Wie die Mähne fällt

Neue Studie

Haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, dass beim einem Pferd die Mähne nach rechts fällt und beim einem anderen nach links? Und was das für Ursachen oder gar Auswirkungen haben könnte?

An 526 US Quarter Horses im Alter von drei Jahren haben nun Wissenschaftler von der Universität Lethbridge in Kanada untersucht, in welche Richtung die Mähne fällt. 

Bei 69 Prozent der Pferde fiel die Mähne auf die rechte Halsseite und bei 31 Prozent der Pferde auf die linke Halsseite. Die Richtung des Mähnenfalls war unabhängig von der Deckhaarfarbe der Pferde, jedoch bei Stuten zur rechten Seite etwas mehr ausgeprägt, so hatten 74% der Stuten und 65% der Hengste und Wallache ihre Mähne auf der rechten Halsseite. Ein Zusammenhang mit den Richterbeurteilungen (scores) auch in Prüfungen, welche rechte und linke Manöver erfordern, konnte an den untersuchten US Quarter Horses hier nicht aufgezeigt werden. 

Dies stimmt mit weiteren Untersuchungen auch an anderen Pferderassen überein. Zwischen Leistungseigenschaften und der Richtung der Mähne zeigten sich keine Zusammenhänge. Auch zur häufig beobachteten Lateralität („Schiefe“) während des Reitens hat die Richtung des Mähnenfalls keinen Zusammenhang, was Sandra Kuhnke 2019 in ihrer Doktorarbeit an der Universität Gießen in sehr umfangreichen Studien an mehreren Pferderassen und so auch am Quarter Horse bestätigen konnte. Einfache Lateralitätstests wie etwa das bevorzugt vorgestellte Vorderbein, die Richtung der Mähne und Stirnwirbel oder der beobachtete bevorzugte Gebrauch von Sinnesorganen auf einer bestimmten Körperseite (Auge und Ohr) lassen so noch keine Rückschlüsse auf eine mögliche Lateralität während des Reitens zu. Weitaus zuverlässiger sind hier die Einschätzungen des Reiters zur Symmetrie der Zügelspannung und auch zur Schiefe der Hinterhand während des Reitens, was Sandra Kuhnke ebenfalls in ihren Studien aufzeigen konnte. 

Unter besonderer Stresssituation wechseln Pferde auch bei einer zuvor beobachteten nahezu balancierten Verwendung der Vordergliedmaßen und der Sinnesorgane zu einer stärkeren Verwendung der linken Organe, was Studien an der Hochschule Nürtingen an Jungpferden mit Umstellung von Gruppen- auf Boxeneinzelhaltung und Training zeigen. Dies wird von der Arbeitsgruppe mit einer unterschiedlichen Aufgabenteilung der beiden Gehirnhälften erklärt. So ist die linke Gehirnhälfte vorwiegend für die Verarbeitung rationaler Informationen zuständig und mit den rechten Gliedmaßen und den Sinnesorganen auf der rechten Seite verbunden. Die rechte Gehirnhälfte hingegen verarbeitet Stress, Angst und besondere Gefühlseindrücke, sie ist mit den linken Gliedmaßen und den linken Sinnesorganen des Pferdes verbunden. Stressbelastung kann, so die Beobachtungen der Wissenschaftler, beim Pferd zu einer stärkeren Informationsverarbeitung durch die rechte Gehirnhälfte und damit zum stärkeren Gebrauch der linken Gliedmaßen und der Sinnesorgane auf der linken Körperseite führen. 

Text: Dr. Ines von Butler-Wemken