Vom Absetzer zum Trainee

Aufzucht von American Quarter Horses

Eben noch nass im Stroh gelegen und nun schon ein Absetzer, so schnell wird aus dem Pferdebaby ein Pferdekind. Und die nächsten zwei, drei Jahre, die jedem, der ein Fohlen erwirbt, anfangs so ewig lang vorkommen, gehen gefühlt auch im Flug vorbei. Vom Absetzer zum Trainee und nichts verpassen, was das junge Pferd zu einem zuverlässigen, gesunden Partner für viele kommende Jahre macht, ist keine Kunst, aber doch eine gewisse Herausforderung. 
Ab September geht’s los: Die frühen Fohlen werden von ihren Müttern abgesetzt(getrennt) und gehen in ein selbständiges Pferdeleben. Dabei ist weniger das „Wie und Wann“ des Absetzens ausschlaggebend als das „Danach“, denn hier werden die Weichen für die physische und psychische Gesundheit des kleinen American Quarter Horses gestellt. Deshalb achten verantwortungsvolle AQH-Züchter nicht nur darauf, an wen sie ihre Nachzucht abgeben, sondern geben auch Tipps und Ratschläge in Sachen Haltung und Erziehung. „Fohlen müssen mit Gleichaltrigen aufwachsen. Es geht nicht, ein Fohlen allein in eine Erwachsenenherde zu stellen. Sie müssen spielen können und dabei verlieren und auch mal gewinnen dürfen. Gegen ein erwachsenes Pferd wird es immer nur verlieren und das ist für die Psyche eines jungen Pferdes nicht förderlich“, so AQH-Züchterin Friederike Brallentin, die jedes Jahr mehrere Fohlen zieht. 
Sie plädiert zudem für so viel Bewegung wie möglich, am besten in einem Laufstall mit Weideanbindung und ausreichend Platz zu Ruhen und Fressen, denn „auch bei den Babys gibt es Ranghohe, die die Rangniederen nicht rein- und ranlassen“. 
Auch für AQH-Züchterin Christina Albrecht-Hoschka steht fest, dass die Haltung mit Spielgefährten wichtig ist. „Es müssen nicht immer gleichaltrige Pferde sein, aber der Altersunterschied sollte angemessen sein“, gibt sie zu bedenken und macht auch klipp und klar deutlich, was gar nicht geht: „Vor kurzem war eine Interessentin für ein Hengstfohlen hier. Sie wollte das Fohlen mit einem 28-jährigen Wallach zusammenstellen. Ich habe deutlich gemacht, dass das ein No go ist.“
Sie rät zudem Fohlenbesitzern zu einem Aufzuchtplatz in der Nähe: „Ich halte es für wichtig, dass die neuen Be-sitzer schon früh mit ihren Absetzern eine Beziehung aufbauen. Stehen die jungen Pferde weit entfernt, verliert sich die anfängliche Begeisterung schnell und nach zwei, drei Jahren steht man einem fremden Wesen gegenüber, das nichts mehr mit dem kleinen Fohlen gemeinsam hat. Man verpasst eigentlich die schönste Zeit und eine wunderbare Möglichkeit, bereits eine Partnerschaft zu haben, lange bevor das Fohlen zum Reitpferd wird.“

Sonnenlicht stärkt die Knochen!
Deshalb ist es auch so wichtig für die jungen American Quarter Horses, so viel wie möglich draußen zu toben. Toben kräftigt zum einen den Bewegungsapparat, zum andern sorgt das UV-Licht dafür, dass der Organismus das für das Knochenwachstum und die -dichte wichtige Vitamin D bilden kann.

Heu satt und das gewisse Extra
Was die Fütterung der schnell wachsenden AQHs angeht, spielt auch hier Heu die wichtigste Rolle und zwar 24/7 zur freien Verfügung. „Das und dazu gutes Mineralfutter sind das Wichtigste in Sachen Fütterung“, bestätigt Brallentin. Da ein Kraft- bzw. Aufzuchtfutter zu schnelles Wachstum anregen kann, rät sie, dies nur in Maßen zu füttern, denn zu schnelle Gewichtszunahme und eine zu üppige Muskulatur schaden den noch lange nicht ausgereiften knöchernen Strukturen! 
Andererseits gilt es gerade im kommenden Winterhalbjahr, eine Wachstumsdepression der Absetzer zu vermeiden, die sie in ihrer stetigen und gewollten Weiterentwicklung ausbremst. Trennung von der Stute, Stallwechsel, andere Haltungsbedingungen und neue Kumpel sowie der erste Winter können dem einen oder anderen Fohlen mehr zusetzen als man annimmt. Für manches Fohlen kann also die individuelle und gezielte Zufütterung hochwertiger Futterkomponenten wichtig sein. 
Neben der angepassten Fütterung betont Albrecht-Hoschka, dass auch die Haltungsbedingungen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die körperliche Entwicklung der Absetzer haben: „Der erste Winter ist hart. Meiner Meinung nach spricht nichts gegen nächtliches Aufstallen. Hält man sie komplett im Offenstall und Paddock, ist es wichtig, dass sie einen zugfreien und trockenen Rückzugsort haben.“  Weitere Tipps im Heft.

Foto: Luxcompany

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