Raus aus der Winterpause

So wird der Vierbeiner wieder fit!

Wenn man nach einer längeren Pause wieder mit seinem Pferd loslegt ist es sehr wichtig, nicht gleich mit voller Power und auf Vollgas zu starten. Schließlich haben auch die Pferde einen langen Winter hinter sich und sind dementsprechend noch im „Ruhemodus“, was wirklich sportliche Leistung angeht.
Weniger Bewegung im Winter oder gar Stehzeiten, die durchaus mal witterungsbedingt vorkommen können, machen unsere Vierbeiner steifer, unbeweglicher und die Muskulatur baut sich ab. Deshalb wird nun langsam und gezielt die Beweglichkeit wieder hergestellt und am Muskelaufbau gearbeitet!
Da das Pferd nicht als Lastenträger geboren wurde, kann nur durch gezieltes Muskeltraining in Verbindung mit gutem Reiten späteren Schäden vorgebeugt werden.

Equipment checken

Zuerst wird nach längerer Trainingspause geschaut, ob der Sattel immer noch so optimal liegt wie vor der Winterpause! Bei muskulären Defiziten, die durch das kommende Training wieder ausgeglichen werden, kann schon ein Correction Pad die Zeit überbrücken, bis das Pferd wieder im Sollzustand ist und sein ursprüngliches Muskelkorsett erneut antrainiert hat. Danach kommt wieder das „normale“ Pad zum Einsatz bzw. die Einlagen des Correction Pads werden entsprechend herausgenommen. Eventuell bietet es sich zudem an, für die ersten gymnastizierenden Übungen wieder zum Snaffle Bit oder Side Pull zurückzukehren, um das Pferd mit direkten Zügelhilfen zu unterstützen.

Ins Laufen kommen

Bevor wir aber satteln, legen wir erst einmal am Boden los. Je nach Trainingsstand des Pferdes reicht es am Anfang, wenn Du nur jeden zweiten Tag mit ihm am Muskelaufbau arbeitest. Wichtig dabei: nicht gleich übertreiben, sondern die „Dosis“ langsam steigern. Es soll ja auch Spaß machen.
Ich persönlich bin ein Fan von langen, zügigen Spaziergängen (ohne Tempowechsel), um dem Pferd die Arbeit wieder schmackhaft zu machen. Viele Pferde „tauen“ draußen in der Natur besser auf als in einer Halle. Und flottes Bergauf und Bergab tut nicht nur der Kondition und den Muskeln des vierbeinigen Begleiters gut.

Longieren und Arbeit am Boden

Gezieltes Longieren (Anmerkung der Redaktion: hierzu siehe auch ausführliche Beiträge im QHJ 1 und 2/2021 sowie im vorliegenden Heft) mit kleineren und größeren Volten, Achten am Seil und langsamen Richtungswechseln machen das Pferd wieder warm in den Gelenken und überfordern es nicht. Zudem schulen diese Übungen die Aufmerksamkeit und das Pferd lernt, (wieder) zuzuhören.
Wenn man nach einiger Zeit merkt, dass das Pferd wieder flüssiger und geschmeidiger in seinen Bewegungen wird und sich die Kondition steigert, kann man vom Boden aus gezielt die einzelnen Körperteile trainieren! Korrektes Übertreten bei der Vor- und Hinterhandkontrolle, aktives Rückwärts und Seitwärts am Seil und flotte Wechsel an der Longe trainieren optimal die einzelnen Muskelpartien, die es braucht, um den Reiter durch die kommenden Monate zu tragen!

Ab in den Sattel!

Sobald wir merken, dass unser Pferd aus dem Winterschlaf erwacht und wieder fit ist, geht es mit diesen Übungen unterm Sattel weiter.
Wichtig bei noch eher frischen Temperaturen: ein lange Schrittphase. Erst wenn das Pferd sich 15 bis 25 Minuten im Schritt warmlaufen konnte, wird es durch Kruppeherein, Schulterherein und Sidepass gelockert, und dann erst geht’s in die nächsthöhere Gangart!
Wichtig nach der Winterpause ist es, das Pferd nun nicht zu überfordern! Deshalb bringt es zurzeit auch noch nichts, nach dem herkömmlichen Trainingsplan vorzugehen. Vielmehr sollte dem Vierbeiner Zeit gegeben werden und erst, wenn wir das Gefühl haben, dass unser Pferd zufrieden und gelassen läuft, geht es einen Schritt weiter in Sachen Anspruch und Schwierigkeitsgrad. Natürlich kann man einen lockeren Trainingsplan im Kopf behalten, aber eines sollte man immer vor Augen haben: das richtige Maß und dass es beiden – Pferd und Reiter – Freude macht, sich auf die kommende Saison vorzubereiten.

Text: Julia Zellner, JZ-Freizeitberitt, Foto: Katharina Paulik