Mein ganz besonderes American Quarter Horse: MEC Peppyshotwilliam

Ein (Züchter-)Traum wird wahr

„Einmal mit dem selbst gezüchteten Fohlen nach Aachen. Einmal durch das Stadion laufen. Einmal die geschmückte Halle betreten. Ich denke, das sind die Träume vieler Hobbyzüchter und so war es auch meiner“, so die Worte von Lea Mecklenborg, die mit ihren Eltern Mechthild und Oliver das erste Mal die DQHA-Hauptshow besuchte und dort ihr selbst gezüchtetes AQH-Fohlen MEC Peppyshotwilliam in der Halter-Futurity vorstellte. Aber wie fühlt man sich als Züchter, der das erste Mal auf der „Q“ showt? Lassen wir Lea erzählen.

„Meine Eltern Oliver und Mechthild Mecklenborg züchteten bereits im kleinen Rahmen American Quarter Horses, als ich noch zur Grundschule ging. Pferde, die großartig in ihrem Charakter sind, auf die man sich immer verlassen kann, Pferde, die einem lange Freude bereiten, weil sie solide auf ihren Füßen stehen. Unsere letzten Fohlen 2013 hatten gute Platzierungen auf den Fohlenschauen, aber die Idee, nach Aachen zu fahren, war nie da.
Warum auch? Das denken sich wohl vermutlich viele andere auch. Als kleiner No-Name Züchter vom Dorf hat man doch eh kaum eine Chance… Leider war dann erst einmal aus privaten Gründen Schluss mit den fröhlich tobenden Fohlen auf der Weide. 2020 entschieden wir uns dann aber doch wieder dazu, unsere Stute Peppys Tari Doc ein letztes Mal decken zu lassen. Alle bisherigen Fohlen von ihr sind absolute Lebensversicherungen und somit genau das, was wir uns als idealen Pferdepartner wünschen und auch züchten wollen.
Da ich mittlerweile die Schulbank einer tierärztlichen Hochschule drücke, durfte ich mich diesmal an der Hengstwahl beteiligen. Unsere Tari entspricht durch und durch dem Ranchhorse-Typ und unser persönliches Ziel war es, ein Fohlen zu züchten, welches ebenso großrahmig ist wie unsere Stute, dabei aber leichtfüßiger unterwegs ist und sich auch im Sport als Allrounder sehen lassen kann. Wir haben uns nach langer Suche für den Hengst Third Hot Step entschieden, da er unserer Meinung nach tolle Bewegungen und ein super Gebäude zeigt.
Planen kann man viel, was dann schlussendlich ins Stroh purzelt, ist immer eine Überraschung. Ich hatte unserer Tari mehrfach meine „Bestellwünsche“ vorgebetet: Ein gesundes Hengstfohlen, nach Möglichkeit aufgehellt, ob Palomino oder Buckskin dürfe sie gern selbst entscheiden, mit 0, 2 oder 4 weißen Füßen bitte! Als der Anruf meiner Eltern mich am 29. Mai 2021 um fünf Uhr morgens erreichte, war die Freude groß: Ein gesunder properer Hengst, vermutlich Buckskin und mit zwei weißen Füßchen hinten. Und ab da begann mein Abenteuer mit dem kleinen Willy Winzig.

Einfach mal „groß“ träumen

Klein träumen kann jeder, daher habe ich es gewagt, groß zu träumen. Willy Winzig stammt von einem Hengst ab, der in die SSA einbezahlt ist. Das heißt, wir konnten an den Futurity-Prüfungen teilnehmen. Gesagt, getan und dank meiner Eltern, die mich in meinem großen Wunsch unterstützten, fuhren wir dieses Jahr zum ersten Mal nach Aachen auf die Q21. Am Mittwochabend kamen wir dann an. Rückblickend war es eine super Entscheidung, so früh anzureisen. Willy konnte sich so die ganze Kulisse am Donnerstag noch ohne Turniertrubel und am Freitag dann mit dem ganzen Trubel anschauen und zeigte einmal mehr, was für ein toller, ruhiger Kerl er doch ist.
Alle meine Wünsche waren eigentlich schon vor der Prüfung erfüllt: Wir waren mit unserem Fohlen in Aachen. Wir sind durch die Halle gelaufen. Wir sind durch das Stadion gelaufen. Ich habe sogar ein Bild von mir und Willy im Stadion. Und das Allerbeste: Der kleine Mann hat sich vorbildlich benommen. Was konnten wir also verlieren? NICHTS! Allein durch den Ausflug nach Aachen hat
unser Fohlen so viele Eindrücke gewonnen und wird in Zukunft mit neuen Reizen einfacher umgehen können.

Große Hilfsbereitschaft für die Neulinge

Als Neuling auf die Q zu kommen war im ersten Moment ziemlich erschlagend. Die ganze Kulisse ist gigantisch und jeder hat scheinbar einen Plan von dem, was da passiert. Außer uns. Es ist faszinierend, mit wie viel Ausstattung einige Teams aufs Turnier fahren, von Vorhängen und Deko über Lichterketten, Banner und Sitzecken. Da kann man als Neuling nur staunen. Etwas eingeschüchtert von der ganzen Szenerie ist man dann da doch schon, aber das muss man absolut nicht sein! Wir haben so viele wirklich nette und hilfsbereite Menschen auf der Q getroffen und kennengelernt und auch wenn man mal nicht weiß, wie der Hase läuft, findet man immer jemanden, der es einem gerne und in Ruhe erklärt. Da kann ich nur sagen, dass ich absolut begeistert von den ganzen Teilnehmern, Helfern und Organisatoren bin.

Showtime

Samstag war es dann so weit. Unser Ziel war es, einfach mal mitzumischen und nach Möglichkeit ein Erinnerungs-Schleifchen mitzunehmen. Ich selbst war aber einfach nur glücklich mit Willys Benehmen. Man muss bedenken, dass der kleine Mann grade frisch vier Monate alt war und er noch nie so lange von seiner Mutter getrennt gewesen war. Dafür hat er sich hervorragend benommen und allein, dass wir die Prüfung gemeistert haben, hat mich schon stolz gemacht. Als wir dann unter den Top 3 waren, konnte ich das schon kaum glauben. Willy hat es auf das Foto geschafft! Wow, unser kleines Wald- und Wiesen-Fohlen auf einem Siegerfoto hinter dem Teppich. Wahnsinn. Nachdem dann nach und nach die anderen beiden Fohlen aufgerufen wurden dämmerte es mir langsam. MEC Peppyshotwilliam, mein kleiner Willy Winzig, hat gewonnen.

Nochmal ins Stadion zur Primetime

Und nun? Wir hatten die Ferienwohnung schon geräumt und wollten eigentlich nach Hause fahren, aber uns hatten so viele nette Leute darauf aufmerksam gemacht, dass wir doch am Abend noch zum Champion of Champions müssen und uns viel Erfolg und Glück gewünscht.
Einmal nach Aachen mit dem eigenen Fohlen war der Wunsch und dann hatten wir die Ehre, mit unserem Fohlen zur Primetime noch einmal in das Stadion unter Flutlicht einlaufen zu dürfen. Für mich hat es sich so angefühlt, als ob die Luft elektrisch aufgeladen wäre. Es hat förmlich geknistert und gezischt. Ich war so voller Adrenalin in dem Moment, dass mir der kalte Wind absolut nichts ausgemacht hat. Ich habe jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke.
Leider war der Tag nicht nur für uns, sondern auch für den kleinen Willy sehr lang. Wie bei kleinen Kindern kommt dann bei Fohlen ebenfalls nach „müde“ die Einstellung „doof“ und so konnte Willy einfach nicht mehr stillstehen. Wie kann man es ihm verübeln. Der
Titel Champion of the Champion ging dann nicht an Willy, sondern an das bezaubernde, elegante Stutfohlen The Graytest, aber Willy Winzig bleibt für mich dennoch der Sieger meines Herzens. Noch so jung und doch hat er mir schon so einen großen Traum erfüllt und dabei sogar alle Erwartungen übertroffen. Das Experiment Q ist demnach geglückt und ich denke, dass wir als No-Name Züchter wiederkommen werden. Vorerst mit Willy, irgendwann dann hoffentlich mit Nachzuchten von ihm. Sofern er sich bis dahin weiterhin so vorbildlich benimmt.“

Das Gespräch führte Sandra Visnjic (Pressestelle DQHA NRW), Foto: Luxcompany