Die Süßholzwurzel

Mutter Natur’s Schatzkästchen

In unserer Reihe „ Futter+: Mutter Natur’s Schatzkästchen“ stellen wir bewährte Heilpflanzen und ihre Verarbeitung vor. In dieser Ausgabe widmen wir uns dem Süßholz, präziser gesagt der Süßholzwurzel. 

Das Echte Süßholz (Glycyrrhiza glabra) ist uns allen ein Begriff – entweder im Zusammenhang mit dem Ausdruck „Süßholz raspeln“ oder als wichtiger Bestandteil der leckeren schwarzen Lakritze. „Lakritze“ leitet sich aus dem Gattungsnamen „Glycyrrhiza“ ab, was übersetzt „Süßwurzel“ heißt. Das Echte Süßholz eignet sich aber nicht nur als Grundlage leckeren Naschwerks, viel älter und bedeutsamer ist seine medizinische Verwendung. Es fand und findet fast weltweit Verwendung. 

Nicht nur für Leckermäuler

Das Echte Süßholz ist als Schmetterlingsblütler eng mit bekannten Pflanzen wie Erbsen und Kichererbsen, Bohnen, aber auch Goldregen oder Ginster verwandet. Die aus dem Mittelmeerraum und Asien stammende Pflanze wird hierzulande kaum mehr angebaut. Verwendung findet die Wurzel. Der Wurzelextrakt wird mit diversen Beimengungen zu Lakritze verarbeitet. Das in der Wurzel reichlich vorhandene Glycyrrhizin, ein Stoff mit der 50-fachen Süße von Rohrzucker, gibt dem Produkt Geschmack und Süße. Glycyrrhizin ist auch der Inhaltsstoff, der in der Human- wie Veterinärmedizin von besonderem Interesse ist.  

Auch andere Stoffe, etwa diverse Saponine (Seifenstoffe) und Flavonoide (antioxidativ wirkende sekundäre Pflanzenstoffe) tragen zur Gesamtwirkung der Süßholzwurzel bei. Zum Einsatz kommt bei Pferden neben Extrakten vor allem die getrocknete, geschnittene Wurzel, die dem Futter beigefügt wird. Dazu wird die Tagesmenge meist zunächst mit Wasser aufgekocht, um die Inhaltsstoffe für den Organismus besser zugänglich zu machen. 

Husten, Schnupfen, Heiserkeit

Die Süßholzwurzel wird bereits seit langer Zeit therapeutisch eingesetzt. Neben umfassenden Erfahrungswerten kann sich der Anwender heute aber auch auf die Erkenntnisse aus experimentellen und klinischen Studien verlassen. Zusätzlich zum Hauptwirkstoff Glycyrrhizin findet sich eine reiche Mischung anderer Stoffe in der Süßholzwurzel, die, wie wir dies auch bei anderen Heilpflanzen kennen, gemeinsam Effekte bewirken, die häufig zwar gut belegt sind, aber noch nicht abschließend verstanden werden. Sowohl dieser Einzelwirkstoff wie auch die Anwendung der ganzen Süßholzwurzel sind Gegenstand aktueller Forschungen, etwa zum Einsatz beim Kaposi-Sarkom. 

Gesichert ist die therapeutische Wirksamkeit der Heilpflanze vor allem bei Erkrankungen der oberen Atemwege: Die Süßholzwurzel löst und verflüssigt festsitzenden Schleim und fördert den Auswurf. Sie unterstützt so das Abhusten und die Ausheilung. Ein zweites Anwendungsgebiet sind Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüre. Klinische Studien belegen, dass die Süßholzwurzel hier die Entzündung hemmt und Krämpfe beruhigt. Heute weiß man, dass Süßholzwurzelextrakte auch antibakteriell, antimykotisch und teils sogar antiviral wirken. 

Beim magenkranken oder hustenden Pferd wird die geschnittene, getrocknete Wurzel meist kurweise über etwa drei bis vier Wochen verabreicht und nicht selten mit anderen Produkten der Pflanzenheilkunde kombiniert: Bei Magenproblemen wird beispielsweise die Kombination mit Anis und Kümmel empfohlen, bei Atemwegsbeschwerden mit Spitzwegerich und Lindenblüten. Notwendig ist, wie bei allen therapeutischen Anwendungen von Heilpflanzen, eine vorherige Beratung durch einen pflanzenheilkundigen Behandler und/oder die enge Abstimmung mit dem Haustierarzt.

Text und Foto: Angelika Schmelzer