… und dann kam Eddie

Das erste eigene Fohlen ist immer etwas ganz Besonderes. Auch Pam Schuppner freute sich im Frühjahr 2021 auf den Nachwuchs ihrer AQH-Stute und unbeschwerte Sommermonate auf der Stuten-Fohlen-Weide. Doch manchmal kommt alles ganz anders. Aber lassen wir Pam selbst erzählen.

Ein Anruf aus dem Stall. Nichts an diesem warmen Maitag hatte auf eine bevorstehende Geburt hingewiesen, ich hatte meine Stute Josy noch locker bewegt und dann mit ihrer Pferdefreundin in den Garten meiner Trainerin gestellt. Als werdende Mama genießt man das eine oder andere Sonderrecht. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass mein Stutfohlen Eddie (Ruff Commander x BB San Jo Dunit) nur zwei Stunden später zur Welt kommen sollte und mein Leben komplett ändern wird.
Ganze 368 Tage hatte sich meine Hollywood Dun It-Enkelin Zeit gelassen, und trotzdem ist die wunderhübsche Dunolino-Stute leicht wie eine Feder, eigentlich nur Haut und Knochen. Nicht nur das ist anders: Meine Stute hat auch keine Milch.
Da ist einfach nichts, was die Kleine versorgen könnte. Uns ist sofort klar: Ab in die Klinik! Dort angekommen ist man zuversichtlich – auch wenn Eddie nur um die 16 Kilo wiegt. Sie wird erst einmal mit einer Flasche versorgt und nimmt die auch gut an, Mama Josy ist ebenfalls in Ordnung, die Geburt lief an sich einwandfrei. Um das fehlende Kolostrum zu kompensieren, bekommt die Kleine Plasma. Nur so ist eine gewisse Grundimmunisierung sichergestellt.
Ja, der Start ins Leben war nicht wirklich einfach, aber Eddie hat großen Lebenswillen, viel Hunger und ist sehr aufgeweckt. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir nicht, was noch auf uns zukommen würde. Dass die sorgenvollen Tage noch lange nicht vorbei sind…

Und dann kommt alles anders

Acht Tage nach Eddies Geburt dürfen wir nach Hause. Ich bin nervös, wie das außerhalb der Klinik klappen wird: Alle zwei Stunden muss Eddie ihr Fläschchen kriegen. Aber irgendwie werden wir es schon hinbekommen. Doch wir sind kaum im heimischen Stall angekommen, da passiert auch schon das Unglück.
Meine Stute tritt aus Versehen auf Eddies Bein. Ich stehe direkt daneben und habe das Knacken noch bis heute im Ohr. Ein schrecklicher Moment. Und so müssen wir nur wenige Stunden nach unserer Entlassung zurück in die Klinik. Röhrbeinbruch. Ich bin am Boden zerstört. Aber die Ärzte sind erneut optimistisch! Ihr geringes Gewicht wird sich dabei sogar als Vorteil erweisen!

Wochen zwischen Sorge und Hoffnung

Trotzdem: Die folgenden Wochen sind eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Dreimal muss Eddie operiert werden. Ihr Bruch wird mit zwei Platten fixiert. Es gibt immer wieder Rückschläge: ein hervortretendes Auge, Durchfall, totale Durchtrittigkeit, die Wunde über den Platten geht auf, ein Infekt, Fieber. Aber auch die Sorge, dass Mama sie noch einmal verletzt, ist riesig. Dennoch: Alles wird gut. Eddie entwickelt sich super, sie wächst, hüpft trotz des riesigen Verbandes in der Box rum. Sie scheint gar nicht zu merken, wie krank sie ist. Und noch ein Erfolg: Nach Tagen ohne Milch kann meine Stute Eddie doch noch säugen. Eine große Erleichterung. Überhaupt macht Josy einen Wahnsinnsjob – ist lieb und brav trotz wochenlangem Boxenknast.
Insgesamt vier Monate verbringen wir in der Klinik. Viel länger als ursprünglich geplant, aber der Bruch verheilt! Zurück im heimischen Stall beginnen wir mit dem Aufbautraining. Eddie ist extrem durchtrittig, aber es wird von Woche zu Woche besser – mit dreimal täglich Schritt auf hartem Boden. Mehr ist zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, weitere sieben Wochen lang. Unglaublich, aber die Kleine macht all das brav mit.

Und jetzt?

Heute darf Eddie sich endlich frei bewegen. Und hat schon so viele Runden geschrubbt. Nur die Narbe an ihrem Bein erinnert noch an den Bruch. Manchmal kann ich es immer noch nicht glauben. Sie ist eben was ganz Besonderes. Ein echtes Kämpferherz. Und wunderschön.
Ich freue mich so auf die Zukunft mit ihr. Und wenn sie das erste Mal auf eine Weide darf. Als Jährling. Tja, manchmal kommt es halt anders. Aber so lange es gut wird, ist alles okay…

Text: Pam Schuppner, Foto: pam_and_josy (Instagram)