Reiten, reiten, reiten…

So gelingt der (Wieder-) Einstieg ins Training

Nix wie rauf aufs Pferd und ab ins Gelände? Whoa! Keine gute Idee, wenn das Pferd eine längere Zwangspause hinter sich hat. Ein paar Tage erzwungene Ruhe ändern am Trainingszustand nichts, anders sieht es aber aus, wenn unser American Quarter Horse über einige Wochen nur wenig bewegt wurde und dabei vielleicht nicht unter dem Sattel trainiert werden konnte. Longieren, Weidegang, Führanlage oder Laufband – alles ganz prima, um etwaigen Bewegungsdefiziten entgegenzuwirken, aber sollte so das Programm ausgesehen haben, steht vor dem ersten „richtigen“ Ritt eine Phase des Auftrainierens. Und für alle Pferde gilt: Bevor es jetzt wieder losgehen kann, ist Zeit für eine kurze Bestandsaufnahme. 

Zeigt her eure Hufe – konnte der Beschlag, die Hufpflege vorgenommen werden wie vereinbart oder ist der Termin wie so vieles andere den Einschränkungen zum Opfer gefallen? Dann sollte das Pferd zunächst wieder auf gesunde, belastbare Füße gestellt werden, bevor es so richtig in die Vollen geht. Und wenn wir schon das untere Ende unserer American Quarter Horses unter die Lupe nehmen, schauen wir auch gleich nach, ob sich etwa Strahlfäule oder Mauke eingenistet haben – nicht auszuschließen, denn vielleicht konnten in den letzten Wochen auch die üblichen Pflegemaßnahmen am und ums Pferd nicht so umfassend wie gewohnt durchgeführt werden. 

Fit oder fett? Wie lange musste das Pferd aus dem regulären Training genommen werden, und wie intensiv konnte es in dieser Zeit trotzdem bewegt werden, wenn überhaupt? Ein kritischer Blick und ein verstohlenes Kneifen an den Problemzonen offenbart, ob die mühsam antrainierte Muskulatur in der letzten Zeit doch vielleicht ein paar Fettpölsterchen gewichen ist. Rascher Wiedereinstieg ins Trainingsprogramm oder erst ein wenig Arbeit an der Kondition? Im Zweifelsfall lohnt es sich, ein paar Tage in sachkundiges Longieren und ruhige Einheiten unter dem Sattel zu investieren und erst einmal zu checken, wo man denn steht.  

Denn: Auch der Reiter hat vielleicht ein wenig Reitkondition eingebüßt… 

Sitzt, passt, wackelt und hat Platz

Sollte die Trainingspause länger ausgefallen sein, ist auch der Sitz von Sattel und Co kritisch zu überprüfen.  

Bemuskelung und Fettauflage können sich innerhalb von wenigen Wochen so verändern, dass der Sattel nicht mehr perfekt sitzt und dafür eine Lösung gefunden werden muss, bevor das Training beginnen kann. Sollte das Pferd erst kurz vor der erzwungenen Pause bezüglich seiner Zäumung umgestellt worden sein, wird diese zwar noch passen, die Grundlage aber konnte noch nicht stabilisiert werden – am besten geht der Reiter zunächst einen Schritt zurück und arbeitet sein Pferd einige Male in der alten, gewohnten Zäumung, bevor das „Upgrade“ eine zweite Chance bekommt. 

Futter für die Fitness

Solange unsere American Quarter Horses keine Leistung erbringen mussten, wurden sie – hoffentlich –entsprechend ihres Erhaltungsbedarfs gefüttert. Mit dem Neustart ins Training wird auch die Tagesration angepasst. Der sich aus einer Arbeitsleistung ergebende Mehrbedarf sollte unbedingt auch über ein ausreichendes Raufutterangebot gedeckt werden, wobei sich Heusparsysteme zunehmend durchsetzen. Sie sorgen auch bei hohem Futterbedarf dafür, dass Heu und Co langsam und über den ganzen Tag verteilt aufgenommen werden können, was nicht nur den arttypischen Bedürfnissen der Pferde entspricht, sondern auch eine bessere Ausnutzung des Futters ermöglicht und unförmigen „Heubäuche“ entgegenwirkt. 

In der Phase des Auftrainierens spielt die Versorgung mit essentiellen Aminosäuren eine große Rolle, die nun als Baustoffe für die Muskulatur benötigt werden. Hochwertige Eiweißlieferanten sind entsprechend konzipierte Mischfutter (gerne auf Haferbasis, da Hafer ein wertvoller Aminosäurelieferant ist), es können aber auch spezielle Zusatzfuttermittel der gewohnten Ration zugeführt werden. Ist die Entwicklung der Muskulatur optisch scheinbar abgeschlossen, endet damit aber nicht der Bedarf des Pferdes an hochwertigen Aminosäuren. Unter der Belastung kommt es ständig unbemerkt zu Mikroverletzungen, die repariert werden müssen, und auch dafür stellt der gut versorgte Organismus alle benötigten Baustoffe bereit. Für den Pferdehalter heißt es nach dem Auftraining also, nun die Versorgung mit essentiellen Aminosäuren zwar herunterzufahren, aber nicht einzustellen! 

Muskelbildung, Training und Fütterung stehen in einem sehr engen Zusammenhang. Zwar haben insbesondere die essentiellen Aminosäuren eine Schlüsselrolle, doch ist mit der Gabe eines entsprechenden Produkts nur eine von vielen Voraussetzungen für die Leistungserbringung gewährleistet. Je größer die Anforderungen, desto gravierender wirken sich Mängel in der Versorgung mit Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen aus – hier muss der Reiter sein American Quarter Horse umfassend und auf den Punkt versorgen. Und dann heißt es: Bewegen, bewegen, bewegen! Alle Fütterungsmaßnahmen verpuffen, wenn sie nicht durch angemessenes Training in entsprechende Körperstrukturen und -funktionen umgesetzt und eingesetzt werden. 

Gute Futteröle leisten gerade im (Auf-)Training hervorragende Dienste: Sie stellen rasch verfügbare Energie für die Leistung bereit und punkten darüber hinaus auch häufig mit weiteren positiven Wirkungen: Je nach Zusammensetzung sind hochwertige Öle geeignet, Entzündungen einzudämmen und die schädlichen Wirkungen von Sauerstoffradikalen aufzufangen. Wer einen Teil des Energiebedarfs seines Sportpferdes über Futteröle deckt, entlastet damit den Stoffwechsel ungemein und setzt so möglicherweise sogar weitere Entwicklungspotentiale frei. Inzwischen wissen wir durch entsprechende Forschungen, dass die lange verbreitete Praxis, gerade Sportpferde mit stark zucker- bzw. stärkehaltigen Kraftfuttern zu versorgen, im Endeffekt keine Leistungssteigerung erbrachte – im Gegenteil! Das Verdauungssystem des Pferdes ist nicht darauf ausgelegt, solche Mengen leicht verdaulicher Kohlenhydrate zu verarbeiten. Heute setzt man in Mischfuttermitteln vermehrt auf leicht verdauliche Fasern und moderate Ölfütterung, um auch und gerade Sportpferde leistungsgerecht zu Fütterung, ohne dabei ihr Verdauungssystem zu überlasten. 

Nur bei sehr hohen Temperaturen und/oder Ausdauerleistungen ist die zusätzliche Zufuhr von Elektrolyten kurzfristig notwendig. Wer entsprechende Produkte sicherheitshalber im Stallspind hat, ist gut gerüstet. Am besten unmittelbar vor der zu erwartenden Hochleistung einen Eimer Wasser in die Sonne stellen und die Elektrolytmischung bereitstellen, dann kann das Pferd rasch gut versorgt werden. Erhitzten, angestrengten Pferden unbedingt immer handwarmes, nie kaltes Wasser reichen! Und wenn wir schon beim Thema Vorsorge sind: Auch einige Portionen Mash sollten immer in der Futterkammer bereitliegen, für unerwartete Erkrankungen und ungeplante Anstrengungen. 

Langsam anfangen

Hochmotiviert oder im Winterschlaf – manche Pferde sind nach Ruhepausen tiefenentspannt, andere scharren förmlich mit den Hufen und können es kaum abwarten. Wie bekommt man die einen aus dem Tiefschlaf, die anderen ein wenig heruntergefahren? Das gelingt am besten, indem man einfach etwas völlig Neues macht! Gönnen Sie sich und dem besten Pferd der Welt – Ihrem Pferd – beim Neustart einen echten Neu-Anfang. Das ist jetzt besonders einfach und zudem zweckmäßig. Die Schlafmütze wird überrascht feststellen, dass die neue Herausforderung total interessant und spannend ist und wird begeistert mitmachen, der heiße Ofen ist abgelenkt und muss sich konzentrieren, um der Sache gewachsen zu sein. Erlaubt ist alles, was Spaß macht und gefahrlos durchgeführt werden kann. Blättern Sie doch mal in den älteren Ausgaben Ihres Quarter Horse Journals – da gibt es viele heiße Tipps und coole Ideen. Wie wäre es beispielsweise mit anspruchsvoller Stangenarbeit? 

Langsam anfangen

Aber es geht auch ganz einfach:  

Gönnen Sie sich und Ihrem Pferd doch zum Einstieg einen geruhsamen Spaziergang! Ohne sich auf die Anforderungen des regulären Trainings konzentrieren zu müssen macht sich Ihr Pferd stressfrei wieder mit den alltäglichen Reizen des Geländes vertraut, die es jetzt vielleicht für einige Zeit entbehren musste.  

Und dann geht es richtig los! 

Neu sortieren, achtsam ins Training einsteigen und dann das nächste Ziel anvisieren: Wo soll es diesen Sommer noch hingehen? Vielleicht finden ja demnächst wieder Shows, Wanderritte, Clinics statt? Ihr Pferd – jedes Pferd – muss angemessen fit sein, um seine individuellen Herausforderungen meistern zu können.  

Lassen Sie Ihren Wiedereinstieg von folgenden Grundsätzen leiten: 

• Geübt wird vor allem in dem Bereich mit den größten Defiziten. 

• Gleichen Sie grundsätzlich eigene Wünsche und Erwartungen mit dem aktuellen Stand Ihres Pferdes und seinem Entwicklungspotential ab. 

• Drehen Sie pro Trainingseinheit immer nur an einem Rädchen, legen Sie den Fokus auf einen Bereich, arbeiten Sie konsequent Defizite auf, bevor Sie an den Feinschliff auch nur denken. 

• Rasche Trainingserfolge sind besonders anfällig für ebenso prompte Rückschläge. Langsam kommen Sie tatsächlich schneller und nachhaltiger ans Ziel! 

• Achten Sie auf einen gesunden Mix und auf Regelmäßigkeit in Ihren Trainingsinhalten: Trainieren Sie etwa fünfmal wöchentlich, gehen Sie regelmäßig auch ins Gelände und bauen Sie einmal pro Woche Bodenarbeit ein. 

• Denken Sie an die konsequente Dreiteilung Ihrer Trainingseinheit: Aufwärmphase (auch Dehnungsphase), Leistungsphase, Entspannungsphase (auch Abwärmphase). Vor allem die Aufwärmphase wird häufig vernachlässigt. 

• Sie sind ein Team! Wenn Ihr Pferd fit werden soll, braucht es einen starken Partner. Ausdauersport, Gymnastik und ein zuträgliches Gewicht sind Pflicht für jeden Reiter! 

Der Sommer kann kommen!

Sobald es warm wird, sind die Bedingungen günstig und Heerscharen von Bremsen, Steckmücken, Fliegen und Kriebelmücken machen unseren American Quarter Horses und uns das Leben schwer.  

Ob auf der Weide oder im Sattel, beim Ausritt oder bei der Pflege, viele Insekten sind mehr als nur lästig – wer unterwegs von einer Bremse in der Größe eines wohlgenährten Yorkshire-Terriers angegriffen wird, kann selbst mit dem coolsten Pferd Probleme bekommen. Das charakteristische Brummen versetzt so manchen Vierbeiner in Panik, und wer selbst schon einmal von einer Bremse gebissen wurde, kann das gut verstehen. Was tun gegen die fliegenden Nervensägen?  

Am einfachsten und effektivsten ist tatsächlich die rein mechanische Abwehr: Fliegendecken vom Typ „Ekzemerdecke“ umhüllen das Pferd großflächig und bieten wirksamen Schutz.  

Wer für seinen Bay oder Black dann noch eine helle oder gar glänzendreflektierende Decke wählt, punktet doppelt, denn das so abgeschirmte Pferd wird sich in der Sommerglut auch deutlich weniger aufheizen. Dazu noch eine gut sitzende Maske, die Augen und Ohren umhüllt und vielleicht sogar die Nüsternpartie abdeckt und schon ist ungestörter Weidegang wieder möglich.  

Auch für das Training unter dem Sattel sind entsprechende Fliegendecken inzwischen verfügbar. Beim Longieren können übrigens gut sitzende Decken gerne auf dem Pferd bleiben, falls die Situation es erforderlich macht.  

Die meisten Fliegenmasken bieten ausreichend Sicht, sodass sie außer etwa beim Stangentraining oder bei Trailübungen ebenfalls auch während der Arbeit auf dem Kopf verbleiben dürfen. Ergänzt wird die rein mechanische Abwehr durch Repellents – Mittel, die Insekten abschrecken, aber nicht töten. Hier hält der Handel eine reiche Auswahl an Sprays, Lotionen, Roll-ons und anderen Produkten bereit. 

Text: Angelika Schmelzer, Foto: C. Slawik