Lebenselixier Wasser

Viel mehr als nur Flüssigkeit

Wasser ist unverzichtbar für Gesundheit und Wohlbefinden unserer Quarter Horses, denn Wasser gilt als wichtigstes Lebensmittel, für das nicht nur die ausreichende Menge, sondern auch die Qualität ausschlaggebend ist. Zudem ist das kühle Nass ein hervorragendes Therapeutikum und bietet verschiedene Möglichkeiten für schonende Rehabilitation.

Wasser ist lebenswichtig und sorgt für eine ungestörte Verdauungsfunktion, einen geregelten Energie-, Nährstoff- und Sauerstofftransport in die Körperzellen, den Stoffwechsel und die Schweißbildung zur Regulation der Körpertemperatur. Der Wasserbedarf ist abhängig vom Wassergehalt der Futtermittel und den Wasserverlusten des Körpers und liegt im Erhaltungsstoffwechsel bei durchschnittlich vier Litern pro 100 Kilo und Tag. Bei einem 500 Kilo schweren Pferd sind das etwa 20 Liter täglich. Grundsätzlich gilt: Je unverdaulicher das Futter, desto höher das Trinkbedürfnis. So enthalten zum Beispiel zehn Kilo junges Weidegras rund acht Liter Wasser, dieselbe Menge Heu dagegen nur etwa 1,5 Liter. Zur reibungslosen Verdauung von einem Kilo Heu werden 3 bis 3,5 Liter Wasser benötigt, sonst drohen Verstopfungskoliken durch einen zu trockenen Futterbrei.
Bei laktierenden Stuten verdoppelt sich der Wasserkonsum gegenüber dem Erhaltungsbedarf, weil sie täglich zwei bis vier Liter Wasser pro 100 Kilo Körpermasse an die Milch abgeben. Bei schweißtreibender Arbeit oder hohen Temperaturen kann sich die Wasseraufnahme sogar verdreifachen. Zudem trinken die Pferde dann häufiger. So tranken Weidepferde in einer
Untersuchung bei 5 Grad Außentemperatur nur einmal in acht Stunden, während sie bei 35 Grad bis zu zweimal pro Stunde Wasser aufnahmen. Große Wassermengen können auch bei Durchfall über den Darm verlorengehen, was vor allem bei Fohlen zu berücksichtigen ist. Besonders hohe Wasserverluste können in Verbindung mit einem Elektrolytmangel zudem zu Bluteindickung und lebensbedrohlichen Kreislaufproblemen führen. Um das entstandene Flüssigkeitsdefizit schnellst-
möglich auszugleichen, sind häufig Infusionen mit Kochsalzlösungen erforderlich.

Klares, unbelastetes Wasser
Grundsätzlich muss Tränkwasser kontinuierlich zur Verfügung stehen. Dabei sollte es stets frisch, von mittlerer Temperatur (9 bis 12° C), hygienisch unbedenklich, geschmacksneutral und frei von gesundheitsschädlichen Substanzen sein. Um Pferden Wasser in geeigneter Qualität anbieten zu können, sollte man es möglichst aus dem öffentlichen Versorgungsnetz beziehen, das der Trinkwasserverordnung und somit regelmäßigen Qualitätsprüfungen unterliegt. Sofern zum Tränken kein Wasser in Trinkwasserqualität verwendet wird, ist eine routinemäßige Wasseranalyse mindestens einmal jährlich empfehlenswert. Absolut notwendig ist sie spätestens bei Verdacht auf Verunreinigungen.
Natürliche Wasserquellen wie der hofeigene Brunnen oder Oberflächengewässer wie Bäche können von Einflussfaktoren wie Niederschlagsmengen, Temperatur und Grundwasserspiegel, aber auch anderen Eintragsquellen beeinträchtigt werden. Durch Düngemittel können beispielsweise hohe Nitratwerte resultieren, was an vermehrtem Algenwachstum erkennbar ist. Nitrat wird im Körper zum giftigeren Nitrit umgewandelt und kann sich negativ auf Stoffwechsel und Blutbildung auswirken. Kontaminationen mit Schwermetallen wie Blei, Arsen, Quecksilber und Kadmium können durch industrielle Emissionen, alte Wasserleitungen oder Klärschlämme in Naturgewässer gelangen und zu chronischen Vergiftungserscheinungen mit Nieren- und Leberschäden führen. Dasselbe gilt für Einträge von Pestiziden über Spritzmittel in der Landwirtschaft.
Hohe Gehalte von Kalium, Magnesium, Sulfat und Eisen setzen die Schmackhaftigkeit des Tränkwassers genauso herab wie hohe Salzgehalte und können für eine zu geringe Wasseraufnahme verantwortlich sein. Sehr hohe Eisenwerte über einen längeren Zeitraum können ferner einen negativen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit (Arbeit, Laktat) haben und erhöhte
Kaliumwerte deuten auf eine Verunreinigung mit Fäkalien hin und geben dem Wasser einen fauligen Geschmack, auf den Pferde mit Aversion reagieren. Dann ist auch eine mikrobiologische Verunreinigung mit Koli-Keimen oder Salmonellen wahrscheinlich, die bei Pferden Durchfall auslösen können. Fäkalien gelangen ins Tränkwasser, wenn sich der Brunnen etwa in der Nähe einer Jauchegrube befindet oder Wildtiere das Bachwasser verkoten.
Aber auch Hygienemängel können unabhängig von der Wasserquelle an einer hohen Keimbelastung schuld sein, etwa wenn offene Tränken mit Futterresten, Speichel, Schleim oder Vogelkot verschmutzt sind oder der Keimdruck in geschlossenen Tränkebehältern bei hohen Temperaturen im Sommer steigt. Selbsttränken sollten deshalb jeden Tag gereinigt, Tränkwasser aus Bottichen täglich und aus Wassertanks alle drei Tage gewechselt werden.

Text und Foto: Birgit van Damsen

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