Flying Lead Change

Reining für alle – die Manöver

Niemand wird dieses Manöver wohl unterschätzen, obwohl es eigentlich zum alltäglichen Bewegungsrepertoire jedes gesunden Pferdes gehört – beim freien Galopp und Spiel mit den Artgenossen zeigen unsere American Quarter Horses locker-flockige Fliegende Galoppwechsel. Dieses Bewegungsmuster dann aber von der Weide und dem Auslauf ins Training zu übertragen, das ist eine echte Herausforderung für Reiter und Pferd, der sich beide nun stellen, um damit die Circles zu komplettieren.

Was genau ist ein Flying Lead Change?

Der Flying Lead Change oder Fliegende Galoppwechsel ist eine Manöver – eine Lektion – die wir in vielen reitsportlichen Disziplinen sehen: in der Reining und anderen Westerndisziplinen, aber auch in der klassischen Dressur und fast unbemerkt sogar als Teil von Springprüfungen.
Pferde können auf zwei Arten korrekt galoppieren oder lopen: Sie zeigen Rechtsgalopp und Linksgalopp. Kennzeichnend ist das gut sichtbare Vorausgreifen des jeweils rechten oder linken Beinpaars, am besten zu erkennen in der mittleren Phase des regelgerechten, dreischlägigen Galopps. Während im Gelände der Galopp beliebig gewählt werden kann, wird in einer Reitbahn normalerweise Handgalopp geritten: Rechte Hand gehend zeigt das Pferd Rechtsgalopp, auf der linken Hand geritten dagegen Linksgalopp. Der jeweils richtige Galopp ist vor allem in dem Moment wichtig, wo das Pferd nicht mehr auf einer geraden Linie bewegt wird, sondern auf einer gebogenen, also etwa in jeder Ecke oder beim Reiten auf einem Zirkel. Beim Handgalopp ist gewährleistet, dass das innere Hinterbein weit nach vorne und unter den Schwerpunkt treten kann und es dem Pferd so leichter fällt, im Gleichgewicht zu bleiben. Rechtsgalopp auf der linken Hand oder Linksgalopp auf der rechten Hand wird als Außengalopp oder Kontergalopp bezeichnet. Unabsichtlich geritten ist dies ein Fehler, als Lektion dient es der Verbesserung des Gleichgewichts und der Vorbereitung auf den Fliegenden Galoppwechsel.

Galoppwechsel und Balance

Das Pferd geht also Handgalopp, um auf gebogenen Linien besser die Balance halten zu können – ändert sich die Hand, auf der es geritten wird, so ändert sich auch die Richtung, in der es sich biegt und damit wird ein Galoppwechsel notwendig. Beim Springreiten lässt sich dies beim Richtungswechsel beobachten, bei Laufspielen auf der Weide ebenso. Wechselt der Reiter auf der Reitbahn beim Galoppieren die Hand, wird mit dem Handwechsel auch ein Galoppwechsel fällig – ein Einfacher oder ein Fliegender Wechsel. Beim Einfachen Wechsel wird aus dem Galopp in den Schritt oder Trab gewechselt und dann erneut und auf der anderen Hand angaloppiert. Reiningprüfungen sehen Fliegende Wechsel vor: Mitten in der Sprungphase des Galopps (siehe Kasten im Magazin hier) wird von rechts nach links oder umgekehrt gewechselt. Mit einem Galoppsprung sollte das Pferd komplett gewechselt haben, also nicht etwa nur vorne. Geht ein Pferd beim Galoppieren oder nach dem Wechsel Kreuzgalopp (die Vorderbeine gehen Rechts-, die Hinterbeine Linksgalopp oder umgekehrt), so ist dies nicht nur ein Fehler, sondern meist auch ein deutlicher Hinweis auf ein bestehendes Ausbildungsdefizit – das Pferd steht zu stark unter Spannung, ist körperlich und/oder psychisch nicht locker genug.
In der klassischen Dressurreiterei werden Kontergalopp und später Fliegende Wechsel in den höheren Klassen verlangt, das Pferd muss dazu also bereits weit ausgebildet sein. Auch in der Reiningprüfung setzt dieses Manöver einen hohen und vor allem gefestigten Ausbildungsstand voraus.
Im Zusammenhang mit der Balance sollte der Reiter im Training berücksichtigen, dass ein Richtungswechsel im Galopp im Regelfall einen Galoppwechsel verlangt, aber nicht jeder Galoppwechsel einen Richtungswechsel. Soll heißen: Geht es von der rechten auf die linke Hand, wechselt das Pferd vom Rechts- in den Linksgalopp, falls der Reiter nicht ausdrücklich Außengalopp verlangt. Umgekehrt ist es aber nicht notwendig, mit einem Galoppwechsel zwingend auch einen Richtungswechsel durchzuführen. Ihr Pferd kann und sollte auch auf gerader Linie wechseln (können). Manchmal fällt ihm dies (anfänglich) sogar leichter, da es besser die Balance halten kann. Möglich ist dies zum einen im Gelände, aber auch in der Reitbahn, ohne Kontakt zur Bande, also etwa auf der Mittellinie oder der Diagonalen.

So gelingt der Einstieg

Im Rahmen des Reiningtrainings spielt der Galopp von Anfang an die zentrale Rolle, nun werden die Anforderungen höher geschraubt. Welche einzelnen Schritte kann der Reiter dabei gehen? Beim Einstieg in das Training für den Flying Lead Change ist das erste Zwischenziel des Reiters, sein Pferd gezielt und beliebig rechts oder links angaloppieren zu können – oft eine erstaunlich hohe Hürde, etwa für manche Geländereiter, die bislang schlicht durch Tempoerhöhung in den Galopp gewechselt haben. Das nächste Ziel ist das saubere Angaloppieren aus dem Schritt: genau auf den Punkt, ohne in den Trab zu fallen, direkt in den korrekten Galopp.

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Text und Foto: Angelika Schmelzer