Sommer, Sonne – Hautprobleme?!

So macht die Haut ihre Sache gut

Wechselnde Witterungseinflüsse, Insektenplagen und den Putz- und Pflegetrieb von uns Menschen steckt das größte Organ des Pferdes, die Haut, meist locker weg. Nur manchmal und vermehrt im Sommer, da wird es ihr echt zu viel und sie ruft auf ihre Art um Hilfe: mit Ausschlag und Haarausfall, mit Pickeln und Pusteln, mit Juckreiz und anderen wahrnehmbaren Veränderungen. Aber mit ein wenig Unterstützung verrichtet die Haut ihren Job bestens! 

Bedingt durch die große Oberfläche der Haut und ihre Bedeutung für den Körper gilt: Hautprobleme wirken sich auf den gesamten Organismus aus, Probleme im Organismus wirken sich auf die Haut aus. Dieser Grundsatz hat Auswirkungen auf Diagnostik, Therapie und Prophylaxe, denn lokale Veränderungen der Haut können, müssen aber nicht dort ihre Ursache haben und entsprechend lokal behandelt werden. So lohnt bei Hautproblemen durchaus der Blick über den Tellerrand der Epidermis hinaus auf Leber, Darm und Co, um dort Ursachenforschung zu betreiben. Auch darf nicht vergessen werden, dass manche Infektionskrankheit mit Hautsymptomen einhergehen kann. Die üblichen Verdächtigen bei Jucken, Kratzen und Scheuern aber dürfen durchaus im Dunstkreis von Haut und Fell gesucht werden. 

Sommersonne in Maßen

Sonne tut gut – sie hebt die Stimmung, kurbelt die Produktion von Vitamin D an und ihr UV-Anteil hat sogar eine desinfizierende Wirkung. Sonne macht also gesund. Sonne schadet aber auch – die Energie ihrer elektromagnetischen Wellen greift Hautzellen an und zerstört sie. Sonne – zu viel Sonne – macht also krank.  

Wie beim Menschen auch reicht die Spannbreite eines solchen Sonnenbrands beim Pferd von einer leichten Reizung und Rötung bis zur großflächigen Verbrennung der oberen Hautschichten. Gefährdet sind unpigmentierte, dünn oder nicht behaarte und der Sonne besonders ausgesetzte Hautpartien von Pferden mit großen Abzeichen im Gesicht und an den Beinen, also in erster Linie Nase und Fesselbeugen.  

Vorbeugend wirken spezielle Sonnencremes für Pferde und ausreichend Schattenplätze auf Weide und Paddock bzw. Zugang zum Stall.  

Heftiger als ein Sonnenbrand wirkt sich die Fotosensibilität aus, eine Überempfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht nach der Aufnahme bestimmter Pflanzen (Johanniskraut, Buchweizen, manche Kleearten oder Luzerne). Diese Pflanzen enthalten fototoxische Substanzen, chemische Verbindungen, die sich in die Haut einlagern und wie eine Art Verstärker die Wirkung des Sonnenlichts potenzieren. Es handelt sich dabei nicht um eine Allergie („Sonnenallergie“). Außer dieser primären Fotosensibilität tritt beim Pferd auch eine sekundäre Form auf, deren Ursache eine Lebererkrankung ist. 

Beim Sonnenbrand jedoch heißt es, schnell zu handeln: Kühlende Umschläge bekämpfen Schwellung und Schmerz, pflegende Lotionen beruhigen die Haut. Messerrückendick aufgetragene Zinklebertransalbe ist nicht nur eine hervorragende Heilsalbe, sondern schützt auch vor der Sonne. Ist es bereits zu Verbrennungen und/oder Infektionen der geschädigten Haut gekommen, muss der Tierarzt therapeutisch eingreifen.  

Juckreiz hoch 10

Gefühlt wird es immer mehr: Das Sommerekzem kann Pferde aller Rassen betreffen und ist weltweit bekannt. Es handelt es sich um eine allergische Reaktion auf den Stich bestimmter Insekten (Culicoides, Gnitzen, Kriebelmücken), ausgelöst durch Bestandteile des Speichels dieser Stechinsekten. Diese Allergene verursachen bei entsprechend genetisch veranlagten Pferden während der warmen Jahreszeit starken Juckreiz. Sie kratzen sich oft heftig, vor allem im Bereich von Mähnenkamm und Schweifrübe, aber auch entlang der Bauchnaht, am Kopf oder an der Kruppe. Es kommt zu Haarausfall und großflächiger Schädigung der Haut. Die geschädigten Bereiche können sekundär von Keimen besiedelt werden, was das Krankheitsbild verschlimmert.  

Die Veranlagung zum Sommerekzem ist erblich und nicht heilbar, die Symptome aber sind mit geeigneten pflegerischen Maßnahmen gut beherrschbar. Am einfachsten und oft wirkungsvollsten ist die Abwehr der Insekten, entweder durch Repellents oder durch Ekzemdecken. Die veränderten Hautbezirke müssen mit geeigneten Salben, Cremes oder Lotionen sorgfältig gepflegt werden. Etwaige Sekundärinfektionen werden behandelt. Manche Pferdehalter berichten von einer merkbaren Verbesserung durch die Fütterung von Futtermitteln mit Inhaltsstoffen, die das Pferd später ausdünstet und die Insekten abzuschrecken scheinen. Versucht werden häufig auch naturheilkundliche Therapien und/oder Maßnahmen, die das Abwehrsystem wieder ins Lot bringen.  

Auch andere allergische Hautprobleme tauchen im Sommer vermehrt auf. Besonders häufig sind Insektenstiche, aber auch diverse Pflegeprodukte als Auslöser einer Nesselsucht auszumachen. Beim Kontakt mit dem Allergen ist das Pferd urplötzlich über und über mit Quaddeln bedeckt. Kleine oder große, runde, erhabene Bezirke erscheinen auf der Hautoberfläche, die Haut selbst ist intakt, das Fell erscheint im Bereich der Erhebungen ein wenig gesträubt, dem Pferd aber geht es allem Anschein nach gut. Meist verschwinden diese Quaddeln von selbst, manchmal aber geht die Reaktion weiter, es tritt Exsudat aus und es entwickelt sich Juckreiz. Im Einzelfall können allerdings auch Symptome hinzukommen, die weit über diese harmlosen Hautveränderungen hinausgehen: starke Schwellungen im Bereich des Kopfes, Kreislaufprobleme, Atemnot.  

Es empfiehlt sich beim Pferd grundsätzlich, von außen anzuwendende Substanzen zunächst kleinflächig zu testen, bevor man sie großflächig anwendet, da die Haut des Pferdes besonders empfindlich reagiert. Pferde mit bekannten Insektenstichallergien sind umfassend zu schützen und sorgfältig zu überwachen.  

Hautpilze mögen es feucht und warm

Wie alle Pilze mögen es auch die typischen Hautpilze der Gattungen Dermatophilus und Trichophyton feucht, warm und dunkel, sie vertragen keine UV-Strahlen. Hautpilzerkrankungen werden gerne mit der Übergangszeit assoziiert, können aber auch im Sommer auftreten. Vor allem unter Mähne und Schopf, aber auch in Sattel- oder Gurtlage kann die Kombination von häufiger Durchfeuchtung und mechanischer Reizung der Haut Pilzinfektionen Tür und Tor öffnen. Zunächst entstehen runde, krustige, knotige oder schuppige Stellen, später fallen die Krusten samt Haaren ab und hinterlassen haarlose, glänzende, rötliche oder nässende Bereiche. So manche Hautpilzerkrankung verläuft allerdings untypisch, sodass bei unklaren Hautveränderungen immer auch an eine Pilzinfektion gedacht werden muss.  

Zwar breiten sich Hautpilze oft seuchenartig im gesamten Bestand aus, doch ist nicht sicher, ob hierbei die Ansteckung von Pferd zu Pferd oder über gemeinsam benutzte Gegenstände (Putzzeug, Satteldecken) überhaupt die entscheidende Rolle spielt. Denn Hautpilze sind ubiquitäre (überall vorkommende) Organismen, die sich nur unter bestimmten Bedingungen auf der Haut ansiedeln und dort massenhaft vermehren können. Behandelt wird der Hautpilz durch Salben, Waschungen oder in schweren Fällen durch oral zu verabreichende Medikamente. Putzzeug, Decken usw. sind zu desinfizieren. Eine Vorbeugung durch Impfung ist möglich, bietet aber keinen vollständigen Schutz. Wichtig: Anders als bei anderen Impfungen kann diese auch beim bereits erkrankten Pferd eingesetzt werden und führt dann zu einer schnelleren Abheilung. 

Text: Angelika Schmelzer, Foto: K.-J. Guni