Die letzten Wochen vor der Fohlengeburt

Bald ist es soweit

Endspurt – für viele Zuchtstuten und natürlich auch Züchter sind die kalten Winterwochen die Zeit des Wartens auf den lang ersehnten Pferdenachwuchs. Bald ist es soweit, der Frühling zieht ein und mit ihm beginnt die Zeit des Abfohlens. Zeit, für den einen oder anderen Check-up bei der werdenden Mutter.

Viele Stuten fallen aufgrund der Kälte und der sinkenden Nährstoffe im Heu in den letzten Winterwochen deutlich ab. Nun sollte der Züchter beachten, dass nicht nur das Fohlen im letzten Drittel der Trächtigkeit mehr Energie für den letzten Wachstumsschub und die gesunde Entwicklung im Mutterleib benötigt, sondern auch die Stute, um sich selbst warm zu halten. Dies insbesondere, da tragende Stuten sich nicht mehr so viel bewegen und folglich auch nicht – wie bei Pferden eigentlich typisch – durch Bewegung warm halten. Eine wohl genährte, gesunde Stute nimmt während der Trächtigkeit zirka zehn bis zwölf Prozent ihres Körpergewichtes zu. Für eine Stute mit 500 kg Ausgangsgewicht bedeutet das, dass sie immerhin 50 bis 60 kg zulegt. Die Haupt-Gewichtszunahme – ungefähr 2/3 – sollte jedoch erst in den letzten drei Monaten vor dem errechneten Geburtstermin stattfinden.
Generell wird eine gut genährte Stute mehr Milch haben und auch für die folgende Saison besser aufnehmen als eine Stute, die abgemagert aus dem Winter kommt. Sie darf über moderate Fettreserven, fühlbar an Rippen, Hals und Schultern, verfügen.
Macht die Stute einen eher knochigen, eingefallenen Eindruck, wird es Zeit, die Ration entsprechend aufzuwerten.

Impfen & Entwurmen

Nicht nur der Ernährungszustand der Zuchtstute spielt im Verlauf der Trächtigkeit eine entscheidende Rolle, sondern auch die Gesundheitsvorsorge. Während man früher standardmäßig entwurmte, raten heute die meisten Tierärzte zu einer fallweisen Entwurmung nach einer Kotuntersuchung. Nur wenn die Laboruntersuchung einen entsprechenden Parasitenbefall belegt, sollte entwurmt werden, und dann mit für tragende Stuten geeigneten, vom Tierarzt verordneten Mitteln bzw. Wirkstoffen. Vier bis sechs Wochen vor der Geburt sollte zudem der Impfstatus der Stute kontrolliert und gegebenenfalls nachgeimpft werden, schließlich wird dadurch nicht nur die Stute geschützt, sondern auch das Fohlen erhält entsprechende Antikörper über die Aufnahme des Kolostrums.

Ab in den Zuchtstall

Ob die Stute im eigenen Stall abfohlt oder in einem Zuchtstall, spätestens vier bis sechs Wochen vor der Geburt sollte sie ihr neues Quartier, sprich die geräumige Abfohlbox beziehen, damit sie sich an das neue Keimmilieu gewöhnen kann. Anfangs kann die Box noch mit Spänen eingestreut sein, aber kurz vor dem Geburtstermin sollte auf Stroh gewechselt werden, da Späne-Einstreu am nassen Fohlenfell, Nüstern und Augen kleben bleibt.

Alles parat?

Alte Hasen wissen das alles, aber bei Neuzüchtern macht sich Tage vor dem errechneten Termin doch eine gewisse Unruhe breit. Deshalb rechtzeitig auch die Checkliste für die Geburt „abarbeiten“: Die Notrufnummer des Haustierarztes sollte im Handy einprogrammiert sein. Notizpapier und Stift werden in die „Geburtskiste“ gelegt, um die Geburt zu dokumentieren, und im Notfall wichtige Infos für den Tierarzt parat zu haben (wann setzten die Wehen ein, Wehenabstand, Verhalten der Stute etc.).
Ebenfalls in die Kiste gehören eine Bandage für den Schweif der Stute, ein sauberer Eimer und desinfizierende Seife. Alte Hasen schwören auf ein Gläschen Jod, um dort den Nabelstumpf einzutauchen. Eine Jodsalbe leistet den gleichen Dienst. Eine Notfallpackung Fohlen-Erstmilch gehört ebenfalls zur Grundausstattung. Saubere Handtücher, falls das Fohlen in Sachen Kreislauf unterstützt und trocken gerubbelt werden muss, kommen ebenfalls in die Kiste und für alle Fälle eine saubere Abschwitzdecke für die werdende Mutter. So gerüstet heißt es nun warten auf den ersehnten Tag, bis der ersehnte Pferdenachwuchs endlich auf wackeligen Beinchen im Stroh steht.

Text: Friederike Fritz, Foto: Ilse Sidon