Das Iliosakralgelenk

Schaltstelle oder Schwachstelle?

Man schaut ihnen schon gerne immer wieder auf die Kehrseite, unseren American
Quarter Horses mit ihren kräftigen Kruppen. Im Inneren dieser faszinierenden Rückansicht verbirgt sich eine Komponente, die im Idealfall Schaltstelle für die Kraftübertragung ist.

Hier werden Speed, Beschleunigung, aber auch spektakuläre Manöver ausgelöst. Dieses anatomische Element kann aber auch, wenn es ganz dumm läuft, zur Schwachstelle werden: das Iliosakralgelenk, auch Kreuzdarmbeingelenk oder schlicht ISG genannt.

Kein Gelenk wie alle anderen
Dieses Gelenk ist so ganz anders ist als die meisten anderen Verbindungen von Knochen zu Knochen. Es entzieht sich nicht nur unseren prüfenden Blicken, sondern oft auch den vorsichtig tastenden Fingern und bedarf doch unserer Aufmerksamkeit. Klemmt es dort nämlich, können die Folgen für das Pferd weitreichend sein – und der Reiter hat oft einen langen, kostspieligen Weg vor sich, bis die Wurzel des Übels gefunden und das Pferd von seinen Problemen befreit ist. Das Iliosakralgelenk oder besser, die beiden Iliosakralgelenke des Pferdes, verbinden Becken und Wirbelsäule und damit Hintergliedmaßen und Rumpf miteinander. Das macht sie zur zentralen Schaltstelle für die von der Hinterhand
entwickelte Kraft, für den Bewegungsimpuls, der nach vorne geleitet wird.
Wie hat sich das Gelenk anatomisch auf diese Herausforderung eingestellt? Die Gelenkflächen des Darmbeins, einer der Beckenknochen, und des Kreuzbeins sind auf breiter Fläche miteinander verbunden. Anatomisch ist diese Verbindung so gestaltet, dass vergleichsweise wenig Bewegung im Gelenk möglich ist. Von der Natur ist dies so vorgesehen, denn die Iliosakralgelenke sind sogenannte straffe Gelenke. Knochen werden über straffe Gelenke auf eine Art verbunden, die kein weitreichendes Beugen, Strecken oder Rotieren zulässt, wie wir es von anderen Gelenken kennen. Auch innerhalb des Vorderfußwurzelgelenks und des Sprunggelenks sowie zwischen Schienbein und Wadenbein unserer Pferde finden wir straffe Gelenke, die auch „Amphiarthrosen“ genannt werden.
Die einander zugewandten Gelenkflächen von Kreuzbein und Darmbein sind nicht plan, sondern gewölbt und zudem mit Vorsprüngen und passenden Vertiefungen versehen, was sie gewissermaßen miteinander verhaken lässt und die Gelenke zusätzlich stabilisiert. Gestützt wird jedes Iliosakralgelenk von einem straffen Bandapparat, den ventralen (unteren), inneren und dorsalen (oberen) Kreuzdarmbeinbändern. Im ISG ist so allenfalls geringe Beweglichkeit möglich – das macht dieses Gelenk anfällig, denn übermäßige Einwirkungen in diesem Bereich, etwa durch einen Sturz, können deshalb nicht abgefedert werden, sondern führen im schlimmsten Fall zu einer Subluxation des Gelenks. Die straffe Führung erlaubt allerdings auch eine sehr effektive Kraftübertragung von der Hinterhand auf den Rumpf und den gesamten Pferdekörper, während gleichzeitig ein Mindestmaß an Beweglichkeit eine Schwungentfaltung ermöglicht.
Hier werden Speed, Beschleunigung, aber auch spektakuläre Manöver ausgelöst. Dieses anatomische Element kann aber auch, wenn es ganz dumm läuft, zur Schwachstelle werden: das Iliosakralgelenk, auch Kreuzdarmbeingelenk oder schlicht ISG genannt.

Text und Foto: Angelika Schmelzer

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