Endlich wieder Weide!

In wenigen Wochen stehen unsere American Quarter Horses endlich wieder auf der Weide und genießen den Frühling bei saftigem Gras. Damit unser Pferd fit und gesund und die Weide möglichst lange als Futtergrundlage nutzbar bleibt, hier einige Eckpunkte zum Weidegang.

Klar, Weidegang ist toll und bietet pferdegerechte Anreize in Sachen Bewegung, Fress- und Sozialverhalten und hält das Pferd durch Klimareize und UV-Strahlung fit und gesund. Schwierig wird es jedoch bei der Frage, ob unser Vierbeiner auf der Weide auch tatsächlich alles an Nährstoffen bekommt, was er braucht.
Je nach Weide bzw. Wiese variiert nämlich der Gehalt an Nährstoffen im Aufwuchs. Und natürlich kann auch nur schwer abgeschätzt werden, wie viel das einzelne Pferd tatsächlich frisst und ob die aufgenommene Menge dann auch reicht, um seine Ernährung in jedweder Hinsicht sicherzustellen. Gerade bei bereits seit Jahren beweideten, häufig nicht ausreichend gedüngten und gepflegten Flächen kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Weidepferde dort bedarfsdeckend Vitamine, Mengen- und Spurenelemente aufnehmen.
Übrigens, ein Pferd ist bei kompletter Weidehaltung zirka zwölf Stunden täglich mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt. In diesem Fall grast es ruhig und hält Fresspausen ein, die mit Dösen verbracht werden. Kommt ein Pferd nur für eine begrenzte Anzahl von Stunden täglich aufs Grün, frisst es länger ohne Unterbrechung und hektischer, von entspannter Weidefreude ist häufig nichts zu sehen. Wenn ein Pferd sich innerhalb kürzester Zeit jede Menge Weidegras in den Bauch schlägt heißt das jedoch nicht, dass man es den Rest des Tages dann hungern lassen darf. Fresspausen, die länger als vier bis sechs Stunden andauern, setzen den Pferdemagen und damit das Pferd enorm unter (Hunger-)Stress. Wer seinen Vierbeiner also nach drei Stunden Weide satt in die Box stellt, muss zwingend dafür sorgen, da er im Verlauf des weiteren Tages entsprechend mit Raufutter versorgt wird. Gutes Futterstroh und Vorjahresheu aus Heusparsystemen sorgen dafür, dass trotz begrenztem, aber sättigendem Weidegang für eine arttypische Ernährung mit ausreichend Rohfaser gesorgt ist.

Weide und mehr
In vielen Fällen reicht das Futterangebot auch bei noch so guter Grasqualität nicht aus. Gerade alte, schwerfuttrige Pferde – häufig mit Zahnproblemen – und Stuten mit Saugfohlen bei Fuß sowie Zuchthengste und stark beanspruchte Turnierpferde bekommen bei nur begrenztem Weidegang oder schlechtem Aufwuchs nicht ausreichend Nährstoffe. Hier braucht es Sachkenntnis, Fingerspitzengefühl und ein gutes Auge bzw. Händchen für die Pferde, damit sie trotz Weidegang nicht abnehmen. Allgemein gilt: Man soll die Rippen fühlen, aber nie sehen können. Und Achtung: Bei Weidegang sehen viele Pferde aufgrund ihres Weidebauches wohlgenährter aus als sie in der Realität sind! Wenn sich herausstellt, dass Weidegang und Raufutter nicht reichen, muss eine passend zusammengestellte Kraftfutterration das Defizit ausgleichen.

Keine Defizite aufkommen lassen
Das Gleiche gilt für Mineral- und Vitaminfutter, denn in den wenigsten Fällen lässt sich abschätzen, wie gut die Versorgung auf der Weide diesbezüglich ist. Aber hier nicht einfach das Wintermineral weiter verfüttern, sondern auf speziell an die Weidesaison angepasste Produkte zurückgreifen, die sich häufig ganz bequem aus der Hand füttern lassen. Für Zuchtpferde gelten natürlich andere Parameter, sie sollten immer ein spezielles Zuchtmineral bekommen.
Und nicht vergessen: Gerade in der warmen Jahreszeit schwitzen Pferde verstärkt und müssen Gelegenheit haben, ihren körpereigenen Salzvorrat kontinuierlich aufzufüllen. Ein Leckstein muss deshalb auch auf der Weide jederzeit zugänglich sein. Lediglich für Fohlen muss der Salzleckstein unerreichbar sein, da sie bei einer zu hohen Aufnahme von Natriumchlorid schwere Durchfälle bekommen können.

Wasser auf jeder Weide anbieten!
Auch wenn Gras als Saftfutter gilt, muss doch jedem Weidepferd ausreichend sauberes Trinkwasser zur Verfügung stehen. Moderne mobile Weidetränken gibt es sogar in isolierter Ausführung: Im Sommer heizt sich das Wasser nicht auf, im Winter friert es nicht so schnell ein. Entsprechend der Besatzgröße sollte das Fassungsvermögen so gewählt werden, dass die Wassermenge für drei bis vier Tage reicht. Auch wenn es arbeitsaufwändig ist: Lieber in kürzeren Abständen Frischwasser fahren als riskieren, dass die Pferde modrig riechendes Wasser verweigern!
Wer eine Frischwasserleitung bis an die (hausnahe) Weide legen kann, ist fein raus: Hier lässt sich dann eine moderne Selbsttränke installieren. Am Markt sind zahlreiche, zum Teil frostsichere Tränken erhältlich. Wichtig ist, dass die Pferde artgerecht trinken können. Als Saugtrinker tunken sie ihre Nase mit geschürzten Lippen ins Wasser und saugen es ein. Das geht am besten mit einer Schwimmertränke, an der sie nicht drücken müssen und die dafür sorgt, dass stetig Frischwasser nachfließt. Im Idealfall werden mindestens zwei etwas auseinanderliegende Tränken installiert, damit es nicht zu Rangeleien kommt. Alternativ geht auch eine große Bottichtränke, an der mehrere Pferde gleichzeitig trinken können.

Hütesicherheit ernst nehmen
Hütesicherheit auf der Weide hat oberste Priorität. Ein hütesicherer Zaun kann Ausbrüche und damit häufig einhergehende schwere Unfälle weitgehend vermeiden. Für Pferde muss der Weidezaun ausreichend hoch gebaut und vor allem gut sichtbar sein. Bei reinen Elektrozäunen spielt die Qualität der in den Boden eingebrachten Pfosten die entscheidende Rolle. Dünne Kunststoffstäbe sind instabil und knicken gerade bei feuchterem Boden und Wind sehr schnell ab. Ein Festzaun aus soliden Holzpfosten oder ein mit T-Pfosten aus Stahl gebauter Elektrozaun liefert sehr gute Hütesicherheit. Die in verschiedenen Längen erhältlichen T-Pfosten lassen sich mit Hilfe einer Handramme zirka 50 cm tief in jeden Boden schlagen, eine spezielle Zange ermöglicht späteres Herausziehen. Isos und Schutzkappen werden dann flexibel an die Pfosten geklippt, für alle Arten von Bändern und Litzen gibt es passendes Material.
Für optimale Sichtbarkeit sorgt Breitband, das in oberster Reihe verspannt wird. Die darunter eingesetzten Litzen oder Seile sollten mit möglichst vielen elektrischen Leitern (das sind die eingewirkten silbernen Fädchen) ausgestattet sein, denn so wird gewährleistet, dass auch wirklich ausreichend „Saft“ auf dem Zaun ist. Schwachstellen wie Verbindungen und Torgriffe werden mit passenden Verbindern ausgestattet. Das verhindert einen Spannungsabfall an Übergängen zwischen Litzen und/oder Seilen sowie zwischen Leiter und Torgriff. Ein schlagkräftiges modernes Weidezaungerät sorgt dafür, dass der Zaun rund um die Uhr unter Strom ist. Hier bietet der Handel mittlerweile hocheffiziente Solarpanels und Geräte an, die zum Beispiel bei Spannungsabfall eine Warnung aufs Smartphone senden. Essenziell für das Funktionieren des Weidezauns ist übrigens die häufig vernachlässigte Erdung: Sie sollte aus mindestens zwei einem Meter langen Erdungsstäben bestehen, die miteinander verbunden sind und bewuchsfrei gehalten werden.
Mitbewohner auf der Weide Sobald die Pferde auf der Weide sind, kommen sie geflogen, die lästigen Mitbewohner, die unseren Vierbeinern das Leben im Freien die nächsten Wochen und Monate schwer machen. Stechende und beißende Insekten sind nicht nur lästig, sondern stellen auch ein gewisses gesundheitliches Risiko dar. Von meist harmlosen, aber juckenden Quaddeln bis hin zum gefürchteten Sommerekzem ist alles dabei. Vorbeugen, sprich dem Insekt zuvorkommen ist immer besser als Stiche zu verarzten und kann sogar verhindern, dass beim Ekzemer der Teufelskreis aus Stich, Juckreiz und Hautläsion Fahrt aufnimmt.
Deshalb sollten Sie bereits mit Beginn der Weidesaison umgehend für ausreichend Schutz sorgen, sei es mit Hilfe von wirksamen und verträglichen Repellents und/oder mit Fliegendecken, die es mittlerweile in zahlreichen Variationen gibt. Insekten abschirmende Masken sollten Standard sein, um die empfindliche Augenpartie zu schützen. So können langwierige Bindehautreizungen und -entzündungen vermieden werden.
Die Weidezeit braucht, wie wir sehen, ein gewisses Maß an Vorbereitung und Voraussicht, nicht nur hinsichtlich der Weide selbst, sondern auch, was Fütterung und Gesunderhaltung der Pferde betrifft. Mit entsprechender Planung und (Gesundheits-)Vorsorge jedoch befriedigt Weidegang – und sei er auch nur stundenweise – in hohem Maße die Bedürfnisse unserer Pferde. Und wenn man als Pferdebesitzer dann am Koppelzaun steht und den Vierbeinern beim entspannten Grasen zuschaut, weiß man: Es hat sich auch in diesem Jahr wieder gelohnt!

Hier den kompletten Artikel weiterlesen…

Text: Friederike Fritz