Arthrose Maßgeschneiderte Fütterung

Gut ernährt, gut geschmiert – gut in Schuss!

Athletisch, fit und leistungsbereit sollen Westernpferde auftreten und das über Jahrzehnte – und dafür tun ihre Freunde und Fans so einiges! Ein ganz wichtiges Thema: die Gesundheit der Gelenke. Viel kann vor allem in Sachen Fütterung getan werden, um die Gelenkgesundheit zu stützen und Arthrose vorzubeugen oder abzumildern.

Die Arthroseprophylaxe hat bei allen Pferden einen besonderen Stellenwert, da einmal eingetretene arthrotische Gelenkveränderungen ab einem gewissen Grad der Schädigung nicht mehr völlig ausgeheilt werden können – es gilt also, Arthrose möglichst zu verhindern oder das Eintreten altersbedingter degenerativer Gelenkveränderungen zumindest hinauszuzögern. Reiter und Züchter haben dies oft selbst in der Hand, indem sie
• entsprechende züchterische Maßnahmen ergreifen und den Einsatz von Arthrosepatienten (außer bei traumatisch bedingter Arthrose) in der Zucht kritisch betrachten,
• bereits ab dem Fohlenalter dafür sorgen, dass ihre Pferde nicht übergewichtig werden,
• für regelmäßige freie Bewegung ohne Reiterlast sorgen,
• über das ganze Pferdeleben hinweg die Zufuhr gelenksrelevanter Nähr- und Wirkstoffe sichern und
• Überlastungen vermeiden.
Neben Traumata (Verletzungen z. B. das Gelenk betreffend oder in Gelenksnähe), Fehlstellungen und angeborene Schwächen von Gelenkstrukturen sind nämlich Übergewicht, Bewegungsmangel und Überlastung die größten Feinde der Gelenkgesundheit.
Bei der Vorbeugung ebenso wie bei der Behandlung von Arthrosepatienten ist die maßgeschneiderte Fütterung ein wichtiger Baustein – sie trägt zum Abbau von Übergewicht bei oder verhilft dem Pferd zur gesunden Traumfigur, sie liefert dem Körper alles, was er an Nähr- und Wirkstoffen für die Gelenkstrukturen braucht und sie unterstützt die therapeutischen Anstrengungen durch geeignete Zusatzfuttermittel.

Auf dem Weg zur Traumfigur

Übergewicht führt automatisch zur Überlastung der Gelenke des Trageapparats, die mit verfrühten Abnutzungserscheinungen auf die ständige passive Last reagieren. Eine ähnliche Wirkung haben beim jungen Pferd auch übermäßig entwickelte, nicht altersgemäße Muskelberge. Eine bedarfsgerechte, aber verhaltene Fütterung, immer in Kombination mit ausreichend Bewegung, ist deshalb ein wichtiger Schlüssel zur dauerhaften Gelenkgesundheit. Dabei wird der Pferdehalter durch Heusparsysteme unterstützt, die dafür sorgen, dass die zugeteilte Heuration über den ganzen Tag in kleinen Portionen vertilgt wird. Das sorgt für eine physiologische Raufutteraufnahme, tut also der Psyche und dem Magen gut und hilft dabei, die Futteraufnahme auf ein zuträgliches Maß zu begrenzen.
Zusätzlich zur Raufutterration benötigt die Mehrzahl aller Pferde ein ausgewogenes Mineral-Vitamingemisch. Wird der Bedarf insbesondere an Energie und Proteinen von der Heuration nicht gedeckt, wird außerdem Kraftfutter gereicht – am besten auf Grundlage einer Rationsberechnung, damit nicht mehr im Trog landet als nötig. Gerne greifen Pferdehalter auf Produkte mit reduziertem Kohlenhydratgehalt zurück, um ihre Pferde mit ausreichend Eiweiß zu versorgen, ohne die Energiezufuhr gleichzeitig über den Bedarf hinaus zu erhöhen.

Gelenke gesundfüttern?

Gelenke sind komplexe Strukturen, bei denen anatomisch und funktionell mehrere Elemente zusammenwirken: Knochen, Knorpel, Gelenksflüssigkeit, Gelenkkapsel und Bänder sowie die um das Gelenk herum ansetzenden oder tätigen Muskeln und Sehnen. Diese Strukturen müssen aufgebaut, ernährt und repariert werden, es werden also ständig „Baustoffe“ und „Betriebsstoffe“ benötigt, die über die Fütterung in den Organismus gelangen und dann verteilt werden. Dabei ist das Blut das wichtigste Transportmedium, das allerdings rund um die Gelenke an seine Grenzen stößt: Viele Strukturen sind nur gering oder überhaupt nicht durchblutet und müssen auf anderen Wegen versorgt werden. Hier spielt die Bewegung des Pferdes eine entscheidende Rolle: So werden etwa benötigte Stoffe über die Gelenksflüssigkeit in den Knorpel, dem Blutgefäße völlig fehlen, durch die Bewegung einmassiert. Die Versorgung des Gelenkes mit Nähr- und Wirkstoffen muss deshalb immer im Kontext gesehen werden – es reicht nicht aus, alles über die Fütterung bereitzustellen, es muss parallel dazu ständig für ausreichend Bewegung gesorgt werden, täglich über viele Stunden, aber mit niedriger Intensität.
Es gibt nicht den einen wundersamen Stoff, der für gesunde Gelenke sorgt, vielmehr ist die ständig gesicherte Grundversorgung mit allen benötigten Bestandteilen der Ernährung inklusive aller Spurenelemente der Schlüssel. Knochen und Knorpel sind kein totes Gewebe, sondern passen sich immer wieder neu an, können sich regenerieren und in einem gewissen Umfang selbst reparieren. Es ist also sinnvoll, auch bei bereits eingetretenen Gelenksschäden im Sinne einer Arthrose alles bereitzustellen, was die Gelenke bei der Selbstheilung und Kompensation unterstützt.

Natürlich mehr Lebensfreude, Beweglichkeit, Belastbarkeit

Nach besonderen Belastungen, aber auch bei bereits eingetretenen Schäden an Gelenken kann über die Fütterung effektiv geholfen werden – immer in Absprache mit dem Tierarzt und als Teil eines Rundumpakets aus begleitenden Maßnahmen. Seit Jahren bewährt haben sich Glucosaminsulfatpräparate, die in Gelenkflüssigkeit und Knorpel regenerativ und entzündungshemmend wirken. Vermehrt in den Fokus rücken Pflanzenwirkstoffe: Heilkräuter mit hochwirksamen Inhaltsstoffen wirken vermutlich deshalb oft so besonders nachhaltig und umfassend, da ihre Einzelbestandteile einander unterstützen und ergänzen. Ingwer und Teufelskralle sind wohl die klassischen pflanzlichen Helfer bei Arthrose, auch die Weidenrinde wird gerne in akuten Phasen unterstützend eingesetzt und inzwischen rückt die Hagebutte mit ihrer antioxidativen Wirkung immer mehr in den Vordergrund. Ein weiterer natürlicher Baustein können spezielle Öle mit einem hohen Gehalt an dreifach ungesättigten Fettsäuren sein, die eine entzündungshemmende Wirkung entfalten. Leinöl wird in der Pferdefütterung besonders häufig eingesetzt, doch auch andere Öle werden speziell für den Einsatz beim Arthrosepatienten empfohlen, etwa Nachtkerzenöl oder Traubenkernöl. Achtung: Öle sind natürlich auch Energielieferanten und müssen bei der Rationsoptimierung entsprechend berücksichtigt werden.
Artgerechte Haltung, sachkundiges Training und bedarfsgerechte Fütterung, am besten ein Leben lang – das beugt auch Arthrose effektiv vor. Ist der Schaden bereits eingetreten, kann durch ein Maßnahmenpaket wirksam gegengesteuert werden. Der Fütterung kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da sie alles bereitstellt, was den Körper bei der Selbstheilung unterstützt.

Text: Angelika Schmelzer, Foto: Adrian Bozai