Arthrose behandeln

Bewegung & passende Therapie

Chronische Gelenkerkrankungen wie Arthrose verursachen bei nasskalter Witterung meist häufiger Probleme als bei warmen Temperaturen. Nicht selten kommt es auch zu akuten Arthroseschüben mit starken Gelenkschmerzen, die das Pferd in seiner Beweglichkeit und Lebensqualität beeinträchtigen. Wie wir unsere Vierbeiner trotzdem gut durch die kalten Monate bringen, verrät Tierärztin und Pferdespezialistin Tina Wassing.

Arthrosepatienten spüren den Winter häufig in den Gelenken, das gilt für unsere Pferde genauso wie für uns Zweibeiner. Zwar sind die Ursachen für den zunehmenden Arthroseschmerz im Winter noch nicht vollständig geklärt, allerdings scheinen an der Problematik mehrere Faktoren beteiligt zu sein. Das größte Problem ist aber wohl, dass die meisten Pferde im Winter deutlich mehr stehen als im Sommer. „Auf der Weide bewegt sich das Pferd beim Fressen kontinuierlich vorwärts, das entspannt die Muskulatur und sorgt für eine bessere Bewegung der Gelenke“, sagt Tierärztin Tina Wassing aus Ahaus. „Diese Bewegung stagniert im Winter, da kaum ein Auslauf die Pferde zu kontinuierlicher Bewegung motiviert. Beginnt sich das Pferd dann zu bewegen, ist die Muskulatur verspannt, die Gelenke sind schlechter durchblutet und somit werden die Gelenkknorpel schlechter versorgt. In der Summe zeigt sich das dann in einem steiferen Gang.“

Bewegung auch im Winter ein Muss

Als Halter können wir zur Gesundheit und damit zur Lebensqualität eines Arthrosepferdes zum Glück einiges beitragen. Das ist grundsätzlich wichtig, um den Verlauf der fortschreitenden Erkrankung möglichst zu verlangsamen. „Speziell im Winter gibt es aber noch mehr zu beachten, um einen akuten Arthroseschub möglichst zu verhindern oder schnell wieder abklingen zu lassen“, sagt Wassing. Hierzu gehört vor allem regelmäßige Bewegung, denn der Gelenkknorpel wird durch die Gelenkflüssigkeit mit Nährstoffen versorgt, die bei Be- und Entlastung des Gelenks von dem Knorpel wie ein Schwamm aufgenommen und abgegeben wird. „Arthrosepferde brauchen deswegen und um die Muskulatur zu erhalten oder wiederaufzubauen kontinuierliche Bewegungsmöglichkeit – sei es auf der Weide, einer Auslauffläche oder im Bewegungstrail. Und solange es der Zustand zulässt, auch unter dem Sattel und durch Bodenarbeit“, empfiehlt Wassing. Um die Anlaufschwierigkeiten zu reduzieren, können auch wärmende Gamaschen oder Decken mit Keramikfasern helfen, so die Tierärztin.

Den Gelenken Gutes tun

Neben Auslaufmöglichkeiten sollten dem Pferd aber auch einladende Ruheplätze zur Entlastung der Beine zur Verfügung stehen. Gerade in Gruppenhaltung spielt dabei auch eine optimierte Herdenkonstellation eine große Rolle, „denn viele alten Tiere mögen sich als Rangniedrige nicht mehr zum Ruhen hinlegen, da sie aufgrund der Arthrosen Probleme beim Aufstehen haben“, so die Pferdeexpertin.
Auch die Hufbearbeitung sollte zu einer weiteren Entlastung der Gelenke beitragen und zudem Übergewicht vermieden werden, da es den Bewegungsapparat zusätzlich belastet. „Achten Sie aber unbedingt auch auf eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Zusatzfuttermittel mit Chondroitin, Glucosaminen, Hyaluronsäure oder Kollagen können die Gelenkfunktion zusätzlich unterstützen und zum Knorpelschutz beitragen“, sagt Wassing, die auch mit entzündungshemmend wirkenden Phytotherapeutika wie Teufelskralle, Ingwer, Weidenrinde und Brennnessel immer wieder gute Erfahrungen macht. „Zudem haben sich biologische Tierarzneimittel mit Arnika, Beinwell oder Schwefel seit Langem in meiner Praxis zur Arthrose-Therapie bewährt. Die kombinierten Inhaltsstoffe verfügen über entzündungshemmende, schmerzstillende sowie knorpelschützende Eigenschaften und da diese natürlichen Arzneimittel sehr gut verträglich sind, können sie auch langfristig zur dauerhaften Unterstützung eingesetzt werden.“ Da aber nicht alle Stoffe allen Pferden gleich gut helfen, lohnt es sich im Zweifel, auch einmal etwas anderes auszuprobieren. Dies geschieht am besten in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt, empfiehlt die Pferdeexpertin.

Akuter Arthroseschub – was nun?

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kommt es bei den meisten Arthrosepatienten aber leider immer mal wieder zu akuten Entzündungsschüben, nicht selten im Winter. Ein solcher Arthroseschub ist durch eine Entzündung im Gelenk gekennzeichnet, die sich durch die klassischen Entzündungszeichen Wärme, Schwellung, Schmerzhaftigkeit und Lahmheit bemerkbar macht. Sollte das Pferd eine deutliche Lahmheit zeigen, rät Wassing dazu, unbedingt den Tierarzt hinzuzuziehen, der Schmerz- und Entzündungshemmer verabreichen kann – als orale Gabe, aber auch als Injektion, ggf. sogar intraartikulär. „Unterstützend können außerdem homöopathische Mittel wie Arnica oder auch biologische Tierarzneimittel zur Modulation der Entzündung gegeben werden“, rät Wassing. „Aufgrund ihrer schmerzlindernden, entzündungshemmenden und abschwellenden Inhaltsstoffe sind diese sehr gut geeignet und werden klassisch zur Behandlung akuter Entzündungen eingesetzt.“

Text: Lisa Wölfel, Foto: Heel/Vetepedia