Hygiene im Stall

Der Frühjahrs-Check

Über den Winter hat sich wieder jede Menge Schmutz und Unrat angesammelt. Es ist also höchste Zeit für eine gründliche Reinigungs- und Entrümpelungsaktion sowie eine Stallinspektion nach eventuell defekten Teilen. Ordnung und intaktes Inventar machen den Stallalltag leichter und vor allem sicherer.  

Ein Mindestmaß an Stallhygiene ist außerdem Voraussetzung für Gesundheit und Wohlbefinden der Pferde. 

Futterlager

Im Raufutterlager bauen Schadnager vor allem im Winter mit Vorliebe ihre Nester und vermehren sich rasant. Durch ihre Exkremente kontaminieren sie Heu und Stroh mit Salmonellen oder Leptospiren. Zudem erhöhen ihre Ausscheidungen den Feuchtigkeitsgehalt im Lagergut und machen es anfällig für Schimmelbildung. Schimmelpilze vermehren sich durch Sporenbildung. Vorsicht ist vor allem bei sehr staubigem Heu oder bei kleinen schwarzen Punkten auf den Halmen geboten. Riecht das Heu muffig oder modrig, sollte es nicht verfüttert werden. Zu Überprüfung ganzer Heubestände kann man eine Probe zur mykotoxologischen Untersuchung an eine landwirtschaftliche Untersuchungseinrichtung (LUFA) einschicken (Preis je nach Untersuchungsmethode zwischen 15 und 75 Euro). 

Auch einige Schadinsekten wie etwa Staubläuse bevorzugen Feuchte und Wärme. Ein Befall ist stets ein Zeichen von zu hoher Temperatur (über 15°C) und Feuchtigkeit (über 60 %) entweder im Futtervorrat selbst oder im Lagerraum. So sind die nur einen Millimeter langen, weißlichen Staubläuse immer ein Hinweis auf mögliche Schimmelbildung, die nicht unbedingt mit bloßem Auge sichtbar sein muss. Milben sind ebenfalls winzig und gehören zu den Spinnentieren. Die 0,3 bis 0,5 Millimeter großen Hausmilben vermehren sich stark und überziehen Raufuttervorräte wie eine dichte, graue, lebendige Staubmasse. Die Exkremente dieser Schmarotzer forcieren Schimmel und Staub.  

Deshalb gilt grundsätzlich: Alle Raufuttervorräte im Frühjahr auf Schädlinge und Schimmel überprüfen und überlagertes Raufutter aussortieren. Befallenes Futter entsorgen und den Lagerplatz gründlich säubern sowie gegebenenfalls desinfizieren. Vor dem erneuten Befüllen vollständig austrocknen lassen. Außerdem: Heu und Stroh müssen auf jeden Fall unter Dach gelagert werden, um es vor Niederschlägen zu bewahren. Eventuelle Löcher im Dach durch Winterstürme müssen zeitnah geschlossen werden. Bei sogenannter erdlastiger Lagerung sollte das Raufutter zusätzlich bodenbelüftet (z. B. auf Holzpaletten) werden, damit keine Feuchtigkeit von unten aufsteigen kann. 

Da auch Getreide von Schadnagern und Schadinsekten wie Kornkäfer oder Mehlmotte heimgesucht werden, sollte das Kraftfutter ausschließlich in verschließbaren Behältern aus Metall oder Kunststoff aufbewahrt werden. Für Obst und Gemüse eignen sich Eimer mit Deckel und Belüftungslöchern. 

Stallböden, Wände & Decken

Auch wenn man keine Matratzenstreu hat, sollte der Stall im Frühling einmal komplett ausgemistet werden. Gerade in Ecken, Ritzen, Bodenrillen und hinter unzugänglichen Stalleinrichtungen bilden sich häufig Schmuddelzonen aus Ammoniak, Staub und Schimmel mit gefährlichen Krankheitserregern. Nachdem die alte Einstreu restlos entfernt wurde, werden Decken, Wände und Böden zunächst ab- bzw. ausgefegt. Verkrustungen an Gitterstäben können mit einer Wurzel- oder Drahtbürste beseitigt werden. Etwaige Stallmatten werden angehoben und im Freien abgespritzt.  

Anschließend wird der Stall mit einem Hochdruckreiniger sorgfältig gesäubert. Zuvor müssen alle beweglichen Gegenstände wie beispielsweise Lecksteine entfernt und es muss geprüft werden, ob sämtliche Baumaterialien dem Düsendruck von 100 bis 150 bar standhalten. Ansonsten muss der Druck auf 30 bis 40 bar reduziert werden. Bei sehr hartnäckigen Verschmutzungen sollte man den Reinigungsvorgang nach einer Einweichzeit von etwa einer Stunde wiederholen. Wichtig ist, dass sowohl nach der ersten als auch der zweiten Säuberung das Schmutzwasser aus dem Stall entfernt wird, sonst werden die darin enthaltenen Keime wieder im Stall verteilt.  

Nach der Abtrocknungszeit kann gegebenenfalls eine Stalldesinfektion erfolgen. Eine Desinfektion auf jeden Fall erforderlich, wenn eine Infektionskrankheit oder eine starke Verwurmung aufgetreten ist oder eine hohe Fluktuation im Stall besteht. Zur Stalldesinfektion dürfen allerdings nur zugelassene und für den Tierbereich erlaubte Mittel angewendet werden (Stalldesinfektionsmittel mit dem DLG-Gütezeichen). Wichtig ist, dass die auf den Mitteln angegebenen Konzentrationen und Einwirkungszeit exakt eingehalten werden, sonst kann es schnell zu problematischen Resistenzen kommen. Nach erfolgter Desinfektion darf außerdem nicht mehr mit Wasser nachgespült werden. Sobald das Mittel abgetrocknet ist, besteht kein gesundheitliches Risiko mehr für die Pferde. Auch mobile Arbeitsgeräte (Gabeln, Karren, Schaufeln) müssen desinfiziert werden.  

Anstehende Reparaturen wie das Ausspachteln von Wandlöchern und das Egalisieren von Bodenunebenheiten oder ein eventuell neuer Wandanstrich lassen sich mit einer Grundreinigung prima kombinieren. Ein frischer Farbanstrich muss allerdings vollständig getrocknet sein, bevor die Pferde wieder in den Stall gelassen werden.  

Stallinventar & Mobiliar

Zum Stallcheck gehört natürlich auch die Säuberung der Tröge und Tränken. Mit Futterresten verklebte Krippen und schmierige Tränkebecken oder mit mehreren Schmutzschichten überzogene Wasserkübel sind nicht nur unansehnlich, sondern durch ihre Keimbelastung auch gesundheitsgefährdend. Sie sollten deshalb ausgewaschen und anschließend penibel geschrubbt werden. Hierzu eignet sich am besten ein herkömmlicher Topfschwamm, mit dem man gut in alle Ecken kommt. Verwendet man ein Reinigungsmittel (z. B. Neutralreiniger), muss das damit behandelte Zubehör gründlich mit klarem Wasser nachgespült werden, sodass keine Rückstände verbleiben. Alternativ kann man auch auf natürliche Reinigungsmittel wie Essig oder Zitronensaft zurückgreifen. 

Stallfenster und transparente Lamellen werden zunächst entstaubt und dann geputzt. Futtermittelbehälter wie Futterwagen oder Kunststofftonnen müssen ebenfalls restlos entleert und ausgespritzt werden. Verdorbene Futtermittel oder solche über dem Haltbarkeitsdatum sollten radikal entsorgt werden, am besten in eine Bio-Mülltonne, denn auf dem Mist- oder Komposthaufen ziehen Futterreste unnötig Ungeziefer an. 

Selbsttränken können durch Frost geschädigt worden sein, defekte Ventile müssen dann ausgetauscht werden. Auch andere Stallutensilien wie Schubkarren, Mistgabeln, Schaufeln, Rechen und Besen sollten kritisch auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft und gegebenenfalls repariert oder ersetzt werden. Alle Gegenstände sollten ihren festen Platz haben und zwar dort, wo sie nicht stören und nicht gefährlich werden können. Platzsparend und sicher sind Aufhängevorrichtungen an der Wand für Besen, Gabeln & Co. Andere Gerätschaften wie Werkzeug oder Zaunzubehör werden ebenfalls sortiert und gegebenenfalls ausrangiert. Altbatterien gehören in den Sondermüll oder zurück an den Hersteller/Vertreiber. Für Kleinkram wie Isolatoren oder Schrauben sind verschließbare Plastikboxen ideal, die man entsprechend beschriftet. 

Sattelschrank & Putzkiste

Um Ordnung in Schrank oder Spind zu schaffen, muss dieser komplett leergeräumt und der Inhalt auf vier Haufen sortiert werden: Auf den ersten Haufen kommt alles, was noch funktionstüchtig ist und regelmäßig gebraucht wird. Der zweite Haufen besteht aus Müll und stark beschädigten oder total verdreckten Gegenständen, die nach Materialien sortiert entsorgt werden. Auf den dritten Haufen gehört alles, was gewaschen, gereinigt und repariert werden kann. Und der vierte Haufen schließlich besteht aus Teilen, die noch nie benutzt wurden, aber zum Wegschmeißen zu schade wären.  

Diese kann man in einer kleinen Kiste auf den Schrank/Spind stellen. Wird sie ein halbes Jahr nicht angerührt, den Inhalt verschenken oder im Internet verkaufen.  

Nachdem der Innenraum blitzblank geputzt wurde, wird der brauchbare Inhalt wieder eingeräumt. Hierbei sollte man mit System vorgehen und den Schrank oder Spind übersichtlich einordnen, um einem erneuten Chaos vorzubeugen.

Generell gilt: 

• Nur was täglich benutzt wird oder im Notfall schnell griffbereit sein muss, gehört hierher. Neben dem Reitzeug sind das zum Beispiel der Putzkasten und die Stallapotheke. Ersatzzubehör wird dagegen zuhause aufbewahrt, um Platz zu sparen. 

• Was man oft braucht, gehört in die Fächer auf Augenhöhe. In die oberen Fächer kommen nicht täglich verwendete Utensilien wie Mähnenspray, Shampoo oder Huffett und in die unteren Fächer größere Gegenstände wie Aufbewahrungskiste, Decke und Handtücher. 

• Haken an der Innentür und der inneren Seitenwand sind ideal, um Halfter, Stricke, Zaumzeug und Longe aufzuhängen. Einhängbare Türgarderoben sind praktische Jackenhalter. 

• Kleinteilige Utensilien werden am besten in eigenen Behältern aufbewahrt. So fliegen sie nicht wild im Schrank herum und sind sofort zur Hand, wenn man sie braucht. 

• Leckerlis und Futterzusätze müssen gegen Mäuse gesichert in Dosen mit Deckel verstaut sein. 

• Der Spindboden selbst bleibt sauber, wenn Stiefel und Schuhe in eine niedrige Plastikwanne gestellt werden. Gegen Nässe einen Entfeuchter aufhängen. 

Um dem Durcheinander im Putzkasten Herr zu werden, muss man den gesamten Inhalt auskippen, kaputte oder stark abgenutzte Gebrauchsgegenstände heraussuchen und in den Müll werfen. Bürsten, Kämme und Schwämme von Haaren befreien, anschließend gründlich auswaschen und nach dem Trocknen wieder in den gereinigten Behälter einordnen. Günstig ist, wenn die Putzkiste mehrere Fächer hat, sodass man nicht ständig nach wichtigen Kleinteilen wie dem Hufkratzer suchen muss. Wichtig auch hier: In den Putzkasten gehört nur das Equipment, das man wirklich jeden Tag verwendet. Alles andere wie etwa Mähnengummis wird im Sattelschrank deponiert. 

Große Wäsche & Lederpflege

Alles Zubehör aus Metall oder Kunststoff wie beispielsweise Gamaschen oder Gebisse wird von Hand sorgfältig gesäubert. Waschbare Textilien wie Bandagen, Handtücher, leichte Abschwitzdecken, Satteldecken und Gurte können in der Waschmaschine gereinigt werden. Für dicke Winterdecken und Sattelpads bieten Reitshops einen Reinigungsservice an.  

Nach dem Trocknen werden alle Teile ordentlich zusammengefaltet bzw. aufgewickelt und sauber aufbewahrt. Zum Reinigen von Klettverschlüssen gibt es spezielle Bürsten. Resthaare lassen sich mit starken Klebestreifen oder kleinen Drahtbürsten, die für die Fellpflege von Katzen oder Hunden vorgesehen sind, leicht entfernen. 

Durch die kalte und nasse Jahreszeit sind Lederteile meist schmutzig, hart und teilweise sogar schimmelig geworden. Eine intensive Reinigung mit Sattelseife und die anschließende Pflege mit Lederfett machen Zaumzeug, Sattel & Co. wieder sauber und geschmeidig. Für eine gründliche Lederpflege müssen allerdings alle Schnallen geöffnet und das Kopfstück komplett auseinandergenommen werden. Die Generalreinigung bietet zudem Gelegenheit, alle Ausrüstungsgegenstände kritisch auf Funktionalität und Sicherheit zu überprüfen. Ausgeschlagene Gebisse oder verschlissene Sattelunterlagen bergen hohe Verletzungsrisiken fürs Pferd und gehören in die Mülltonne, genau wie angerissene Zügel oder Gurte, weil sie für den Reiter lebensgefährlich sind!  

Text und Foto: Birgit van Damsen