aktiv vorwärts Richtung Ecke des Rechtecks schwingt, rahmen die Schenkelhilfen das Pferd seitlich ein und bringen es zurück auf die Linie. Diese Übung ist prinzipiell in allen Gangarten machbar, wobei höhere Gangart und Geschwindigkeit den Schwierigkeitsgrad vergrößern.

Hervorragend für die Balance: Kruppeherein auf der Volte

Eine weitere ausgezeichnete Übung ist das Kruppeherein auf der Volte in allen Gangarten. Richtig und konsequent ausgeführt, nimmt das Pferd mehr und mehr Last mit der Hinterhand auf und die Schulter wird freier. Hierzu reitet man das Pferd mit Innenstellung auf einer Volte und schiebt die Hinterhand dabei um einen Hufschlag weiter nach innen. Der äußere Schenkel versetzt die Hinterhand, während der innere Schenkel aktiv treibt und die Schulter aufrecht hält. Die Kreisbahn sollte möglichst exakt beibehalten werden. „Je genauer ich die Volte reiten kann, desto ausbalancierter ist mein Pferd.“ Diese Übung wird auf beiden Händen geritten und schließlich auch auf einer Acht. Tipp: Wer sich schwer tut mit der Linienführung, sollte sich seinen Voltenmittelpunkt mit Pylonen markieren.

Text und Foto: Ramona Billing