Tipps zur Behandlung von Fohlenhufen

Ohne Huf kein Fohlen!

„Ohne Huf kein Pferd“ – wie oft haben wir diesen Spruch schon gehört. Er schließt auch die Fohlen ein. Die Fohlen frühzeitig regelmäßig dem Schmied vorzustellen, dafür plädiert auch Hufschmied Dennis Czudzewitz. Er gibt pünktlich zum neuen Jahrgang Tipps zur Behandlung von Fohlenhufen. 

Der Huf ist die Basis des Trageapparates des Pferdes. Er nimmt erhebliche Lasten auf und muss dynamisch in seiner Biomechanik sein. Für die Gesundheit des Pferdes spielt er eine elementare Rolle, da er bei jedem Schritt die Stoßwirkung abfedert und den Knochenapparat schützt. Gleichzeitig sorgt er für die nötige Durchblutung. 

Fest und flexibel gleichermaßen

Der vordere Teil des Hufes ist starr und fest, dies ermöglicht einen festen Stand, während der hintere Teil ab der weitesten Stelle des Hufes für die Stoßbrechung sorgt. 

Die Aufzucht und ständige Beobachtung des Fohlens sowie die fachgerechte Bearbeitung der Hufe durch den staatlich geprüften Hufbeschlagschmied sind die Basis für die korrekte, biomechanische Funktion des Hufes und der daraus resultierenden Entwicklung des Pferdes.  

Was ist ein Fohlenzwanghuf?

Im Mutterleib besitzt das Fohlen ein sogenanntes Fohlenkissen (Eponychium). Dieses Kissen, welches um den Huf gestülpt ist, verhindert Verletzungen während der Trächtigkeit der Stute und der Geburt. Der Tragrand des Hufes ist zu diesem Zeitpunkt noch kleiner als der Kronrand. Die endgültige Form entwickelt sich erst in Laufe des Heranwachsens des Fohlens und mit dem endgültigen Körpergewicht. Dieses Phänomen ist nicht zu verwechseln mit dem Fohlenzwanghuf. 

Ursachen hierfür sind meist mangelhafte Haltungsformen in der Aufzucht. Ist der Boden zu weich und sind die Trachten zu lang, bekommt das Fohlen zu viel Druck auf die Außenwand im Trachtenbereich mit dem Ergebnis, dass der Huf immer schmaler wird. Hierbei kann der distale Druck je nach Hufstellung des Fohlens einseitig medial oder lateral verteilt werden oder sich medial und lateral auswirken. Die Trachten ziehen sich mit der Zeit nach innen ein, der Zwanghuf entsteht. 

Bei der Behandlung gilt immer, die Ursache abzustellen bzw. nach Möglichkeit optimale Bedingungen für die Aufzucht zu schaffen, also Bodenverhältnisse zu ändern bzw. anzupassen sowie die Bearbeitungsintervalle klein zu halten. Das sind die grundlegenden Schritte zum gesunden Huf. 

Die Trachten sollten möglichst kurz gehalten und die Eckstrebentrachtenwinkel müssen eröffnet werden, damit der Huf an Stabilität im Trachtenbereich verliert und sich weiten kann. Hierbei fördert man nicht nur den Hufmechanismus, sondern auch die Durchblutung. 

Fohlenhuf anders bearbeiten

Bei der Bearbeitung des Fohlenhufes sollte in der Regel nur der Tragrand korrigiert werden. Sohle und Strahl werden bei der Bearbeitung geschont, um vor Abrieb zu schützen. Besonderes Augenmerk sollte auf die Trachtenregion gelegt werden. Wenn die Trachten zu lang werden, neigen sie dazu, sich einzurollen oder unterzuschieben. 

Jegliche Fehlstellung sollte schnellstmöglich erkannt und behoben werden. Es gilt: Je schneller eine Fehlstellung korrigiert werden kann, desto gesünder kann das Fohlen aufwachsen. Die körpereigenen Lasten des Jungpferdes müssen dabei an den Mittelpunkt des Hufes herangeführt werden. So wird der Huf an die physiologische Form herangebracht und kann sich optimal entwickeln. 

Erworbener Sehnenstelzfuß beim Fohlen

Der erworbene Sehnenstelzfuß tritt meist in den ersten Lebensmonaten auf. Häufig ist er einseitig, bedingt durch die Verkürzung der tiefen Beugesehne. Es kommt zu einer Beugung im Hufgelenk, wodurch sich nach zwei bis acht Monaten ein Bockhuf entwickelt. 

Gründe für das Auftreten eines erworbene Sehnenstelzfußes/Bockhufs sind zum einen zu schnelles Wachstum, bei dem die Sehnen nicht schnell genug mitwachsen, zum anderen ungünstige Haltungsbedingungen wie beispielsweise zu weiche Untergründe. Hierbei sinkt die Zehe zu tief in den Boden ein, eine Verkürzung durch die Entlastung der Beugesehne ist die Folge. Auch das Aufstellen auf abgegrasten Weiden wirkt einseitig, da das Jungpferd immer den gleichen Huf nach vorne stellt, um zu grasen („Grasfoot“). 

Die Behandlungsformen sind ähnlich wie die des angeborenen Sehnenstelzfußes. Gegebenenfalls kann bereits ein Beschlag mit einem Halbmondeisen angebracht werden, wobei die dorsale Hufhälfte vor Abrieb geschützt wird.  

Je nach Schwere und Ausmaß der Symptomatik ist es ratsam, einen Tierarzt für den weiteren Behandlungsverlauf einzubeziehen. 

Kurze Intervalle

Fohlenhufe sollten – ja nach Hufstellung und -wachstum – in Intervallen von zwei bis sechs Wochen bearbeitet werden. Hierbei ist es wichtig, Rasse und Exterieur zu berücksichtigen und die Gliedmassenstellung und Führung im Stand sowie Schritt und Trab auf ebenem Boden zu beurteilen. Es ist nicht damit getan, Fohlen und Jungpferde auf eine Weide zu stellen und irgendwann zwischendurch den Schmied „mal schauen“ zu lassen. Die frühe Fehlstellung eines Hufes verändert die komplette Körperhaltung und hat Einfluss auf die Entwicklung des Knochenbaus. 

Wenn das Jungpferd den ersten Geburtstag erreicht hat, ist es schwierig, Fehlstellungen an den Gliedmaßen völlig zu beheben. Man kann ab diesem Zeitpunkt nur noch unterstützend arbeiten. Umso wichtiger ist es demnach, Fehlstellungen so früh wie möglich zu bearbeiten. 

Bewegung auf jedem Untergrund

Neben guter Fütterung braucht ein Jungpferd Artgenossen zum Spielen und viel Bewegung, idealerweise auf unterschiedlichen Untergründen. Harter Boden fördert die Bildung eines gesunden, belastbaren Hufs mit guter Hornqualität. Daher sollte der Aufzuchtstall eines Pferdes sowohl harten als auch weichen Untergrund bieten. 

Text: Dennis Czudzewitz, Staatlich geprüfter Hufbeschlagschmied, Foto: A. Klee/ak photographics