Schreckgespenst Kolik

Gefahr erkannt, Gefahr (meist) gebannt

Kolik – ein kleines Wort, das informierten Pferdebesitzern schon mal Kopfzerbrechen bereiten kann. Kolik ist keine Krankheit, sondern der Sammelbegriff für ein Symptom, nämlich Bauchschmerzen. Was eine Kolik kennzeichnet, wie man gegen sie vorbeugen kann und welche Maßnahmen im Falle des Falles einzuleiten sind, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Warum sind Pferde so anfällig für eine Kolik und warum ist sie noch immer die häufigste Todesursache bei Pferden? Grund ist der komplexe Verdauungstrakt unserer Pferde, der naturgemäß darauf ausgelegt ist, permanent in Bewegung zu sein – ebenso wie das Pferd, das im Weideschritt stetig kleine Nahrungsbestandteile zu sich nimmt. Der kleine Magen ist dementsprechend schnell überladen, wenn das Pferd zu viel in zu kurzer Zeit frisst. Der dafür extrem lange Darm, bestehend aus dem bis zu 30 Metern langen, sehr beweglichen Dünndarm und dem eher breiten, bis zu 100 Litern fassenden, aber nur drei bis vier Meter langen Dickdarm inklusive dessen größtem Abschnitt, dem Blinddarm, gerät bereits aufgrund seiner Anatomie leicht aus dem Gleichgewicht. Kommen dann weitere Störfaktoren wie zu viel, falsche oder verdorbene Nahrung hinzu, kann es zur gefürchteten Kolik kommen.

Die Zeichen richtig deuten!

Jeder Pferdebesitzer sollte genau wissen, woran eine Kolik zu erkennen ist, und sei sie noch so leicht. Unruhe, die sich in scharrenden Hufen, Flehmen und vagem Hin- und Herlaufen äußert, häufiges Kopfdrehen zum Bauch oder Treten Richtung Bauch und natürlich auch häufiges Wälzen, das immer wieder durch Aufspringen unterbrochen wird, sind deutliche Anzeichen, dass etwas nicht stimmt. Auch ein aufgeblähter Bauch oder vergebliche Versuche, Kot abzusetzen, sind Warnhinweise, dass es Verdauungsprobleme gibt.
Im weiteren Verlauf einer Kolik beginnen die Pferde zu schwitzen, die Atmung beschleunigt und die o. g. Symptome verschlimmern sich.
Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Kolik-Therapie ist das frühzeitige Erkennen der Symptome – diese sollten jedem Pferdebesitzer in Fleisch und Blut übergehen. Erste Amtshandlung bei Verdacht auf eine Kolik: Alles Futter, auch Heu, aus der Box entfernen!

Häufig das Zünglein an der Waage: Faktor Zeit

Ob eine Kolik eine leichte Verlaufsform nimmt oder für das Pferd lebensbedrohlich wird, hängt eigentlich immer davon ab, wie schnell der Mensch handelt und wie viel Zeit zwischen dem Erkennen der Symptome und dem Eintreffen des Tierarztes vergeht.
Oberste Prämisse ist also, nicht zu lange zu warten, bis man den Tierarzt ruft! Denn erwischt man den richtigen, sprich frühen Zeitpunkt einer Kolik, kann den allermeisten Pferden mit einfachen Mitteln geholfen werden. Häufig genügt schon eine Injektion mit krampflösenden Schmerzmitteln und das Pferd entspannt sich mit der Folge, dass die Verdauung ihre ins Stocken geratene Tätigkeit wieder aufnimmt.
Wartet man allerdings zu lange, kann aus einer kleinen Kolik ein Kampf um Leben und Tod werden.

Es gibt viele Ursachen für eine Kolik

Genau wie bei uns Menschen ist Bauchweh nicht gleich Bauchweh und Koliken können verschiedene Ursachen haben. Man unterscheidet zwischen folgenden Grundformen.

Krampfkolik

Leidet das Pferd unter einer Krampfkolik/spastischen Kolik, ist die Darmtätigkeit erhöht. Meist verläuft dies schubweise und sorgt für mehr oder weniger starke Krämpfe. Ausgelöst wird diese Form meist von eher diffusen Ursachen wie Stress, Witterungsumschwung, Fehler in der Fütterung, mangelhaft gekautes, zu schnell ab geschlucktes Futter (Zahnschäden). Auch eine starke Verwurmung kann heftige, plötzliche Krämpfe auslösen.

Verstopfungskoliken

Wenn der Darminhalt nicht mehr flüssig genug für eine reibungslose Passage ist, entstehen Verstopfungskoliken. Häufig ist die Aufnahme von zu großen Mengen an Raufutter die Ursache dafür, i. d. R. Stroh. Auch eine verminderte Wasseraufnahme kann eine Verstopfungskolik verursachen, ebenso wie Parasitenbefall oder Bewegungsmangel. Zu Beginn einer Verstopfungskolik sind die Symptome meist schwach, das Pferd fühlt sich eher unwohl als dass es deutliche Krankheitssymptome zeigt.

Sandkoliken

Falsche Fütterungs- und Haltungsbedingungen können zur Sandkolik führen. Hierbei nimmt das Pferd mit der Nahrung zu viel Sand oder Erde auf, zum Beispiel, wenn es auf einer stark abgefressenen Weide satt werden soll oder im Paddock zu wenig Raufutter erhält und am Boden nach den letzten Hälmchen sucht. Wird Raufutter auf sandigen Paddocks vom Boden aus gefüttert, steigt das Risiko, dass Sand mit aufgenommen wird. Sand und/oder Erde sammeln sich dann und verklumpen in den engen Wölbungen des Dickdarms, die Verdauungstätigkeit verlangsamt sich und es entsteht die Gefahr eines Darmverschlusses!

Gaskolik

Nehmen Pferde vermehrt gärfähiges Futter wie zum Beispiel geschnittenes Grünfutter auf, kommt es zur Gaskolik, die recht schnell und akut verlaufen kann. Auffallend ist neben Blähungen häufig der sichtbar pralle, auf gegaste Bauch. Letzteres kann sogar zur Behinderung der Atmung führen.
Ileus
Die gefürchtete Darmverdrehung oder der Darmverschluss können nicht nur durch eine der o. g. Koliken ausgelöst werden, sondern stellen auch eine gesonderte Art der Kolik dar. In seltenen Fällen genügen bereits schlecht oder nicht gekaute, hastig verschluckte größere Futterstücke (Rüben, Äpfel, Brot), die in der Passage hängenbleiben und den Darm stark verengen oder gar komplett verschließen. Der Darm kann sich in der Folge verdrehen oder verschlingen, nachfolgendes Futter wird nicht mehr weitertransportiert. Fehlender Kotabsatz und heftige, plötzlich auftretende Kolikschübe sind die Folge. In einer solch gefährlichen Situation bleibt nur noch die Fahrt in die Klinik, um dort mittels OP eingreifen zu können.

Vorbeugen ist eigentlich ganz einfach

Ursachen für eine Kolik gibt es viele, aber die meisten potenziellen Gefahrenquellen können ausgeschaltet werden, wenn man die Haltung und den alltäglichen Umgang mit dem Pferd entsprechend gestaltet.
Um eine ausreichende Darmtätigkeit zu gewährleisten, ist neben der richtigen Ernährung natürlich Bewegung das A und O. Fütterungsfehler wie zu viel Stroh, zu wenig Heu, zu große Kraftfutterportionen, zu lange Fresspausen und in der Folge gieriges Fressen, zu schnelle Futterumstellung, aber auch nicht ausreichend zur Verfügung gestelltes Tränkwasser können mühelos vermieden werden. Heusparsysteme, um die Fresszeiten zu verlängern und gieriges Fressen zu vermeiden sowie Schwimmertränken, die pferdegerechtes Satt-Trinken gewährleisten, sind eine große Hilfe bei der Vermeidung von Koliken und überall leicht umzusetzen.
Ebenso sollte akribisch darauf geachtet werden, dass weder verdorbenes (Äpfel, Karotten, die nicht mehr einwandfrei sind) noch mit Pilzen oder Schimmel kontaminiertes Futter (Heu, Stroh, Heulage) verfüttert wird.
Im Idealfall wird Kraftfutter – wenn erforderlich – mehrmals täglich in kleinen Mengen gefüttert, wobei Heu aus entsprechenden Raufen zur freien Verfügung stehen kann, um Fresspausen von mehr als fünf Stunden zu vermeiden.
Auf medizinischer Seite sollte ein durchdachtes Parasitenmanagement stehen, das Pferd also regelmäßig auf Verwurmung untersucht und ggf. mit entsprechenden Mitteln behandelt werden. Einmal jährlich, bei Senioren zweimal sollten die Zähne kontrolliert werden, um zu gewährleisten, dass die Verdauung bereits in der Maulhöhle effektiv beginnt und die Nahrung gut durchgekaut und eingespeichelt weiterverarbeitet wird.
Wie schon erwähnt spielt die ausreichende Bewegung des Pferdes eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Darmtätigkeit und damit Vermeidung einer Kolik. Viel Auslauf und geregelte Arbeit vermindern das Kolikrisiko vor allem in den kommenden Wintermonaten. Also raus mit den Vierbeinern bei Wind und Wetter – auch ein flotter Spaziergang erfüllt diesen Zweck!

Text: Friederike Fritz, Foto: Adrian Bozai